Arnsberg. „Hinter dem Bahnhof wird jetzt vor dem Bahnhof!“ sagte Bürgermeister Hans-Josef Vogel beim ersten Spatenstich für die neue Brücke über die Ruhr, die nach ihrer für Ende 2016 vorgesehenen Fertigstellung die Uentroper Straße mit der Straße „Zu den Werkstätten“ verbinden wird.
Drei Ziele sollen erreicht werden
Dies sei das derzeit wohl unumstrittenste Brückenbauprojekt im gesamten Stadtgebiet, sagte der Planungsausschussvorsitzende Werner Frin (SPD). Gleich drei Ziele könnten mit dem 1,4 Millionen Euro teuren Projekt erreicht werden, sagte der Bürgermeister, und jede Maßnahme, die drei Ziele erreiche, sei eine gute Maßnahme.
- Zum einen, so Vogel, werde hinter dem Bahnhof ein untergenutztes Gewerbegebiet aufgewertet. Im Stadtteil Arnsberg mit seiner engen Lage in der doppelten Ruhrschleife gebe es kaum noch freie Gewerbeflächen und hier habe man nun die Möglichkeit, auf dem Gelände des früheren Eisenbahnausbesserungswerks ein hochwertiges Gewerbegebiet zu entwickeln und neue Arbeitsplätze zu mobilisieren.
- Das zweite Ziel, so Vogel, sei die Aufwertung der Oberen Ruhrtalbahn. Gerade in Zeiten, wo die Stadt vehement die zweispurige Sanierung der Tunnel auf dieser Bahnstrecke gefordert habe, müsse sie auch selbst zu mehr Attraktivität beitragen. Und die werde durch den neuen Zugang zum Bahnhof geschaffen, zu dem neben der Brücke auch die Fortsetzung des Fußgängertunnels unter den Bahnsteigen auf die Nordseite und die dortige Park & Ride-Anlage gehören, die jetzt ebenfalls gebaut werden. Es werde jetzt nicht nur besonders einfach, zum Arnsberger Bahnhof zu kommen, mit der neuen Thalys-Verbindung ab Dortmund könne man von Arnsberg mit nur einem Umstieg in nur 5 Stunden 45 Minuten Paris erreichen.
- Als drittes Ziel nannte Vogel die Entlastung des innerstädtischen Verkehrs. Insbesondere auf der Clemens-August-Straße und auf der Marienbrücke werde sich der Wegfall des Lkw-Verkehrs bemerkbar machen. Und aus Oeventrop und Uentrop, vom Schreppenberg und auch vom Seltersberg habe man einen schnelleren und bequemeren Zugang zum Bahnhof. Das Nadelöhr Bahnschranke werde an Bedeutung verlieren.
Schlüsselprojekt für Stadtumbaugebiet
„Wir freuen uns wahnsinnig, dass es jetzt mit der Brücke endlich losgeht, denn da haben wir lange drauf gewartet“ sagte Stadtplanerin Dr. Birgitta Plass. Denn die Brücke sei das Schlüsselprojekt schlechthin für das Stadtumbaugebiet Bahnhofsumfeld Arnsberg. Und dieses Stadtumbauprojekt laufe ja schon seit 15 Jahren. Dank des direkten Autobahnanschlusses bekomme Arnsberg jetzt ein Gewerbegebiet mit super Lage und Qualität. Insgesamt gibt es rund 160 Hektar Gewerbeflächen, von denen etwa zwölf Hektar als ehemalige Bahnflächen in städtischen Besitz sind. Der Rest ist in Privatbesitz und derzeit vielfach untergenutzt. Etliche alte Gebäude stehen leer. Hier versprechen sich die Stadtplaner eine neue Dynamik.
Private Investitionen im Gewerbegebiet erwartet
Eine Entwicklung, die auch Straßenbauer Wolfgang Schomberg erwartet. Immer wieder habe er in den letzten Jahren erlebt, dass Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur private Investitionen nach sich gezogen haben und innerhalb von drei, vier Jahren Entwicklungen eingetreten sind, die man vorher kaum für möglich gehalten habe. Schomberg kündigte an, dass auch die Straße „Zu den Werkstätten“ erneuert werden solle, um das Gewerbegebiet zu erschließen. Diese ehemalige Privatstraße habe bisher weder Beleuchtung noch Entwässerung und es sei gut verständlich, dass die Arnsberg bisher nicht gerne hierher gekommen seien.
56 Meter langes Brückenbauwerk
Brückenbauingenieur Stefan Garstecki aus Erkrath erläuterte die technischen Daten der Brücke. Das Spannbetonbauwerk mit zwei Feldern wird insgesamt 56 Meter lang sein und hat bei je einer Fahrspur pro Richtung und einem einseitigen Fuß- und Radweg eine Breite zwischen 12,3 und 18,3 Meter, da es sich zur Uentroper Straße aufweitet. Wegen des weichen Untergrunds am Ruhrufer ist eine tiefe Bohrpfahlgründung erforderlich. Auf der Uentroper Straße wird, wie Wolfgang Schomberg berichtete, natürlich auch eine Linksabbiegespur errichtet.
Bahnschranke muss wegen Holzverladung bleiben
Mit einer Schließung des beschrankten Bahnübergangs nach Fertigstellung der Brücke ist vorerst nicht zu rechnen. Der Grund hierfür ist die Holzverladung, die derzeit noch in recht großem Stil auf der Südseite der Bahngleise stattfindet. Die Holz-Lkw will man nicht auf der Clemens-August-Straße haben, sie sollen über die neue Brücke und den Bahnübergang fahren. Der Arnsberger Bahnhof ist die einzige Verladestation auf der Oberen Ruhrtalbahn, wo lange Holzzüge zusammengestellt werden können. Auch der Ruhrtalradweg soll von Uentrop kommend künftig über die neue Brücke und über den Bahnübergang geführt werden.