Arnsberg. „Hier tut sich was!“ Das ist im Stadtteil Arnsberg unübersehbar, seit im Frühjahr die Bagger auf Ruhrstraße und Brückenplatz wühlen, seit Platz für die Erweiterung des Sauerlandmuseums geschaffen wird und im Brückencenter die Vorboten des großen Umbaus unübersehbar sind. Ein Prozess ist in Gang gekommen, der jetzt mit einer Kampagne noch gestärkt und auf breite Basis gestellt werden soll. Mit einer Kampagne, die auch so heißt: „Hier tut sich was!“
Keine Fee mit Zauberstab, die alles schön macht
Tarek Jumah, Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Wir in Arnsberg“, bringt es auf den Punkt: „Den Arnsbergern muss bewusst sein, dass hier keine Fee mit dem Zauberstab kommt und alles schön macht, sondern dass sie selbst gefragt sind, aktiv zu werden und sich zu beteiligen.“ In die Kerbe schlägt auch Liberto Balaguer, der die Kampagne in den kommenden zwei Jahren betreuen wird und mit wenig finanziellen Mitteln viel erreichen will: „Die Bürger sind die Träger der Kampagne. Alle sind aufgefordert, mitzumachen. Zu der großen Aufgabe gehören auch viele kleine Maßnahmen bis hin zur Renovierung oder zum Neubau von Privathäusern.“ Balaguer kommt von der Dortmunder Agentur „panta Rhei“, einer Beratungsgesellschaft für soziale Prozesse, und kennt Arnsberg von verschiedenen früheren Aufträgen. Er erinnert sich noch an die einst vorherrschende Meinung, dass im Stadtteil Arnsberg nicht viel passiere. Doch jetzt sei es möglich, in Arnsberg und für Arnsberg ganz viel zu erreichen. Denn jetzt sei Arnsberg in Bewegung und keineswegs verschlafen. Dafür, so Balaguer bei der Auftakt-Pressekonferenz im Baubüro am Brückenplatz, sei mehr nötig als nur ein paar bunte Logos. Die hat er aber natürlich auch mitgebracht und die sollten jetzt doch möglichst alle, die rund um ihr Geschäft oder Haus Aktivitäten starten, dort sichtbar anbringen.
Kommunikationskonzept: Informieren – Aktivieren – Moderieren
Drei Dinge gehören zum Kommunikationskonzept Balaguers: Informieren – Aktivieren – Moderieren. Informieren will er Anwohner und Bevölkerung über die im Fenster des Baubüros ausgehängten Pläne und die wöchentlichen Baustellengespräche (jeden Donnerstag um 10 Uhr) hinaus durch aktuelle Infos auf der Internetseite www.hier-tut-sich-was.info , die in Kürze freigeschaltet wird, aber auch durch die große Baustellentafel, die als erstes sichtbares Zeichen der Kampagne von allen Akteuren auf dem Brückenplatz vorgestellt wurde und die anschaulich über die Baumaßnahmen vom Altstadttunnel bis zum Schützenhof informiert. Aktivieren will Balaguer möglichst viele Geschäfts- und Privatleute. Um dann im dritten Schritt auch alle Aktivitäten moderieren und die Akteure an einen Tisch bringen zu können, bittet er alle, die etwas beitragen wollen, sich über die Internetseite bei ihm zu melden. Als lobenswerten Schritt in die richtige Richtung nannte er die Baustellenführungen, die der Verkehrsverein bereits angeboten hat, oder auch die Plakataktion von „Wir in Arnsberg“, der die Kundschaft auffordert, auch in der Umbauphase trotz der unvermeidlichen Unannehmlichkeiten ihren Händlern die Treue zu halten.
Ab Ende Juli erste Eindrücke von neuer Oberfläche
Karin Hahn, Geschäftsführerin des Verkehrsvereins, sagte weitere Aktivitäten zu. So sei – wie zuletzt beim Kreisverkehr Ruhrstraße – eine Open Air-Einweihungsfete geplant, wenn auch Ruhrstraße und Brückenplatz die erste Phase des großen Straßenumbaus abgeschlossen sei. Dass dieser erste Bauabschnitt planmäßig im Dezember 2014 fertig gestellt sein wird, davon sind Bauleiter Andreas Boland von den Stadtwerken, und Sven Böhme, Geschäftsführer der bauenden ARGE Strassing-Limes/Eley nach wie vor fest überzeugt. Sie kündigten an, dass der Bürger ab Ende Juli dann auch einen ersten Eindruck vom künftigen Gesicht der Straßen bekommen werde. Denn dann seien die langwierigen Arbeiten an Kanal, Wasser‑, Gas‑, Strom- und Telefonleitungen abgeschlossen und es könne mit der Oberflächengestaltung begonnen werden. Für September ist dann der Umzug des Einbahnstraßenverkehrs von der alten auf die neue Fahrbahn geplant. Die Arbeiten an der zweiten Straßenhälfte sollen dann bedeutend schneller gehen, weil dort weniger im Untergrund liegt. Andreas Boland ist auch sicher, dass der Festzug beim Kreisschützenfest im September über die Klosterbrücke marschieren kann, ohne dass die Hofstaatkleider der Damen Schaden nehmen. „Wir stehen da im Wort, und es müsste schon die Welt zusammenbrechen, dass das nicht klappt!“
Geschimpft wird so gut wie gar nicht
Theoretisch würde sich auch das Beschwerdemanagement zur Aufgabe des Kommunikators Liberto Balaguer gehören. Doch Beschwerden, da waren sich die Beteiligten an der Pressekonferenz einig, hat es bisher so gut wie keine gegeben. „Wir hätten gedacht, dass bei den Baustellenführungen einige kommen, um so richtig zu schimpfen, aber Fehlanzeige“, sagte Karin Hahn, und auch Andreas Boland und Sven Böhme sind mit dem bisher sehr harmonischen Verlauf sehr zufrieden. Boland gibt auch gerne zu, dass die Verkehrssituation rund um die Baustelle meist viel entspannter sei als er sich das vorgestellt habe. Das Bild, das sich jetzt in einigen wenigen Spitzenzeiten biete, habe er sich als Normalzustand vorgestellt, als er das Verkehrskonzept plante, berichtete Boland. „Man merkt, dass alle hier Spaß daran haben, dass etwas umgesetzt wird,“ sagte Wolfgang Schomberg, Bereichsleiter Straßenbau bei den Stadtwerken. Er hoffe, dass sich das positive Ergebnis für die Zukunft Arnsbergs auch einstelle.
Brückencenter: Investor arbeitet noch an Baugenehmigung
Wenig Neues gab es zum Brückencenter. „Das ist auf einem ganz guten Weg, der private Investor arbeitet noch an der Baugenehmigung,“ berichtete Stadtplanerin Dr. Brigitta Plass. Aber auch anderswo im Stadtteil regen sich Investoren, so dass Karin Hahn schon euphorisch von „rosigen Zeiten“ redete, aber gleich auch wieder ein schlechtes Beispiel parat hatte. Sie wisse von einem Blumenladen, der sich im Bereich Steinweg/Alter Markt ansiedeln wolle, aber vom Besitzer eines leerstehenden Ladenlokals eine ihr völlig unverständliche Absage erhalten habe. Tarek Jumah steuerte zu dem Thema bei, das es immer noch Hausbesitzer gebe, denen Quadratmeterpreise vorschwebten, die für Arnsberg jenseits von Gut und Böse seien. Vielleicht kann diesen Hausbesitzern ja ein Gespräch mit dem Aktivator und Moderator Liberto Balaguer helfen. Der bestätigt gerne, dass keine Fee vom Himmel kommt. Und wenn sich nicht genug Arnsberger mit dem neuen Weg identifizierten, könne es auf lange Sicht auch nach hinten losgehen und am Ende sei viel Geld verbrannt.