Langscheid/Hellefeld. Der Sunderner Rat hat ein Paket mit Maßnahmen und Prüfaufträgen beschlossen, um dem Problem des Motorradlärms insbesondere am Sorpeseeufer in Langscheid und auf der Hellefelder Höhe besser Herr zu werden. Damit wurden zumindest einige der Forderungen der Interessengemeinschaft Motorradlärm und Raserei erfüllt. Die IG, die nach eigenen Angaben über 2000 Bürger vertritt, hatte einen Antrag an den Rat gestellt.
Tempo-Beschränkung an Seepromenade wird zeitlich ausgeweitet
Zu den Vorschlägen der IG hatte die Stadt Stellungnahmen von Straßen.NRW, Polizei, Kreis und Bezirksregierung eingeholt, die einige der Vorschläge als nicht machbar bezeichneten. So hatte die IG gefordert, die Geschwindigkeit an der Seepromenade in Langscheid dauerhaft und ganzjährig auf 30 Stundenkilometer zu reduzieren. Derzeit gilt diese Regel saisonal vom 15. April bis 15. Oktober zwischen 10 und 18 Uhr. Bei der saisonalen Regelung soll es auch bleiben. Allerdings sollen die Geltungszeiten der Beschränkung ausgeweitet werden auf 10 bis 20 Uhr an Werktagen sowie 6 bis 22 Uhr an Wochenenden. Die von der IG gewünschte Zusatzbeschilderung „Lärmschutz“ hat Straßen.NRW abgelehnt, weil es bei der Geschwindigkeitsbegrenzung nicht nur um Lärmschutz gehe.
Verlegung von Motorradparkplätzen wird geprüft
Auch die von der BI gewünschte Sperrung der K 34 (Brunnenstraße/Lindenstraße) wurde nicht beschlossen. Das hatte Langscheids Ortsvorsteher Michael Pellmann (CDU) kategorisch abgelehnt, weil dies „alle Motorräder, die aus dem Märkischen Kreis einfliegen“, durch Langscheid führen würde. Auch eine Geschwindigkeitsreduzierung auf der gesamten Seestraße zwischen Langscheid und Amecke auf 50 km/h hielt Pellmann für nicht sinnvoll und sie wurde fallen gelassen. Gleichwohl machte Pellmann deutlich, dass in Langscheid etwas passieren müsse. Er berichtete von Motorradgruppen, die mit Sprüchen wie „Wir sind fünf und du nur einer!“ und Handgreiflichkeiten gegen Leute vorgehen, die sich beschweren, oder die die Gehwege so zuparken, dass kein Kinderwagen mehr durch passt, und sagte: „Solche Leute brauchen wir nicht in Langscheid!“. Er unterstütze die Forderung, die Motorradparkplätze an der Promenade zu verlegen und Radfahrern und E‑Bikern zur Verfügung zu stellen, denn diese Motorradparkplätze würden zum „Zurschaustellen“ nach dem Motto „Was bin ich für ein dicker Hecht!“ genutzt. Er hatte auch schonen einen Vorschlag als Ersatz, einen Streifen des Parkplatzes zwischen Yachtclub und Kanuclub, nur wenige Meter entfernt. Der Rat beschloss, eine Verlegung der Parkplätze zunächst von der Verwaltung prüfen zu lassen, insbesondere was die finanziellen Auswirkungen betrifft.
Polizeikontrollen lösen Problem nicht dauerhaft
Der Langscheider Ortsvorsteher erinnerte auch daran, dass die Displays, die am Straßenrand die gefahrene Geschwindigkeit anzeigen, durchaus effektvoll gewesen seien, jetzt aber leider kaputt seien. Für einen Ersatz, 2000 Euro pro Stück, Pellmann machte aber auch deutlich, dass man die Motorradfahrer nicht generell aus Langscheid verbannen wolle. Sie seien weiter als Gäste willkommen, denn schließlich seien es nur fünf bis zehn Prozent, die sich nicht an die Spielregeln halten. Eine Einschätzung, die der Hellefelder Jens Kuhnen (SPD) zumindest für die Hellefelder Höhe nicht teilt („Mir geht der Kamm hoch!“). Dort seien es seiner Einschätzung an die 100 Prozent er Motorradfahrer, die sich nicht an die Spielregeln halten. Er sprach von „Outlaws“, die dort, wo andere Ruhe und Entspannung suchen, auf der Jagd nach dem Adrenalinstoß seien. Trotz der begrüßenswerten Ordnungspartnerschaft mit Polizei und Kreis sei dieses Problem mit repressiven Maßnahmen nicht dauerhaft in den Griff zu kriegen, zumal die Personalstärke der Polizei sinke. Kuhnen machte sich stark, durchaus auch mit einer provokanten Maßnahme, die sich herumspreche, ein Zeichen zu setzen. Den Vorschlag, die Hellefelder Höhe als Einbahnstraße für Motorräder auszuweisen, begrüßte er, denn das werde die Hin- und-Her-Rennen unterbinden. Bei einer solchen Lenkung würden sich die Verkehrsströme ändern und irgendwann sei die Strecke „verbrannt“. Der Rat beschloss, dass die Machbarkeit einer solchen Einbahnregelung für die Hellefelder Höhe und eventuell in Verbindung mit dem Ochsenkopf in einer Behördenabstimmung geprüft werden soll.
Probleme auch in anderen Ortsteilen
Dass die Probleme nicht nur in Hellefeld und Langscheid liegen, machten andere Politiker deutlich. Klaus Tolle (CDU) aus Hagen sprach die Probleme im Bereich Hagen/Hoher Lenscheid und Allendorf/Hüttebrüchen an, Peter Penz (SPD) aus Hachen klagte über die unfallträchtige „Röhrtal-Rennstrecke“ zwischen Hachen und Müschede und Holger Hengesbach (CDU) aus Brenschede regte an, dort das Ortseingangsschild um 100 meter zu versetzen, damit nicht weiter „mit hundert Sachen“ an einem Haus vorbeigerast werde, das 5000 Übernachtungen im Jahr zähle.
„Tag der Entschleunigung“ für Gespräche nutzen
Beschlossen wurde, die im April vereinbarte Ordnungspartnerschaft und allseits als sehr positiv eingeschätzte Ordnungspartnerschaft mit Kreis, Polizei und anderen betroffenen Gemeinden im Kreis auszubauen, aber auch, die Kontakte in den Märkischen Kreis und den Kreis Olpe auszubauen, da vielbefahrene Strecken auch über die Kreisgrenzen führen. Und es erging auch ein Arbeitsauftrag an das Stadtmarketing. Dort sollen Vorschläge erarbeitet werden für eine Veranstaltung, die der Langscheider Jürgen ter Braak (SPD) den „Tag des Bewusstseins“ nannte und Bürgermeister Detlef Lins einen „Tag der Entschleunigung“, an dem man die Problemgruppen beim Kaffeetrinken in Gespräche verwickeln könnte.
Das kleine Sundern appelliert an Brüssel
Außerdem soll ein Signal aus dem kleinen Sundern nach Brüssel gesendet werden. In Zusammenarbeit mit den heimischen Europaabgeordneten soll eine Resolution formuliert werden, die, vom Stadtrat und vom Kreistag abgesegnet, die EU auffordern soll, beiden Zulassungsvorschriften für Motorräder die maximale Lautstärke von 100 auf 80 Dezibel abzusenken. Allerdings, so hatte Michael Pellmann, zuvor berichtet, sind es inzwischen nicht nur die Motorräder, die viel Lärm machen. An der Sorpepromenade seien dafür auch Ferraris, Maseratis und A 8‑Audis verantwortlich.