Die Westenergie AG hat in einer Auftaktveranstaltung, gemeinsam mit zahlreichen kooperierenden Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, das große und zukunftsorientiere Projekt „Klimaschutz-Modellregion Sauerland“, vorgestellt.
Klimaneutralität mit innovativer Wasserstoff-Technologie
Ziel des Projektes ist es, dass Arnsberg mit innovativer Wasserstoff-Technologie klimaneutral wird. Arnsberg dient dabei als Ausgangspunkt, eine Erweiterung auf weitere Städte und Gemeinden ist bereits in Planung. Das lokale Projekt ist allerdings nicht nur bedeutend für die Region – die Modellregion Sauerland kann nach erfolgreicher Umsetzung als Vorbild gelungenen Klimaschutzes und erfolgreich errungener Klimaneutralität mit Hilfe von Wasserstoff-Technologien dienen, und bundesweite, europaweite, und sogar weltweite Strahlkraft erlangen.
Westnetz plant Umstellung bestehender Erdgasleitung
Kern der Umsetzung ist eine elf Kilometer lange Erdgasleitung zwischen Arnsberg und Eisborn, die auf den Betrieb von Wasserstoff umgestellt werden soll, und auch als Energiespeicher dienen soll. Diese Gas-Hochdruckleitung hat ein Speichervermögen von rund 150 Megawattstunden – das würde beispielsweise ausreichen, um 1000 moderne Einfamilienhäuser an einem kalten Wintertag mit nachhaltiger Energie zu versorgen, Katherina Reiche, Vorstandsvorsitzende der Westenergie AG. Ein Gutachten von TÜV Nord hat die Möglichkeit der Umsetzung bereits grundsätzlich bestätigt.
Ein Kilometer vom östlichen Ende der Leitung entfernt befindet sich die 110-Kilovolt-Umspannanlage „Niedereimer“. Hier soll in einem zweiten Schritt eine Pyrolyse-Anlage zur Wasserstoffproduktion entstehen. Zur Wasserstoffgewinnung soll die Anlage Methan, methanhaltige Abfallprodukte und Schmutzwasser nutzen. Mit Hilfe der umfunktionierten Speicherleitung kann der dabei gewonnene, „türkise Wasserstoff“ an die jeweiligen Anwender verteilt werden. Der bei dem Prozess ebenfalls entstehende, feste Kohlenstoff, soll nachhaltig an Industrieunternehmen für ihre jeweilige Verwendung weitergegeben werden.
Mitte 2022 soll mit der Umsetzung begonnen werden
Die Kombination moderner Wasserstoff-Technologien mit bereits vorhandenen Erdgasleitungen ist Basis des Konzepts von Westenergie. Hierbei lässt sich die gesamte Wertschöpfungskette – von der Erzeugung über Transport und Verteilung bis zum Verbrauch, effizient umsetzen. Eine klimaneutrale Zukunft mit Arnsberg als Ausgangspunkt und einer Ausweitung in die Region, ist Ziel des Projekts. Es ist geplant, Mitte 2022 mit der Umsetzung zu beginnen. Bis dahin sollen die benötigten Fördergelder zur Verfügung stehen, erläutert Katherina Reiche. In den kommenden Jahren sollen dann Industrie und mittelständische Unternehmen aus Arnsberg, der Mobilitätsbereich, wie beispielsweise kommunale Abfall-Sammelfahrzeuge und der öffentliche Personennahverkehr, LKWs, aber auch Privathaushalte in die Nutzung von Wasserstoff einsteigen.
Auftaktveranstaltung im Kaiserhaus – Beiratsmitglieder unterzeichnen Kooperationsvereinbarung
Armin Laschet, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Christoph Dammermann, Staatssekretär des Wirtschaftsministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen, Leonhard Birnbaum, Vorstandsvorsitzender der E.ON SE, Katherina Reiche, Vorstandsvorsitzende der Westenergie AG, sowie Vertreterinnen und Vertreter der regionalen Wirtschaft und Politik haben am gestrigen Dienstag (20.07.2021) in einer Auftaktveranstaltung gemeinsam den Startschuss für die Klimaregion Sauerland gegeben. Moderatorin Michaela Padberg führte durch die Veranstaltung.
In einem Grußwort betonte Landrat Dr. Karl Schneider die enorme Chance für die Region, die das Modellprojekt von Westenergie bietet. Er appellierte, dass die Energie der Zukunft nicht nur grün sondern auch bezahlbar, nicht nur regenerativ, sondern auch verfügbar sein muss, und erklärte, dass er den Prozess als Landrat aktiv unterstützen wird.
Auch Bürgermeister Ralf Paul Bittner bedankte sich für die Projektidee, die Zusammenarbeit und den gestrigen Auftakt. „Arnsberg hat das Ziel bis 2030 klimaneutral zu sein, das ist ein sehr großes Ziel, wo dieses Projekt hervorragend rein passt.“, so Bürgermeister Bittner.
Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, und Staatssekretär des Wirtschaftsministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen, Christoph Dammermann betonten in jeweils einer Videobotschaft die Bedeutsamkeit von Wasserstoff für den Klimaschutz und die Bedeutung, die eine derartige Umsetzung einer Region verleihen kann. „Wir wollen Wasserstoff-Standort Nr. 1 in Europa werden“, so Armin Laschet, „Gemeinsam machen wir NRW zum modernsten und klimafreundlichsten Standort Europas.“
Dr. Leonhard Birnbaum, Vorstandsvorsitzender des Mutterkonzerns der Westenergie, E.ON SE, verdeutlichte dass das Ziel der Bundesregierung, eine 100%ige Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 zu erlangen, eine sehr große Herausforderung ist. „Wir haben wirklich sehr wenig zeit, denn 2045 ist übermorgen.“, so Dr. Birnbaum. Die Umstellung des gesamten Systems dauert Zeit, deshalb ist es so wertvoll auf bestehender Infrastruktur aufsetzten zu können, so Birnbaum weiter. „Wie das richtige Zusammenspiel von „neu Bauen“ und „Verwenden von Bestehendem“ ist, das wollen wir in dieser Modellregion ausprobieren.“
Dr. Birnbaum betonte weiter, dass dieses richtungsweisende Projekt nicht nur „ein weiteres von vielen Projekten“ ist, sondern „eines welches Maßstäbe setzen kann“. Dennoch richtet er einen Appell an die Politik. Denn für eine erfolgreiche Umsetzung muss die Politik die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Verlässlichkeit der Investitionsbedingungen und Steuersenkungen für Strom sind beispielsweise wichtige Parameter für eine gelungene Umsetzung.
Einsatz von Wasserstoff-Technologie und Umsetzung des Modellregion-Projekts aus politischer Sicht
In einer zweiten Podiumsdiskussion haben Carl-Julius Cronenberg, FDP-Bundestagsabgeordneter für den Hochsauerlandkreis, Friedrich Merz, CDU-Direktkandidat im Hochsauerlandkreis für den Deutschen Bundestag, Maria Tillmann, Bündnis90/Die Grünen-Direktkandidatin im Hochsauerlandkreis für den Deutschen Bundestag und Dirk Wiese, SPD-Bundestagsabgeordneter für den Hochsauerlandkreis, über den Einsatz von Wasserstoff-Technologie aus politischer Sicht debattiert.
Friedrich Merz erläutert, dass die Region für das Projekt die richtige Wahl ist. Kritisch sieht er, die zu hohen Erwartungen an die Art des Wasserstoffes. „Auch den blauen Wasserstoff werden wir zumindest für eine Übergangszeit in Deutschland brauchen“, so Merz. Weiterhin sieht er die Planungs- und Genehmigungsverfahren kritisch. „Deutschland ist zu langsam.“, so Merz. Für eine gelungene und vor allen Dingen zeitnahe Umsetzung, sind schnellere Genehmigungsverfahren notwendig so Merz weiter. Zudem betont er, dass Klimaschutz nur gelingen kann, wenn er weltweit stattfindet. Deutschland muss sich technologisch so an die Spitze setzen, „dass wir auch an anderer Stelle auf der Welt CO2-Redutkion ermöglichen können.“
Dirk Wiese hob positiv hervor, dass ein derartiges Projekt erstmalig in der Region Sauerland angesiedelt wird. Dafür ist er der Westenergie und E.ON sehr dankbar. „Gerade in dieser Region sind neben Technik und Know-how auch die Abnehmer da.“, so Wiese. Doch auch er sieht das oftmals gesetzte Ziel, ausschließlich grünen Wasserstoff zu verwenden – zumindest für den Beginn – kritisch. „Das wird von heute auf morgen nicht funktionieren.“, so Wiese. Wenn wir grünen Wasserstoff komplett nutzen wollen, dann brauchen wir letztendlich mehr erneuerbaren Energien, auch durch Import.
Carl-Julius Cronenberg erläuterte, dass die Transformation zur Wasserstoff-Wirtschaft gelingen kann, wenn die politischen Rahmenbedingungen so gesetzt werden, dass mehr Wohlstand, mehr Freiheit und mehr gute neue Industriearbeitsplätze entstehen, und trotzdem hohe Renditen für Investitionen erwirtschaftet werden können. Er begrüßt, dass die Industrie Druck auf die Politik ausübt, die richtigen Rahmenbedingungen für mehr Klimaschutz zu schaffen. Er betonte zudem, dass das Sauerland für dieses Projekt genau richtig gewählt ist.
Auch Maria Tillmann lobte das Modellprojekt, sie wies allerdings auch darauf hin, dass bei der Entwicklung und Umsetzung neuer Technologien immer auch darauf geachtet werden muss, dass „wir nicht Fortschritt entwickeln aber an anderer Stelle wieder neue Probleme erzeugen.“
Partner aus Wirtschaft und Politik unterzeichnen Kooperationsvereinbarung
Das Modellprojekt findet breite Zustimmung in Wirtschaft und Politik. Es ist eine große Chance für die Region und für den Klimaschutz. Alle anwesenden Partner und Unterstützer haben zum Abschluss der Veranstaltung eine Kooperationsvereinbarung unterschrieben.
Gedenkminute für die Opfer der Hochwasserkatastrophe
Die Vorstellung des Klimaschutz-Modellprojekts Sauerland war überschattet von den aktuellen Ereignissen. Die Rednerinnen und Redner haben in Ihren Ansprachen Bezug zu den Geschehnissen genommen und eigene Eindrücke geschildert. Zu Beginn der Veranstaltung wurde eine Gedenkminute für die Opfer und Betroffenen der Hochwasserkatastrophe abgehalten.
Eine Antwort
Mir fehlt ein Hinweis für sofortige Maßnahmen und der Hinweis an die Bürger was sie selbst auf den Weg für eine gute Region SAUERLAND unternehmen können.