Arnsberg/Sundern. Auch die CDU Sundern bezieht in einer eigenen Erklärung zum drohenden Aus der Röhrtalbahn-Reaktivierung Stellung zur aktuellen Diskussion. Der Vorsitzende des Ortsverbandes Sundern und stellvertretende Fraktionsvorsitzende Sebastian Booke fordert darin, dass in der Debatte „Ideologie“ außen vor bleibe und „zukunftsweisend gedacht“ werde. Die Stellungnahme der CDU im Wortlaut:
Eigentlich hatte die CDU Kreistagsfraktion und auch die CDU in Sundern sehr ausführlich zu den Plänen zur Röhrtalbahn Stellung bezogen. Mit Verwunderung liest man dann, wie – sei es bewusst oder aus Unwissenheit – Behauptungen aufgestellt werden, die nicht der Wahrheit entsprechen.
Klarstellend daher einmal die Fakten zu den Behauptungen in den Leserbriefen der letzten Tage:
- Das Bahnhofsgelände gehört nicht der Stadt, sondern der RLG. Die Stadt könnte es aber kaufen und weiterentwickeln. Hier wäre ein Busbahnhof oder ähnliches denkbar und im Stadtentwicklungskonzept auch bereits angedacht. Weder die Trasse noch das Gelände sollen an Dritte verkauft werden, davon war nie die Rede.
- Nicht die vollständige Trasse würde für den Radweg benötigt, Teile könnten auch zu einer Schnellbustrasse für Elektrobusse ausgebaut werden.
- Elektrobusse sind klimafreundlicher als eine Diesellokomotive. Die Zukunft liegt in ausbauflexiblen und umweltfreundlichen Bussen für unsere Region.
- Selbst das überalterte Gutachten für eine Reaktivierung der Röhrtalbahn nennt Kosten von einmalig mindestens 13 Millionen Euro und jährliche Defizite von über 900.000,00 € im Pendelverkehr, für das Flügelkonzept sogar 1.700.000,00 €.
- Güterverkehr ist in einem Pendelverkehr nicht umsetzbar.
- Von den 16 Ortschaften, die zu Sundern gehören, liegen nur drei an der Bahntrasse. Um den Personenverkehr in Sundern zu stärken, müssen folglich die Busverbindungen verbessert werden.
- Der zeitliche Gewinn beispielsweise nach Neheim wäre gegenüber der S 20 Buslinie marginal.
- Auch weiterhin müsste bei dem Pendelverkehr mit der Röhrtalbahn auf dem Weg nach Dortmund in Hüsten umgestiegen werden.
- Ein Radweg ist auch ohne Entwidmung der Strecke möglich.
- Die Bahnschranken würden zweimal die Stunde geschlossen werden und den Straßenverkehr bremsen, da die Bahn innerhalb einer Stunden hin und zurück fahren würde.
Es wäre schön, wenn bei dem Thema Bahnverkehr die Ideologie außen vor bliebe und zukunftsweisend gedacht wird. Jede Region braucht einen ÖPNV nach individuellen Bedürfnissen.
Sundern braucht eine Anbindung an den Ruhrtalradweg sowie einen umweltfreundlichen Ausbau des Personenverkehrs durch Busverbindungen, welche noch besser verknüpft sind. Sundern braucht aber nicht eine weitere Verschlimmerung der Verkehrssituation im Röhrtal durch Bahnschranken. Dies wäre ein Kollaps für die heimische Wirtschaft und die täglichen Pendler.
Es ist erfreulich, dass viele dies schon erkannt haben, was die breite Zustimmung der letzten Tage zeigte. Jetzt gilt es, die Entscheidung im Kreistag zeitnah umzusetzen.
10 Antworten
Lieber Herr Booke,
die Forderung, dass Ideologie draußen bleiben sollte, kann ich nur unterstützen. Das gilt allerdings für beide Seiten. Die Bahn schadet dem Autoverkehr nicht. Das an den Haaren herbeigezogene Argument der Schrankenschließ-Zeiten ist schlichtweg falsch. Die Schrankenanlagen werden in der Regel durch den Zug mittels Kontakten aktiviert, wenn sich diese dem Bahnübergang (BÜ) nähert. Die Entfernung ist so optimiert, dass ein Zug im Falle einer Störung noch rechtzeitig stoppen kann. Der Bremsweg beträgt bei 80 km/h wenige hundert Meter (in Abhängigkeit von der Witterung). Der Zug liegt diese Strecke in etwa 30 Sekunden zurück. D.h. die Behinderung des Straßenverkehrs dauert ca.1 Minute. Das ist mathematisch belegbar und auch nicht durch Behauptungen von 3–4 Minuten zu widerlegen. Ausnahme wäre nur eine Verkehrssituation, bei der ein Haltepunkt in der Einschaltstrecke liegt. Das lässt sich planen.
Umgekehrt schadet aber Ihr Vorgehen denjenigen, die sich nicht der allmächtigen Automobilität verschrieben haben. Zudem widerspricht ihre Politik der Politik auf Landes- und Bundesebene.
Die Wirtschaftlichkeit des Betriebs auf der Röhrtalbahn ist nachgewiesen. Ein Radweg und der Anschluss an den Ruhrtalradweg macht Sinn, aber nur neben der Schiene. In den Bussen lassen sich weder die vielen Räder transportieren, die Sie gerne nach Sundern holen würden, noch sonstiges Gepäck. Und auch hier gilt ein Nebeneinander. Busse sind als Zubringer und zur Bedienung von Zwischenstationen wichtig (nur bitte nicht zeitgleich zur Bahn). Dann sind auch die Orte jenseits der Bahnlinie (die ja übrigens auch nicht vom Schnellbus angefahren werden) optimal angebunden.
Einen „Pendelverkehr“ gibt es im Güterverkehr nicht, nur die Bedienung von Anschlüssen und Tarifstellen. Dies erfolgt nach Bedarf und auf Wunsch der Kunden, die den Verkehr bestellen. Da sind insbesondere private Bahnunternehmen auch sehr flexibel!
Also halten Sie sich bitte mit Ihren Mitstreitern auch an die Fakten und hören Sie bitte auf hier unsachgemäße Behauptungen und „Horrorszenarien“ zu präsentieren („Kollaps für die heimische Wirtschaft und die tägliche Pendler“).
Dann kommen wir Ihrem Wunsch nach einer ideologiefreien Debatte – den ich teile – deutlich näher!
Abschließend: Eine Stilllegung ist nach §11 AEG nur möglich, wenn das antragstellende Unternehmen nachgewiesen hat, dass ihm ein weiterer Betrieb der Strecke nicht zuzumuten ist und die Infrastruktur öffentlich zur Übernahme ausgeschrieben wurde und Übernahmeverhandlungen erfolglos geblieben sind. Wie wollen Sie das bei einer Strecke, die nachweislich (volks-)wirtschaftlich im Personenverkehr betrieben werden kann und auf der Reaktivierungsliste steht darstellen?
Das ist eine ideologische Sackgasse.
Ich wiederhole das noch einmal. Bei der Waldecker Bahn dauert es bis zu 4 Minuten vom ersten Aufleuchten des Rotlichtes bis zum Anfahren des letzten Fahrzeuges in der Wartekolonne. Der Straßenverkehr wird also bis zu 4 Minuten beeinträchtigt. Das sind die Fakten! Und was ist – wie in Hachen – wenn der Bahnhof vom Bahnübergang nur wenige hundert Meter entfernt ist? Dann springt das Licht für den Verkehr auf Rot während noch Fahrgäste in den Zug einsteigen. Die etwas Älteren kennen das noch.
Die von mir mehrmals gemessene durchschnittliche Geschwindigkeit für den PKW-Verkehr als die Röhrtalbahn noch regelmäßig fuhr, war 35 km/h von Hüsten bis Sundern inklusive aller Ortsdurchfahrten. Seit der Quasi-Stillegung liegt diese bei 60 km/h. Das war damals ein enormer Fortschritt.
Liebe Bürger in Sundern,
wir vom VCD usw. sind uns nicht mehr sicher ob das hier reine Satire ist oder nicht. Die Grenzen verschwimmen mittlerweile…
Hier schreibt mit Herrn Hengesbach eindeutig ein vereidigter Sachverständiger und berufserfahrener Bahningenieur 😉
In welchem Jahr war denn das mit den 35 km/h? Wir schätzen vor 1970.
Welcher Bahnübergang war das an welchem Tag um wieviel Uhr (um Manipulationen auszuschließen) bei welcher Ist- und welcher Sollgeschwindigkeit des Zuges bei welcher Technik, welcher Verkehrsmengenkategorie nach EKrG und zugelassenen Straßengeschwindigkeit? Welche (veralteten?) Vorschriften lagen dem Bahnübergangskonzept zu Grunde? Ist die dort verwendete Technik heute noch zugelassen? Ist das ein übertragbares Bsp. für das Röhrtal? Wenn ja: für welchen Bahnübergang? Fragen über Fragen… und Nebelkerzen überall. Da fragt man sich als Bürger betrübt, warum die wichtigsten Informationen bei einigen gewählten Entscheidungsträgern in den über 20 Jahren unseres Engagements noch nicht angekommen sind.
Was Herr Hengesbach hier von sich gibt, kann man nur als Altersstarrsinn bezeichnen.
Die Waldecker Bahn; Korbach – (Waldeck) – Bad Wildungen wurde bereits am 27.05.1995 sowohl in Personen- als auch im Güterverkehr wegen einer seit über 80 Jahren andauernden Verkehrspolitik gegen die Eisenbahn stillgelegt . Auch die Gleise wurde wenig später abgebaut.
Aber unabhängig davon, ist es doch nicht die Eisenbahn in Schuld wenn sich an einer geschlossenen Bahnschranke ein Rückstau bildet. Schuld ist eben diese seit über 80 Jahren andauernde falsche Verkehrspolitik und die Tatsache, dass es einfach viel zu viel Schott (Autos) auf den Straßen unterwegs sind.. Genau das soll sich ja auch mit einer relativierten Röhrtalbahn ändern. Die Menschen sollen nicht mehr in unbequemen Autos vor den Schranken stehen sondern in bequemen Zügen sitzen.
Herr Schulte, nur zu Ihrer Info: Die Bahnlinie Korbach-Frankenberg wurde im September 2015 reaktiviert.
Und von „Schuld“ für einen Rückstau kann man doch schlecht sprechen. Es ist eben die Eigenart der Röhrtalbahn, dass sie die parallel führende Landstraße immer wieder kreuzt. Und das ist die Krux, die so gerne ignoriert wird und die die Reaktivierung der Röhrtalbahn mit anderen Reaktivierungen schlecht vergleichbar macht.
Sie sprechen von meinem angeblichen Altersstarrsinn. Wie würden Sie es denn bezeichnen, wenn man aus gemachten Erfahrungen keinerlei Lehren ziehen will? Vielleicht „jugendliche Dummheit“? Ihre weiteren Sätze triefen nur so von Ideologie und einem förmlichen Zwang, die Menschheit beglücken zu wollen. Jedenfalls sitzt es sich in einem zeitgemäßen E‑Auto bequemer als es sich auf einem zugigen Bahnsteig steht.
Bin nur ein blöder MINT-Mensch. Vernahm vor einigen Tagen, BP Steinmeier sowie BTP Schäuble hätten sich für einen verbal respektablen Umgang miteinander in „sozialen Netzwerken“ ausgesprochen.
Herr Hengesbach, werden Sie eigentlich von der Automobilindustrie bezahlt? Wie haben Sie in ihrem ersten, von gefühlten Zehn weiteren Kommentaren zu diesem Thema gesagt. „ Es reicht doch jetzt „
Soviel unqualifizierten Quatsch von einer Person habe ich schon lange nicht mehr gelesen.
Ich bin auch gegen ein Wiederaufleben der Diskussion, die nun schon 40 Jahre anhält. Aber von der Gegenseite werden leider
längst widerlegte Argumente immer wieder neu aufgetischt. Mein Appell, die Diskussion zu beenden, war doch an beide Seiten gerichtet.
Ihrem Vokabular werde ich mich nicht anschließen. Ich habe in jedem meiner Kommentare Fakten genannt und Sie sprechen von unqualifiziertem Quatsch. Das spricht für sich und das Niveau Ihrer Diskussionsbeiträge.
Meine Motivation liegt darin, für Sundern nicht wieder Verhältnisse aus grauer Vorzeit neu aufleben zu lassen.
Liebe Bürger,
wir freuen uns, dass im Wirtschaftsausschuss am Montag 24.6.2019 ein repräsentatives Video für eine Schrankenschließzeit von 37 Sekunden den Ausschussmitgliedern angeboten wurde. Das Video ist hier für alle abrufbar und sollte helfen die Diskussion auf ruhiger Sachebene zu führen:
https://nrw.vcd.org/der-vcd-in-nrw/hochsauerland/roehrtalbahn/
Der Text dazu ist von mir und natürlich vorher von Fachleuten als korrekt abgesegnet worden.
St. Weh, Dipl.-Ing.
Vorsitzender VCD Hochsauerland e.V.
Werter Herr Weh,
der Text in Ihrem Link enthält einige Unrichtigkeiten. Auch gegen die Verunglimpfungen möchte ich mich verwahren.
Ich bin kein Mitglied der CDU oder einer anderen Partei. Die durchschnittlichen Schließzeiten der erst kürzlich reaktivierten Bahn Korbach-Frankenberg wurden mir von dortigen Anwohnern übermittelt. Es handelt sich also nicht um Altanlagen und auch nicht um manipulierte Zahlen.
Sie schreiben, „einer der üblichen Verdächtigen aus Sundern polemisiert im Internet mit manipulierten Zahlen aus Hessen“. Gegen diesen Ton möchte ich mich verwahren. Ich bin stets sachlich, die Polemik kommt aber geballt von der anderen Seite, inklusive anonymer Beschimpfungen. Solche Formulierungen legen nahe, dass der VCD keinesfalls zu neutralen Gutachten kompetent und befähigt ist.
Ich habe mich nun noch intensiver mit diesen Schließzeiten beschäftigt, die ja aus meiner Sicht das Hauptkriterium meiner Ablehnung darstellen. Und ich muss leider feststellen, dass die manipulierten Zahlen doch wohl eher von Ihnen kommen. Schließzeiten von 37 Sekunden oder noch weniger konnte ich bei meiner heutigen Überprüfung der kürzlich reaktivierten Hönnetalbahn nicht feststellen.
Übergang Küntrop: Schließzeit 1:25 min.
Übergang Garbeck: Schließzeit 1: 25 min.
Übergang Ardey: Schließzeit 2:10 min.
Die Schließzeiten der Waldecker Bahn werde ich demnächst selbst noch einmal überprüfen.
Ich konnte in Garbeck beobachten, dass der Übergang direkt neben dem Bahnhof erst unmittelbar vor Abfahrt des Zuges geschlossen wurde und nicht bereits während der Einstiegszeit. So war das nämlich früher in Sundern, Hachen und Müschede und das war der Hauptpunkt meiner Bedenken.
Wenn dem tatsächlich so ist, dass Schließzeiten von ca. 1 Minute oder deutlich darunter eingehalten werden können, erübrigt sich meine Kritik, die ein wirkliches Verkehrschaos befürchtete. Die Jüngeren wissen nämlich überhaupt nicht, dass der jetzige Zustand auf der Straße „Gold“ ist gegenüber den Verhältnissen vor der Deaktivierung.
Meine übrigen wirtschaftlichen Bedenken gegen eine Reaktivierung bleiben bestehen, spielen aber wohl keine Rolle, da das Defizit ja praktisch schon feststeht und auch , wer dafür aufkommen wird. Also wozu noch eine Bedarfsanalyse? Die ist doch Makulatur.
MfG
W. Hengesbach