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Ausstellung zeigt Pfarrerinnen mit Herz und Verstand

Die Ausstellungswände treffen auf Interesse und lösen Gespräche aus. (Foto: Kathrin Koppe-Bäumer)
Die Aus­stel­lungs­wän­de in der Auf­er­ste­hungs­kir­che tref­fen auf Inter­es­se und lösen Gesprä­che aus. (Foto: Kath­rin Koppe-Bäumer)

Arns­berg. Bis zum 4. August kann in der Auf­er­ste­hungs­kir­che am Arns­ber­ger Neu­markt die Geschich­te der Theo­lo­gin­nen in der Evan­ge­li­schen Kir­che von West­fa­len auf zehn Pla­ka­ten und eini­gen geschichts­träch­ti­gen Doku­men­ten besich­tigt wer­den. Zur Eröff­nung der Aus­stel­lung „Mein Gott, was haben wir alles gemacht!“ führ­te Pfar­rer i.R. Vol­ker Horst­mei­er ein Gespräch mit Pfar­re­rin i.R. Sabi­ne Hauss­ner. Die 83-Jäh­ri­ge war 1959 die ers­te Theo­lo­gin im Kir­chen­kreis Arnsberg.

Mühsam aber geschwisterlich

Volker Horstmeier (r.) im Gespräch mit Sabine Haussner, der ersten Pfarrerin im Kirchenkreis Arnsberg. (Foto: Kathrin Koppe-Bäumer)
Vol­ker Horst­mei­er (r.) im Gespräch mit Sabi­ne Hauss­ner, der ers­ten Pfar­re­rin im Kir­chen­kreis Arns­berg. (Foto: Kath­rin Koppe-Bäumer)

Der Weg der Theo­lo­gin­nen zur Pfar­re­rin, die den Män­nern gleich­ge­stellt ist, spie­gelt die gesell­schaft­li­chen Ent­wick­lun­gen in Deutsch­land wider. Frau­en durf­ten nach dem preus­si­schen Beam­ten­recht erst seit 1908 Theo­lo­gie stu­die­ren, bis 1927 aller­dings ohne Abschluss­examen. In den 30-er Jah­ren durf­ten sie nach dem Examen als Vika­rin­nen, eine Amts­be­zeich­nung, die die Män­ner nur wäh­rend der prak­ti­schen Aus­bil­dung, die Frau­en aber über den Abschluss hin­aus tru­gen, in den Kir­chen­ge­mein­den mit weni­ger Gehalt und mit ein­ge­schränk­tem Auf­trag mit­ar­bei­ten. 1934 grün­de­te die ers­te Gene­ra­ti­on der berufs­tä­ti­gen Theo­lo­gin­nen in West­fa­len den Theo­lo­gin­nen-Kon­vent. Er soll­te die Kon­tak­te unter den Frau­en und ihre Posi­ti­on gegen­über der Kir­chen­lei­tung fes­ti­gen. „Wir konn­ten uns in die Bet­ten legen, die die Vor­gän­ge­rin­nen gemacht haben“, erin­nert sich Sabi­ne Hauss­ner, die zur drit­ten Gene­ra­ti­on gehört, deren Ange­hö­ri­ge größ­ten­teils auf Funk­ti­ons­stel­len arbei­te­ten, die sie selbst prä­gen konn­ten. Unter den Kol­le­gin­nen sei es anders zuge­gan­gen als mit den Män­nern. „Auf den Kon­fe­ren­zen mit den Pfar­rern hat jeder immer erzählt, was er Gutes und Tol­les gemacht hat­te.“ Sie habe sich da manch­mal ganz klein gefühlt. Nicht so unter den Frau­en:  „Wir haben uns von den Schwie­rig­kei­ten erzählt und uns gehol­fen. Wir waren geschwisterlich.“

Frauenleid durch Männerrecht

Dank an die Zeitzeugin von der Ev. Akademie.  (Foto: Kathrin Koppe-Bäumer)
Dank an die Zeit­zeu­gin von der Ev. Aka­de­mie. (Foto: Kath­rin Koppe-Bäumer)

Von der Miss­ach­tung durch männ­li­che Kol­le­gen kann sie vie­le Geschich­ten erzäh­len. Die Kreis­syn­ode Arns­berg lehn­te 1964 das Pas­to­rin­nen­ge­setz ab, das den Theo­lo­gin­nen gan­ze Stel­len und glei­ches Gehalt zusi­cher­te. Bis 1974 aller­dings galt in West­fa­len wei­ter das preu­ßi­sche Beam­ten­recht, das Frau­en vom Beruf aus­schloss, sobald sie hei­ra­te­ten. Sabi­ne Hauss­ner sagt heu­te trotz­dem: „Es war alles gut in mei­nem Leben.“ Sie war und ist begeis­tert Theo­lo­gin und Pfar­re­rin und blieb immer ihrem Anlie­gen ver­pflich­tet, Freu­de am theo­lo­gi­schen Den­ken und Ver­trau­en in Gott  zu ver­mit­teln. „Es gab auch Kol­le­gin­nen, die unter  dem Zwangs­zö­li­bat lit­ten“, gibt sie zu. Die Argu­men­te gegen Pfar­re­rin­nen hät­ten oft unter die Gür­tel­li­nie gezielt. „Das hat see­li­sche Klum­pen­bil­dung bei machen Frau­en bewirkt, vie­le haben tie­fe Ver­let­zun­gen davon getra­gen haben.“

Katholische Theologinnen ermutigen

In den 90-er Jah­ren gab es auch Aus­ein­an­der­set­zun­gen unter den Theo­lo­gin­nen. Die Jun­gen fühl­ten sich von den Älte­ren miss­ver­stan­den, die­se fühl­ten sich nicht mehr gebraucht. Ein zwei­ter Theo­lo­gin­nen­ver­band grün­de­te sich. Erst zehn Jah­re spä­ter schlos­sen sie sich zusam­men. Dass es bis­her nur in evan­ge­li­schen Kir­chen ordi­nier­te Pfar­re­rin­nen gäbe, nahm Horst­mei­er zum Anlass, die Ruhe­ständ­le­rin zu fra­gen, was sie den katho­li­schen Theo­lo­gin­nen wün­sche: „Bleibt im Gespräch, habt Geduld. Und habt Mut Tho­mas von Aquin zu fol­gen, für den der Christ die Pflicht hat, dem Gewis­sen zu fol­gen, auch wenn das Kir­chen­recht dem widerspricht.“
Ter­min: Aus­stel­lung „Mein Gott, was haben wir alles gemacht!“: bis 4. August Mi, Do, Fr 10–12 und 15–17 Uhr, Auf­er­ste­hungs­kir­che, Arns­berg, Neumarkt

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