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Wildnis-Projekt: Eisvogel und Erholungssuche unter einen Hut

 

Auftakt bei Schmuddelwetter: das Projekt "Wildnis in der Stat" startete mit einer Begehung der renaturierten Ruhr im Neheimer Binnerfeld. Foto: oe)
Auf­takt bei Schmud­del­wet­ter: das Pro­jekt „Wild­nis in der Stat“ star­te­te mit einer Bege­hung der rena­tu­rier­ten Ruhr im Nehei­mer Bin­ner­feld. (Foto: oe)

Neheim. Es war kein ein­la­den­der Tag, an dem all­zu viel Men­schen auf den Gedan­ken kamen, am Ufer der Ruhr im Nehei­mer Bin­ner­feld zu radeln, zu jog­gen oder zu spa­zie­ren geschwei­ge denn sich nie­der­zu­las­sen, um die Natur zu erle­ben, zu beob­ach­ten und sich in ihr zu ent­span­nen und zu erho­len. Es reg­ne­te aus­gie­big und Dr. Gott­hard Sche­ja, Chef des Arns­ber­ger Umwelt­bü­ros, war schon froh, dass der Regen nur von oben und nicht von vor­ne kam, und so sein gro­ßer Hut eini­ger­ma­ßen Schutz bot. Der Ter­min­ka­len­der hat­te es so gewollt, dass er mit einem guten Dut­zend Beglei­ter eine aus­gie­bi­ge Besich­ti­gungs­tour ent­lang der rena­tu­rier­ten Ruhr unter­nahm, die sich an die­sem Tag schwarz­braun und schnell flie­ßend prä­sen­tier­te und mit ihrem hohem Was­ser­stand die selbst geschaf­fe­ne Welt von Kies­bän­ken und klei­nen Insel­chen, Fließ­rin­nen und ste­hen­den Gewäs­sern weit­ge­hend ver­barg. Aber der Auf­takt des Pro­jekts „Wild­nis in der Stadt“ stand an und Ver­tre­ter der Deut­schen Umwelt­hil­fe und der Bun­des­stif­tung Umwelt­schutz waren eigens aus Ber­lin und vom Boden­see ange­reist, um mit den Akteu­ren vor Ort den Start­schuss zu geben und das Objekt in Augen­schein zu neh­men, das jetzt bis Ende 2016 im Mit­tel­punkt der Unter­su­chung steht.

Nach technischer folgt jetzt die kulturelle Leistung

Der Eisvogel gehört mit der Wasseramsel zu den besonders geschützten Arten, die am Neheimer Ruhrufer nachgewiesen sind. das Projekt "Wildnis in der Stadt" will jetzt die Bedürfnisse von Natur und Menschen unter einen Hut bringen. (Foto: Baur Daniel  / pixelio.de)
Der Eis­vo­gel gehört mit der Was­ser­am­sel zu den beson­ders geschütz­ten Arten, die am Nehei­mer Ruhr­u­fer nach­ge­wie­sen sind. das Pro­jekt „Wild­nis in der Stadt“ will jetzt die Bedürf­nis­se von Natur und Men­schen unter einen Hut brin­gen. (Foto: Baur Dani­el / pixelio.de)

„Ein total span­nen­des Pro­jekt,“ befand Bür­ger­meis­ter Hans-Josef Vogel. Denn es gebe nicht nur die gro­ße Wild­nis etwa in den Wei­ten Nord­ame­ri­kas, son­dern auch die klei­ne Wild­nis. Mit der inner­städ­ti­schen Ruhr­re­natu­rie­rung sei in den letz­ten Jah­ren in Arns­berg eine ganz ver­än­der­te Welt geschaf­fen wor­den, die der Stadt viel vor allem imma­te­ri­el­len Wohl­stand beschert habe. Nach der weit­ge­hend abge­schlos­se­nen tech­ni­schen Leis­tung müs­se jetzt die kul­tu­rel­le Leis­tung fol­gen. Es gel­te, die wider­sprüch­li­chen Inter­es­sen mit­ein­an­der zu ver­ein­ba­ren, zu ord­nen, Zugän­ge für die Men­schen zu die­ser Wild­nis zu schaf­fen, aber auch zu erklä­ren und Akzep­tanz zu schaf­fen, wo der Schutz der Natur im Vor­der­grund ste­he. Und dies wer­de nicht irgend­wo an einem grü­nen Tisch ent­schie­den, son­dern indem Men­schen mit­ein­an­der spre­chen und zu guten Ergeb­nis­sen kom­men. Er lud alle Inter­es­sier­ten ein, sich über Face­book oder Twit­ter am Dis­kus­si­ons­pro­zess zu betei­li­gen und auch eige­ne Ideen einzubringen.

Arnsberg in einer Reihe mit Berlin und Leipzig

Erwäh­nens­wert ist, dass Arns­berg als eine von nur vier Pro­jekt­städ­ten bun­des­weit in einer Rei­he mit Ber­lin, Leip­zig und Gel­sen­kir­chen steht. Ulrich Stö­cker, Abtei­lungs­lei­ter Natur­schutz bei der Deut­schen Umwelt­hil­fe in Ber­lin, sag­te, dass man bei der Suche nach den Pro­jekt­städ­ten ziem­lich schnell auf Arns­berg gekom­men sei, denn hier sei „schon ganz ganz viel pas­siert“ und es gebe bereits gro­ße Wild­nis­flä­chen in der Stadt mit einem rela­tiv gro­ßen Besu­cher­druck. Das beson­de­re an Arns­berg sei, dass es hier um Gewäs­ser gehe und nicht um ehe­ma­li­ge Indus­trie­flä­chen wie in den drei ande­ren Städ­ten. Von Arns­berg erhofft sich die Umwelt­hil­fe kurz gesagt eine modell­haf­te Umset­zung, wie man die Bedürf­nis­se des Eis­vo­gels und der Erho­lungs­su­che unter einen Hut bringt.

„Ohne Zugang auch keine Akzeptanz“

„Eine Fra­ge, die nicht ganz ohne ist“, wie Stö­cker sag­te. Denn eigent­lich, so Dr. Sche­ja, ist der gesam­te Fluß­lauf der Ruhr FFH-Flä­che und Natur­schutz­ge­biet der höchs­ten Schutz­stu­fe. „Das bedeu­tet, ein Betre­ten abseits der ange­leg­ten Wege ist nicht gestat­tet“, erläu­tert Tho­mas Bit­ter von der Unte­ren Land­schafts­be­hör­de beim HSK. Ein Ver­bot, das bei 555 Natur­schutz­ge­bie­ten im HSK aber nie­mand kon­trol­lie­ren kön­ne und wol­le. „Die Erfah­rung lehrt, ohne Zugang für die Bevöl­ke­rung ist eine Akzep­tanz nicht mög­lich,“ so Stö­cker. „Natur­schutz hin­ter Zäu­nen und Git­tern wol­len wir nicht“, sag­te Bür­ger­meis­ter Vogel. „Aber wenn man mir erklärt, war­um ich bestimm­te Flä­chen nicht betre­ten darf und wel­che Tie­re da leben, dann ver­ste­he ich das und sage toll.“  Bit­ter berich­te­te, dass man auf der Hoch­flä­che des Kah­len Astens, wo der Besu­cher­druck eben­falls groß sei und die Wege immer brei­ter gewor­den sei, das Pro­blem mit geziel­ten Maß­nah­men eini­ger­ma­ßen in den Griff bekom­men habe.

Viele Ideen von Side-Jogging bis Ausstellungen

Zu den bereits vorhandenen Informationstafeln werden neue hinzukommen. Foto: oe)
Zu den bereits vor­han­de­nen Infor­ma­ti­ons­ta­feln wer­den neue hin­zu­kom­men. (Foto: oe)

An die­sen geziel­ten Maß­nah­men wird die Pro­jekt­grup­pe in den kom­men­den knapp zwei Jah­ren arbei­ten. Kon­kre­te Ideen gibt es bereits, etwa Natur­spa­zier­gän­ge zum NRW-Natur­schutz­tag im Mai oder Aktio­nen wie Side-Jog­ging oder Side-Wal­king ent­lang der Natur­schutz­flä­chen. Auch zusätz­li­che Infor­ma­ti­ons­ta­feln wird es sicher geben. Spe­zi­el­le Unter­richts­ein­hei­ten für Schu­len könn­ten ent­wi­ckelt wer­den, Aus­stel­lun­gen vor Ort ver­an­stal­tet wer­den. Bespro­chen wird auch, wo die eif­rig wach­sen­den Büsche und Bäu­me, die in den letz­ten vier Jah­ren so man­chen Blick zuge­wu­chert haben, zurück­ge­schnit­ten wer­den kön­nen, um wie­der Ein­bli­cke zu geben, und wo dies tun­lichst zu unter­las­sen ist. Auch über Stel­len, wo man direkt ans oder sogar ins Was­ser gehen kann, wird nach­ge­dacht wer­den, oder über ein Platz für ein Lager­feu­er viel­leicht auch. Som­mer­li­che Par­ties auf einer der Kies­bän­ke oder Inseln, wie es sie schon gege­ben hat, wer­den aber eher nicht zu den Modell­er­geb­nis­sen gehören.

Angler und Generation Zukunft mit im Boot

Mit­glie­der der Pro­jekt­grup­pe sind neben den bei­den bun­des­wei­ten Umwelt­or­ga­ni­sa­tio­nen die Umwelt- und Natur­schutz­be­hör­den vor Ort, der ehren­amt­li­che Natur­schutz, aber auch die Nehei­mer Ang­ler, die Jugend­li­chen des Pro­jekts Gene­ra­ti­on Zukunft, die sich bereits inten­siv mit einem span­nen­de­ren Frei­zeit­an­ge­bot ent­lang der Ruhr aus­ein­an­der­ge­setzt haben, und nicht zuletzt auch die angren­zen­de Gas­tro­no­mie. „Das hier ist das best gele­ge­ne Gas­tro­no­mie­ob­jekt in ganz Arns­berg,“ sag­te Dr. Sche­ja zu den Gäs­ten aus der Fer­ne und ein Blick ins R‑Café gab im Recht. Die Gäs­te­zahl war für einen ver­reg­ne­ten Nach­mit­tag unter der Woche erstaunlich.

Eine Betei­li­gung  am Dis­kus­si­on­pro­zess ist über die Sozia­len Medi­en Face­book (facebook.com/WildnisArnsberg) und Twit­ter (@wildnisAR) möglich.

 

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