Arnsberg. Nach mehr als einem halben Jahr intensiver gemeinsamer Arbeit trafen sich Jugendliche und unterstützende Erwachsene jetzt zum Abschluss des Projekts „Generation Zukunft Arnsberg“ im Bürgerzentrum Bahnhof Arnsberg. Auf der Grundlage der Jugendbefragung von 2013, bei der sich rund 2000 junge Arnsberger beteiligt hatten, wurden gemeinsam Wege gesucht, die Stadt attraktiver für junge Leute zu machen. „Ein sehr anspruchsvolles Projekt, das ohne die Unterstützung der Bürgerstiftung nicht möglich gewesen sei,“ so Bürgermeister Hans-Josef Vogel. Und ein Projekt, das keineswegs abgeschlossen sei. Die Abschlussveranstaltung sei zugleich eine Auftaktveranstaltung, so Vogel. Denn in elf Einzelprojekten wird – vielfach nahtlos – weitergearbeitet.
Bürgermeister: Arnsberg als Jugend-Mitplanstadt und Jugend-Mitmachstadt
Bevor „kurz und knackig“ vorgestellt wurde, wie es weiter geht, nannte Bürgermeister Vogel die fünf Punkte, die die Stadt bei diesem Projekt gelernt habe:
- Die Stadt muss digitaler werden in einer Zeit, wo die junge Generation immer weniger Zeitung ließt und durch klassische Medien kaum mehr zu erreichen ist.
- Die Stadt muss auch die Jugendlichen vertreten, die keine oder nur eine leise Stimme haben, und deren gute Ideen durch Vernetzung sichtbar machen.
- Die Stadt muss ihre Engagementförderung erweitern und die Projekte für Ältere um Projekte für Jüngere ergänzen und Ideen beider Seiten zusammenführen.
- Die Stadt muss die Jugendlichen bei der Planung und Vorbereitung von Projekten besser einbinden und befragen und nicht nur auf einige Experten hören, die etwas für richtig halten.
- Die Stadt muss die Jugendlichen auch bei der konkreten Umsetzung beteiligen und ihnen dabei deutlich machen, dass einiges schnell geht, anderes aber planvolles Vorgehen erfordert, um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen.
Arnsberg solle, so Vogel, zur Jugend-Mitmachstadt und zur Jugend-Mitplanstadt werden. Mit den konkreten Ideen, die das Projekt „Generation Zukunft“ erarbeitet habe, seien seiner Meinung nach die richtigen Themen dazu getroffen. Insgesamt, so erinnerte Christian Eckhoff vom Familienbüro, waren es 138 Projektideen, die gesammelt und einzeln bewertet worden waren. Daraus haben sich dann die elf Projektfavoriten gebildet, die in den letzten Wochen von der Verwaltung auf Umsetzbarkeit geprüft und in einen konkreten Zeitplan gesetzt worden sind.
Freizeitangebote ziehen sich wie Ruhrtalradweg durch die ganze Stadt
Fünf Projekträume aus dem Handlungsfeld Freizeit ziehen sich wie an einer Perlenkette entlang des Ruhrtalradwegs von West nach Ost durch das Stadtgebiet.
- In Neheim ist mit der neugestalteten Skateranlage unter der Ohlbrücke unter Mitwirkung der Jugendlichen bereits ein beliebter neuer Treffpunkt geschaffen worden. Der Wunsch der Jugendlicher nach einer Beleuchtung, um hier auch abends und im Winter skaten zu können, soll nun innerhalb der nächsten drei Monate umgesetzt werden. Eine positive Rückmeldung der RWE kam wenige Stunden vor der Veranstaltung bei der Stadt an. Ab dem nächsten Jahr sollen bei der Weiterentwicklung des Bereichs Ackerstraße auch dort Spiel- und Freizeitmöglichkeiten für die Jugend geplant werden.
- Im Bereich Berliner Platz steht in Verbindung mit der Neugestaltung des Bahnhofsumfelds auch eine Umgestaltung des konfusen Areals rund um die Schulen auf der Agenda. Die Ideen reichen von Sitzmöbeln über ein Volleyballfeld bis zu Verlegung des Bachlaufs. Bei der Entwicklung eines städtebaulichen Konzepts könnten die Jugendlichen ihre Wünsche im Rahmen von Werkstattgesprächen einfließen lassen. Das Projekt, das im Sommer 2015 starten könnte, bedarf wegen seiner Größe neben der Mitwirkung der Schulen auch der Zustimmung der Politik.
- Im Bereich Hüsten ist bereits die 600 Meter lange asphaltierte Rad- und Skaterbahn auf der Riggenweide eröffnet und die Verbindung von dort zum Solepark neu und offener gestaltet worden. Im Solepark sind weitere sportliche Angebote von der Trendsportart Slackline (Balancieren auf einem schlaffen Seil) bis zur Kletterwand möglich und jederzeit umsetzbar, wenn denn Geld da ist.
- Im Stadtteil Arnsberg wird derzeit am Ruhrufer neben der Rundturnhalle intensiv am neuen Naturerlebnisraum gebaut, der im Frühjahr 2015 fertig sein soll. Ein weiterer Zugang zur Ruhr mit Sitzmöglichkeiten entsteht 2016 an der Ruhrstraße. Mitwirkungsmöglichkeiten für die Jugendlichen bestünden auch bei der Planung des Campus für die umliegenden Schulen im Bereich des ehemaligen Hallenbads.
- Am längsten wird es wohl in Oeventrop dauern, bis man etwas sieht, doch auch hier wird sicher etwas geschehen, wie Kathrin Henneke von der Zukunftsagentur versichert. Im Rahmen einer weiteren Ruhrrenaturierung soll an der Dinscheder Brücke ein Zugang zum Fluss mit Aufenthaltsqualität geschaffen werden, der auch als Ort des außerschulischen Lernens genutzt werden könnte. Die Planung könnte Ende 2016 vorliegen, die Umsetzung 2017/18 folgen.
- Im Neheimer Binnerfeld ist zudem ein Ort zum Thema „Wildnis in der Stadt“ geplant, bei dem es in erster Linie darum geht, der geschützten Natur ihren Raum zu lassen und Verständnis dafür zu wecken, dass sie hier trotz einladenden Anblicks eben nicht für die Freizeitnutzung zur Verfügung steht. Hier wird eine mit hochkarätigen Experten besetzte Projektgruppe direkt nach den Herbstferien weiterarbeiten.
Gut angenommene Ausbildungsmesse wird besser flankiert
Im Handlungsfeld Karrieremarketing ist ein Projekt die Ausbildungsmesse, die auch 2015 wieder Ende Mai oder Anfang Juni im Kaiserhaus stattfinden wird. Diese Messe wird bereits gut von den Jugendlichen angenommen, die sich in der Schule auf die Ausbildungsplatzsuche vorbereiten, so Wirtschaftsförderer Bernd Lepski. Allerdings sei der Stand der Vorabinformationen noch verbesserungsfähig. Deshalb sollen jetzt Ausbildungsbotschafter aus den Ausbildungsbetrieben vorab in die Schulklassen kommen. Und zur Nachbereitung der Messe sind Tage der offenen Tür geplant, bei denen die Ausbildungsbetriebe den Kontakt zu den jungen Messebesuchern vertiefen können. Die Planungen rund um die Ausbildungsmesse 2015 sollen im November in die konkrete Phase treten. Als zweites Projekt des Karrieremarketings ist eine Best-Practice-Katalog vorgesehen, der gute Beispiele für Ausbildung in der Region zusammenfasst. Hier geht die Arbeit schon im Oktober weiter.
Arnsberg-App kommt als Schritt 2 nach neuer Webseite der Stadt
Im Handlungsfeld Kommunikation steht die Arnsberg-App ganz oben auf der Wunschliste der Jugendlichen, die schnell und mobil wissen wollen, wo was los ist. Die City-App ist hier allerdings erst der zweite Schritt. Zunächst will die Stadt Arnsberg ihre Internetseite zu einem Stadtportal weiterentwickeln, das zielgruppengenau informiert. Mit diesen neuen Inhalten soll dann auch die Arnsberg-App gefüttert werden. Die Projektgruppe zu diesem Thema hat ihr erstes Treffen am 21. Oktober. „Sagt uns, was ihr braucht, damit wir das entwickeln können,“ fordert Karin Glingener vom Bürgermeisteramt die Jugendlichen zum Loslegen auf. Im Blickfeld bleibt zudem die Entwicklung einer interaktiven Freizeitkarte.
KulturAlarm lädt zu Open Stage und Ruinen-Festival ein
Im Handlungsfeld Kultur geht es den Jugendlichen vor allem um Live-Veranstaltungen und Auftrittsmöglichkeiten. Hier sei hohes Eigenengagement erforderlich und sie sei tief beeindruckt, wie stark dies vorhanden sei, sagt Kirsten Minkel vom Kulturbüro. Die Projektgruppe hat sich den Namen „KulturAlarm“ gegeben. Ein Logo ist in Arbeit, ebenso der Facebook-Auftritt. Fest eingeplant für den 18. Dezember ist die 2. Open-Stage-Veranstaltung in der KulturSchmiede. Ob Musik oder Tanz, Schauspiel oder Kabarett, ob jung oder alt, jeder, der etwas vortragen möchte, ist in diesen vier Stunden auf der Bühne willkommen und kann sich jetzt schon unter KulturAlarm@gmx.de anmelden. Die erste Open-Stage-Veranstaltung hatte es bereits während des Kunstsommers gegeben, wo sie aber, so Kerstin Minkel, im allgemeinen Trubel etwas untergegangen sei. Auch an Open-Air-Veranstaltungen wird gebastelt. So hält Minkel auch Konzerte unter der Neheimer Ohlbrücke – wie einst „Under the Bridge“, aber in kleinerem Maßstab – für möglich. In Alt-Arnsberg haben sich die Planungen inzwischen wieder vom „Rock in der Twiete“ verabschiedet und erneut dem Schlossberg zugewandt. Unter dem Titel „Ruiniert – das Festival“ möchte die Projektgruppe „KulturAlarm“ dort im Juni 2015 eine neue Veranstaltungstradition begründen. „Wiedersehen auf der Ruine macht Freude,“ schloss Anna von Canstein, Sprecherin der Gruppe, ihre Vorstellung.