Arnsberg. Die Kids haben es längst auch ohne Werbung und Medienberichte mitbekommen und nutzen es bereits kräftig. In Arnsbergs Stadtbussen kann man mit Smartphone, Tablet oder Laptop kostenlos und ganz einfach ins Internet. Inzwischen ist die Umrüstung aller 33 RLG-eigenen Stadtbusse in Arnsberg und auch der vier angemieteten Busse privater Firmen abgeschlossen. „Danke für dieses weitere Stück digitale Infrastruktur,“ sagte Bürgermeister Hans-Josef Vogel am Donnerstag bei einem Besuch des RLG-Betriebshofs in Hüsten.
Ein Häkchen genügt und es geht ins Netz
Der Weg ins Internet ist ganz einfach – kein Passwort, keine namentliche Anmeldung, nur ein Häkchen auf der Startseite, dass man die Nutzungsbedingungen akzeptiert, und dann kann das Surfen losgehen. Die kostenlosen WLAN-Verbindungen beginnen alle mit dem Kürzel RLG, gefolgt von der Wagen-Nummer des Busses. An Haltestellen, insbesondere an Knotenpunkten wie dem Neheimer Busbahnhof, tauchen schon mal mehrere Angebote im Display auf. Die Nummer des eigenen Busses findet man außen am Bus, aber auch innen über der Frontscheibe. Das freie Internet gibt es im Linienverkehr auf den Arnsberger Stadtbuslinien ebenso wie im Schülerverkehr sowie im Schnellbus und auf der Röhrtallinie nach Sundern. Die Bahnbusse, die im Stadtgebiet fahren, haben dieses Angebot allerdings nicht. Busse mit Hotspot erkennt man an einem entsprechenden Aufkleber. Nach Angaben von Verkehrsmanager Olaf Teuber gibt es bisher keine Probleme mit Funklöchern oder Netzüberlastung in zu vollen Bussen.
Kreis gibt Zuschuss für Investition
Das Angebot von kostenlosem Internet ist in Deutschland noch ziemlich neu, wobei die RLG und ihre Verbundunternehmen ganz weit vorne sind. Während die Großstädte hier noch in den Kinderschuhen stecken, ist der RLG-Verbundpartner im Kreis Unna schon 2011 an den Start gegangen. Die RLG selbst hat 2012 und 2013 den Probebetrieb auf ihren SchnellBus-Linien S3 0 Brilon – Medebach, S 40 Winterberg – Schmallenberg und S 60 Lippstadt – Warstein aufgenommen. „Das sind unsere Premiumangebote“, sagt Hauke Möller, Leiter des RLG-Verkehrsmanagements. Die Aufrüstung eines kompletten Stadtbusnetzes wie jetzt in Arnsberg ist eine Premiere, die, wie Möller betont, auf die Initiative von Bürgermeister Hans-Josef Vogel zurückgeht. Der hatte vor etwa einem Jahr nachgefragt, ob das, was er in anderen europäischen Ländern als Selbstverständlichkeit erlebt hat, nicht auch in Arnsberg möglich wäre. Möglich gemacht wurde es dank eines 80-prozentigen Zuschusses des Hochsauerlandkreises. Die Ausstattung der Busse mit einem Router kostet etwa 500 Euro pro Fahrzeug, dazu kommen monatliche Gebühren von knapp 20 Euro für jeden der 37 Busse. Eine Investition, die sich auch aus Sicht von Hauke Möller lohnt: „Das Gratis-Internet ist ein gutes Mittel, um junge Leute für den öffentlichen Nahverkehr zu gewinnen und langfristig als Fahrgäste zu behalten. Denn der Bus ist längst kein klappriges altes und häßliches Vehikel mehr, sondern ein attraktiver Aufenthaltsraum.“
Angebot gegen die digitale Spaltung der Jugend
Bürgermeister Vogel freut sich, dass jetzt nach dem freien WLAN auf Steinweg und Altem Markt nun auch in den Stadtbussen ein weiteres Stück digitale Infrastruktur in der Stadt eingezogen sei. In den Bussen sieht er die Vorteile nicht so sehr für die Touristen, sondern für die Jugendlichen, die laut Jugendumfrage zu 98 Prozent mobil online unterwegs sind. Da sei kostenloses Internet auch ein wichtiger Faktor, um die digitale Spaltung zu vermeiden, denn unter Kindern und Jugendlichen hätten nicht alle die finanziellen Möglichkeiten, über unbegrenzte Surf-Kontingente zu verfügen.
Auch Arnsberger 60plus-Abo macht jetzt Schule
Hauke Möller glaubt, dass freies Internet im Stadtbus auch in Deutschland eines Tages zum Standard gehört wie Klimaanlage und Klapprampe. Noch aber geht Arnsberg den Weg voran. Möllers Kollege Olaf Teuber erinnerte daran, dass Arnsberg auch schon beim Stadtbusnetz und beim 60plus-Ticket Anschub geleistet habe. das Stadtbusnetz hat längst auch in anderen Städten Schule gemacht und das 60plus-Ticket ist mit über 500 verkauften Abonnements in Arnsberg so erfolgreich, dass es zum Jahreswechsel auch in Soest und Lippstadt eingeführt wird. Manchmal, so Teuber, sei das Sauerland eben weiter, als viele anderswo denken. Ein Gedanke, den Bürgermeister Vogel mit dem jüngst gehörten Zitat eines Berliner Studenten ergänzte: „Vor zehn Jahren hat der Wowereit uns schon freies WLAN versprochen und immer noch haben wir es nicht. Und dann kommt man nach Arnsberg auf den Steinweg und dort gibt es das.“