Arnsberg. Die Bezirksregierung wird in diesem Jahr – genau am 1. August – 200 Jahre alt. Regierungspräsidentin Diana Ewert und ihr Vize Volker Milk haben jetzt das Jubiläumsprogramm vorgestellt – zusammen mit dem Hochsauerlandkreis, der Stadt Arnsberg, dem Sauerlandmuseum und dem Arnsberger Heimatbund als starken Kooperationspartnern. „Ausstellung – Stadtführung – Film – Poesie“ steht auf dem Einladungsflyer. „Weniger Volksfest, mehr Qualität“ sei das Motto, so Milk. Angesichts der großen gegenwärtigen Herausforderungen durch die Flüchtlingsunterbringung habe man auf ein aufwändiges öffentliches Fest verzichten wollen, so Diana Ewert. Im Mitarbeiterkreis werde es im Sommer ein Zusammensein mit Würstchen geben.
Poesiepfad wird preußisch
Höhepunkt des Publikumsprogramms, das seit 2013 vorbereitet wurde, wird die Ausstellung sei, die Dr. Jürgen Schulte-Hobein, der Chef des Sauerlandmuseums, konzipiert hat. Sie wird bei freiem Eintritt vom 29. April bis zum 9. Juli im Kloster Wedinghausen zu sehen sein, da das Museum derzeit wegen des Umbaus geschlossen ist. Der Start ins Jubiläum erfolgt allerdings bereits in gut zwei Wochen im Rumbecker Mühlbachtal. Der dortige Poesiepfad, den es auch schon seit 20 Jahren gibt, wird zum Frühlingsanfang mit ausgewählten Gedichten unter dem Motto „200 Jahre Preußen in Arnsberg“ bestückt. Zur öffentlichen Begehung mit Lesung am Freitag, 18. März ab 16 Uhr werden auch alle Arnsberger Behördenleiter zusammen kommen.
Ausstellung und Begleitband bürgernah
Alle aktuellen und früheren Regierungspräsidenten aus allen fünf Regierungsbezirken des Landes werden am 3. Mai nach Arnsberg kommen. „Es sind fast 20 und alle haben zugesagt,“ so Milk. Allerdings ist dieses Treffen nicht öffentlich. Die RPs werden nicht nur Erinnerungen austauschen, sondern auch die Jubiläumsausstellung besuchen. Diese Ausstellung wie auch der über 100-seitige reich bebilderte Begleitband seien wissenschaftlich sauber, aber leicht verständlich und bürgernah konzipiert, sagte Dr. Schulte Hobein. Der Blick in die Historie zeige, wie die Bezirksregierung 1816 in eine Stadt kam, die in Berlin kaum jemand kannte und die damals gerne mit Sibirien in Verbindung gebracht wurde, wie sich in 200 Jahren rund um die Bezirksregierung eine florierende Stadt und Region entwickelt haben und wie sich Aufgaben und Arbeit der Bezirksregierung im Laufe der Zeit verändert haben.
Ein Sessel, eine Bombe, ein Spaten
Alte Gemälde und Dokumente, der Arbeitssessel des ersten Oberpräsidenten und ein Modell der Beamtenkolonie, die rund um den Arnsberger Neumarkt entstand, werden ebenso gezeigt wie der Original-Spaten vom Baubeginn des Bürohochhauses im Jahr 1961. Filme von Bombennächten im Zweiten Weltkrieg und eine entschärfte Original-Fliegerbombe verdeutlichen die Arbeit des Kampfmittelräumdienstes, Klassenräume aus Kaisers Zeiten und aus unserer Zeit die Arbeit der Schulabteilung. Den Begleitband zur Ausstellung, der seit Montag druckfrisch vorliegt, kann man als Erinnerung für drei Euro nach Hause tragen.
Sonderausgabe der Filmschätzchen
Prof. Antonius Kettrup, der Vorsitzende des Arnsberger Heimatbunds, berichtete, dass die Arbeitsgruppe Fotoarchiv unter Werner Bühner an einer neuen Ausgabe der beliebten Arnsberger Filmschätzchen arbeite, die sich diesmal ganz auf die Bezirksregierung konzentriere. Mit Unterstützung des WDR und des HSk-Filmarchivs, aber auch heimischer Filmamateure, sei ein Bilderbogen entstanden, der bis in die 1960-er Jahre zurückreiche und auch Ex-RP Richard Grünschläger in der Rolle des ersten RP Friedrich von Bernuth zeige, die er beim Stadtjubiläum 1988 gespielt habe. Die Filmschätzchen werden am 28. und 29. September sowie 4. Oktober in der KulturSchmiede zu sehen sein.
Stadtführungen in „Kleiner Berliner Stadt“
Von Mai bis September wird der Verkehrsverein zudem mehrere themenbezogene Stadtführungen anbieten als Zeitreise in die Zeit, als Arnsberg preußisch wurde. Die Führungen werden neben der preußischen Regierungsstadt rund um den Neumarkt auch die mittelalterlich Regierungsstadt rund um den Alten Markt beleuchten. Denn ohne die Regierungstradition der Grafen und Kölner Erzbischöfe wäre Arnsberg sicher nicht Regierungssitz geworden, weiß Bürgermeister Hans-Josef Vogel. Für ihn ist das Wichtigste am Blick in die Historie allerdings das, was man daraus für die Zukunft lernen kann. Für ihn ist das die Weiterentwicklung der klassischen Bündelungsbehörde in die moderne Form des 21. Jahrhunderts, wo sie nicht mehr rein hoheitlich, sondern auf Augenhöhe mit den Partnern die Enden in einem Netzwerk zusammenbringt. Geradezu beispielhaft erlebe man dies derzeit bei der Riesenaufgabe der Flüchtlinge.
Wissenschaftler beleuchten NS-Zeit
„Erschreckend aktuell“ findet Vizepräsident Volker Milk einen Aspekt, der in der im Herbst erscheinenden 250-seitigen Jubiläums-Festschrifterstmals ausführlich wissenschaftlich beleuchtet werden soll. Zwei Wissenschaftler haben sich im Rahmen einer Dissertation und einer Auftragsarbeit mit den zwölf Jahren der NS-Herrschaft bei der Bezirksregierung in Arnsberg und beim früher selbständigen Oberbergamt Dortmund befasst. „Es war überfällig, da Licht ins Dunkel zu bringen,“ so Milk. Und es habe sich gezeigt, dass es damals Licht und Schatten und durchaus Handlungsspielräume gegeben habe.
Dank für Unterstützung in schwerer Zeit
Beleuchten wird die Jubiläums-Festschrift auch den Wandel der Bezirksregierung von der Obrigkeit zum Dienstleister und die Verwaltungsstrukturreformen als Abbild des gesellschaftlichen Wandels. Regierungspräsidentin Diana Ewert sagte, sie sorge sich angesichts der klaren Worte der Ministerpräsidentin bei ihrer Amtseinführung nicht um den Fortbestand der Bezirksregierung, aber ihr Vize, der bereits über zwei Jahrzehnte im Haus ist, kann sich noch gut an Zeiten erinnern, als die Sorgen groß waren, und dankte allen, die die Arnsberger Regierung damals unterstützt haben.
Landrat: „Vom Saulus zum Paulus“
Landrat Dr. Karl Schneider bekannte, dass es eine Zeit gab, als auch ihm der Fortbestand der Regierung in Arnsberg nicht so wichtig gewesen sei. Doch er sei längst vom Saulus zum Paulus geworden. Erst in seiner Verwaltungstätigkeit habe er erkannt, wie wichtig die Regierung als Bündelungsbehörde sei. Deshalb hoffe er, dass sie auch nach dem Jubiläum noch lange als wertvolle Einrichtung vor Ort bleibe.