Bei den Gesamtkundenkrediten hat es einen Anstieg um 13,7 Mio. Euro auf knapp 1,12 Mrd. gegeben, ein deutlich geringeres Wachstum als in den Jahren zuvor. Das habe aber nicht am Baufinanzierungsgeschäft gelegen, so Eschbach. Hier habe es mit 671 Neufinanzierungen ein sehr gutes Geschäftsjahr gegeben und die hohen Zahlen hätten den sehr guten Ruf der Volksbank bestätigt. Derzeit liegen die Angebote für Hypothekenkredite unter zwei Prozent. „Ein historischer Tiefstand,“ so Michael Reitz. Ein Nichtwachstum habe es im Bereich der regenerativen Energien gegeben, wo die Volksbank der Platzhirsch in der Region sei, so Eschbach. In den Vorjahren sei die Finanzierung von Windkraftanlagen ein großer Wachstumsfaktor gewesen, doch 2015 sei das Geschäft wegen vieler offener Standort- und Genehmigungsverfahren nicht so gelaufen. Momentan seien aber viele Projekte in der Endphase von Planung und Genehmigung und könnten wohl bald umgesetzt werden.
Strafzins für Privatkunden „noch absolute Theorie“
Erfreulicher sei das Geschäft bei den Einlagen gelaufen. Die Gesamtkundeneinlagen haben sich um 54,6 Mio. Euro auf über 1,5 Mrd. Euro erhöht. „Das Geschäftsmodell der Volksbank bleibt attraktiv, viele Kunden bringen ihr Geld zu uns, auch wenn sie im Zweifelsfall nichts dafür bekommen,“ sagte Eschbach. „Sie achten auf den sicheren Hafen, aber auch darauf, dass das Geld in der Region bleibt und hier zur Verfügung steht,“ so Jürgen Dörner. Der Zins für das Sparbuch liegt derzeit bei 0,05 Prozent. Negativ- oder Strafzinsen, wie sie Banken teils schon zahlen müssen, sind für Privatkunden aber noch kein Thema. „Das ist noch absolute Theorie, wir haben noch nicht mal ein Schubladenkonzept,“ versicherte Eschbach. Ganz zum Schluss, wenn alle anderen Maßnahmen nicht greifen, könne er das aber auch nicht ausschließen. Bei Großanlegern, die auf der Suche nach günstigen Konditionen seien, müsse das allerdings ein Thema sein. Bei anhaltender Niedrigzinsphase sieht Eschbach allerdings die Gefahr, dass man auf Kostendruck nur über den Kostenbereich reagieren könne, als konkret über Personal und Filialen.
Eigenkapital wird erheblich aufgestockt
Insgesamt konnte die Volksbank Sauerland ihr Geschäftsergebnis um 700.000 Euro auf 35,1 Mio. Euro steigern, wobei ein leicht rückläufiger Zinsüberschuss durch den Provisionsüberschuss kompensiert werden konnte. Allerdings ist auch der Verwaltungsaufwand um 800.000 Euro auf 25,2 Mio. Euro gestiegen. Davon durften wir 3,7 Mio. Euro Steuern zahlen und sind damit einer der größten Steuerzahler der Region,“ so Eschbach. Ein erheblicher Teil der Überschüsse fließt in die Rücklagenbildung und Risikovorsorge. Das Eigenkapital, zuletzt bei 117,9 Mio. Euro, wächst auf deutlich über 120 Millionen. Und auch die Mitglieder können wieder auf eine schöne Dividende hoffen. Ob diese wieder wie in den beiden letzten Jahren bei fünf Prozent liegen wird, entscheidet die Vertreterversammlung, die am 5. Juli in Meschede tagt. Die Zahl der Volksbank-Mitglieder ist um 62 auf 35.070 gestiegen, denn die nicht unerhebliche Zahl verstorbener Mitglieder konnte mehr als ausgeglichen werden. Gleichwohl plant die Bank eine Mitgliederwerbeaktion. Ziel sei es, dass zwei Drittel der Kunden auch Mitglieder der Bank sind, so Marketingleiter Hans-Helmut Schulte. Derzeit liegt der Anteil knapp unter 60 Prozent.
Generationswechsel im Vorstand
Für Christian Eschbach war es die letzte Bilanzpressekonferenz. Er wird Ende 2016 in den Ruhestand gehen. Sein Nachfolger Michael Reitz ist bereits Vorstandsmitglied. Auch Jürgen Dörner wird Eschbach Anfang 2018 in den Ruhestand folgen. Für ihn rückt Dr. Florian Müller in den Vorstand auf. Zu viert gestalten sie einen möglichst reibungslosen Übergang.
Mitarbeiterzahl konstant
Müller, der seit Oktober 2015 im Haus ist, betont, dass trotz aller Sorgen um die Gesamtsituation die Stimmung im Haus hervorragend sei, im Team ebenso wie im Kontakt mit dem Kunden. Eschbach verwies darauf, dass auch nach Umstrukturierungen die Mitarbeiterzahl konstant sei. Die Volksbank habe 296 Mitarbeiter, darunter 18 Auszubildende. und die letzten Auszubildenden seien alle übernommen worden. Zur Filialstruktur sagte Dörner. „Der Kunde entscheidet mit seinen Füßen, wo er uns haben will.“ Und zum Thema Fusionen sagte Eschbach: „Das ist strategisch im Moment nicht im Fokus, es gibt keine konkreten Pläne und Gespräche.“