Arnsberg/Sundern/HSK. Motorradfahrern, die auf den kurvenreichen Sauerländer Landstraßen Rennen fahren, die Polizei narren und Autofahrer wie Anwohner nerven, können sich in der kommenden Motorradsaison auf gezieltere und effektivere Gegenmaßnahmen einrichten. Polizei, Kreis und die vier Städte Arnsberg, Sundern, Meschede und Schmallenberg haben dafür am Dienstag im Mescheder Kreishaus die Ordnungspartnerschaft Motorradlärm unterzeichnet. Koordiniert, besser ausgerüstet und mit der Möglichkeit zu fühlbareren Sanktionen werden die Partner ab sofort ans Werk gehen. „Das richtet sich aber nur an die Minderheit, die sich regelwidrig verhält, grundsätzlich ist die Masse der Biker im Hochsauerland auch weiterhin willkommen,“ betont Landrat Dr. Karl Schneider.
Eklatant hohe Unfallzahlen der Motorradfahrer
„Die, die sich zu Rennen verabreden, die ihr Zeitfahren mit der Helmkamera aufnehmen, die ihre Maschinen manipulieren, das ist unsere Zielgruppe,“ sagt Polizeidirektor Georg Petering. Und Polizeioberrat Josef Jakobi verweist auf eklatant hohe Unfallzahlen in seiner Statistik. Jeder vierte Schwerletzte bei Verkehrsunfällen im HSK sei ein Motorradfahrer und zu 83 Prozent habe der Motorradfahrer den Unfall verschuldet. Das „selbstzerstörerische Verhalten“ konzentriere sich auf Freitag, Samstag und Sonntag zwischen 11 und 19 Uhr, die Zeit, in der demnächst zielgerichtet gegen Raser und Motorradlärm vorgegangen werden soll. Es sei allerdings nicht möglich, ständig flächendeckend im Kreis zu kontrollieren, dazu fehle schlicht das Personal, sagte Petering, um nicht allzu hohe Erwartungen bei der lärmgeplagten Bevölkerung zu wecken. Deshalb haben sich Polizei, Kreis und die vier Städte zunächst auf eine Liste von 17 auffälligen Motorradstrecken geeinigt, auf die sich die Ordnungspartner zunächst konzentrieren wollen. Sunderns Bürgermeister Detlef Lins freute sich, dass seine Stadt mit sieben Strecken am stärksten vertreten ist. Schließlich sei die Anregung zu dieser Ordnungspartnerschaft auch aus Sundern gekommen. Dort war Bürgern aus dem Raum Hellefeld im letzten Jahr der Kragen geplatzt und sie hatten rund 500 Unterschriften gegen Raser und Lärm auf der Hellefelder Höhe und der Bauernautobahn gesammelt.
Mit Schallpegelmessgerät aufgerüstet
„Wir wollen mehr als nur Nadelstiche setzen,“ sagte Petering, „deshalb haben wir auch aufgerüstet.“ Die Polizei wird ab sofort ein neues Schallpegelmessgerät einsetzen. „Damit können Manipulationen an der Auspuffanlage gerichtsfest nachgewiesen werden.“ Petering und Jakobi erwarten Erfolge auch, weil sie Verstöße jetzt wirkungsvoller ahnden können. Über 10 oder 20 Euro Bußgeld auf dem Ochsenkopf hätten sich die Betroffenen doch meist nur kaputt gelacht, doch wenn sie bald 180 bis 200 Euro zahlen müssten und nicht mehr mit ihrer Maschine weiterfahren dürften, dass werde mit Sicherheit abschrecken.
Allerdings gibt es auch schon Möglichkeiten, die Polizei weiter zu narren. Das haben die Beamten bereits erfahren müssen, als sie mit ihrem neuen Messgerät auf der Motorradmesse in Dortmund waren. Dort wurde gleich nebenan von der einschlägigen Industrie ein Gerät angeboten, das dafür sorgt, dass die erforderlichen Lärmwerte beim Messen im Stand eingehalten werden, das den gewünschten ohrenbetäubenden Sound bei voller Fahrt aber weiter ermöglicht – für stolze 2500 Euro. „Wir müssen als Polizei oft hinterherlaufen. Trotzdem ist es unsere Aufgabe, dem Recht Geltung zu verschaffen,“ lautet der Kommentar von Georg Petering.
Auch Video-Krad und Doppel-Blitz weiter im Einsatz
Folge der Ordnungspartnerschaft ist auch, dass die Polizei am Wochenende das Geschwindigkeitsmessgerät des Kreises nutzen kann, das bisher am Wochenende meist Pause hat. Weiterhin im Einsatz ist auch das Provida-Krad, mit dem ein Polizist in Zivil Motorradfahrer verfolgen und ihre Verkehrssünden auf Video aufnehmen kann, und das Esotechnik-Messgerät, das Motorradfahrer von vorne und hinten blitzt, damit Gesicht des Fahrers und Kennzeichen sichtbar sind. „Damit kommen wir auch durch die abgedunkelten Helmvisiere“, sagt Jakobi, der aber auch betont, dass für ihn letztlich nicht die Bußgelder, sondern das Senken der Unfallzahlen und die Ruhe der Anwohner im Vordergrund stehen.
Bürgermeister Vogel: Polizei in der Fläche besser aufstellen
„Lärm wird von den Bürgern als Umweltproblem Nr. 1 gesehen,“ sagte Arnsbergs Bürgermeister Hans-Josef Vogel, dem es wichtig ist, dass auch die Motorradfahrer angesprochen werden, um sie aufzufordern, sich auch mal in den Kopf des anderen zu denken. Da gebe es ein sozio-kulturelles Problem zu lösen. Auch das ist im Rahmen der Ordnungspartnerschaft geplant, wobei diese Aufgabe vor allem von den zivilen Mitarbeitern der Städte geleistet werden soll, während die Polizisten sich darauf konzentrieren, dass die Regeln eingehalten werden. Bürgermeister Vogel nutzte das Thema auch für einen Appell in Richtung Düsseldorf, die Polizei in der Fläche personell besser aufzustellen. In Sachen Sicherheit dürfe die Region nicht abgehängt werden, das sage er auch mit Blick auf die überzogene Sicherheitsmaßnahmen in Fußballstadien.
Ochsenkopf, Hellefelder Höhe und Sorpeufer sind Schwerpunkte
Es wird unangekündigte gezielte Kontrollen geben, aber zunächst auch – abhängig vom Wetter kurzfristig anberaumt – zwei angekündigte größere Aktionen in Sundern und Schmallenberg, bei denen die Information aller Beteiligten im Vordergrund steht. Auf der Kontrollliste stehen in Arnsberg die Strecken über die Grimmestraße in Richtung Möhnesee sowie von der Teutenburg in Richtung Ochsenkopf und Hellefelder Höhe. Auf Sunderner Gebiet sind ebenfalls Ochsenkopf und Hellefelder Höhe auf der Liste, dazu die Strecken entlang des Sorpesees von Amecke bis Langscheid und weiter über Tiefenhagen nach Hachen, von Hagen auf den Hohen Lenscheid, von Allendorf nach Hüttebrüchen sowie von Hövel nach Melschede. Der Stimmstamm in Meschede und der Albrechtsplatz in Schmallenberg stehen ebenfalls im Blickpunkt.