Sundern. Bald die halbe CDU-Ratsfraktion war am Freitag im Tagwerk zusammen gekommen, um in dieser ungewöhnlich großen Zahl ein deutliches politisches Zeichen zu setzen, wie wichtig ihnen das Thema Innenstadtentwicklung ist und wie wenig sie damit einverstanden sind, dass sich Bürgermeister Brodel offenbar von der bisher geltenden Beschlusslage verabschiedet habe. So einfach könne es nicht sein, dass die Röhrrenaturierung der zunächst einzige städtische Planungsbaustein der Innenstadtentwicklung sein solle, sagte Ratsmitglied Tim Hoffmann. Und Fraktionschef Stefan Lange zeigte sich sehr irritiert, dass die Politik von dieser Kehrtwende zuerst aus den Medien erfahren habe, fragte, ob das die versprochene neue Transparenz sei.
Immobilienbesitzer nach wie vor bereit
Ortvorsteher Hans-Jürgen Schauerte fürchtet, dass die viele Arbeit im Charetteverfahren und in den Werkstattgesprächen umsonst gewesen sein könnte. Die Idee, einen Ankerbetrieb als Frequenzbringer im Bereich des Franz-Josef-Tigges-Platzes unmittelbar an der Fußgängerzone anzusiedeln, sei gut gewesen. Und wenn der Bürgermeister jetzt sage, die Idee sei gestorben, gehe das an der Realität vorbei, so Schauerte. Die interessierten Immobilienbesitzer seien nach wie vor da und Sundern sei für Investoren ein interessanter Standort, das werde auch von der IHK bestätigt. Ratsmitglied Ulla Kaiser, die selbst an der Fußgängerzone arbeitet, machte die Dringlichkeit deutlich. Während in der Neheimer Fußgängerzone freitags nachmittags der Papst boxe, könne man in Sundern Kinder beim Fußballspielen und bei Radrennen beobachten. Tim Hoffmann hatte auch die Unterschriftenliste mitgebracht, mit der sich 35 Einzelhändler für die bisher geplante Einzelhandelsentwicklung am Tigges-Platz ausgesprochen hatten. Die gelte nach wie vor und eigentlich seien sich doch auch alle Parteien im Rat einig gewesen.
Frage nach den Parkplätzen
Markus Allefeld, Vorsitzender des für Stadtplanung zuständigen SUI-Ausschusses, sagte, die CDU wolle sich keinesfalls gegen die Röhrrenaturierung aussprechen, auch wenn noch nicht klar sei, wie hoch der verbleibende städtische Eigenanteil trotz hoher Zuschüsse sei. Er forderte allerdings ein Gesamtkonzept, das insbesondere auch den Ersatz für wegfallende Parkplätze regelt. Denn wenn Parkplätze am Röhrufer wegfallen, aber kein Ersatz in einem Parkhaus eines neuen Ankerbetriebs zur Verfügung stehe, werde das nachteilige Folgen nicht nur für den Einzelhandel, sondern auch für Dienstleister wie Banken und Arztpraxen haben.
Ohne Frequenz auch keine neue Gastronomie
Ratsmitglied Marc-Oliver Stiewe bezweifelte nicht nur, dass ein, zwei neue Cafés am Röhrufer schon für eine wesentliche Attraktivitätssteigerung der Innenstadt sorgen würden, er bezweifelte sogar, dass überhaupt ansiedlungswillige Betreiber zu finden seien. Denn auch Gastronomen seien nur dann bereit zu investieren, wenn Frequenz da sei. Der stellvertretende Bürgermeister Georg Te Pass beklagte, dass man jetzt auf der Zeitschiene weiter zurückfalle, denn zu der Idee, dass man einen Ankerbetrieb brauche, werde man in ein paar Jahren zwangsläufig zurückkehren.
„Die Chance ist nun weg“
Auch das von Bürgermeister Brodel formulierte Ziel, die unnatürliche Trennung von Innenstadt und Bremkes-Center abzumildern, sieht die CDU skeptisch. Weil dies technisch nur schwer umsetzbar sei, weil das Bremkes auch dann noch zu weit weg wäre, und auch wegen der zusätzlichen Kosten für die Stadt. „Die Einzelhandelsentwicklung am Tigges-Platz wäre ein rein privat finanziertes Projekt gewesen, das der Stadt über den Verkauf ihrer Grundstücke sogar noch Einnahmen gebracht hätte“, sagte Stefan Lange. Die Chance habe man gehabt und die sei nun weg. Die ITG sei ein erfahrener und seriöser Investor, der in Sundern viel Zeit und Geld investiert habe, sagte der CDU-Fraktionschef und räumte ein, dass es unter dem alten CDU-Bürgermeister in dieser Angelegenheit in der oberen Verwaltungsebene wohl Hänger gegeben habe. Vom neuen Bürgermeister habe er erwartet, dass dieser nach der Wahl die Angelegenheit zur Chefsache gemacht hätte und versucht hätte, die ITG zum Wohle der Stadt umzustimmen. Ratsmitglied Marcus Schauerte erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass Fachbereichsleiter Schäfer noch im Dezember im Stadtentwicklungsausschuss berichtet habe, dass andere Investoren bereit seien, an die Stelle der ITG zu treten.
Entscheidungen im April
Lange kündigte einen Leitantrag der CDU an, um das Thema im Rat zu beraten. Allerdings erst in der übernächsten Sitzung, da am 16. Februar die Tagesordnung bereits übervoll ist. Inzwischen hat der Bürgermeister einen Sachstandsbericht auf die Tagesordnung der nächsten SUI-Sitzung am 12. Februar gesetzt, um von sich aus eine politische Entscheidung über die nächsten Schritte in der April-Ratssitzung vorzubereiten.