Arnsberg. Wenn wir etwas erleben, wo alles stimmt, sprechen wir von einer runden Sache. Doch ein Theaterstück zu schreiben und auf die Bühne zu bringen, das zugleich Theater, Revue und Kabarett ist, das kurzweilige wie oberflächliche Unterhaltung mit bitterem Ernst verkuppelt, das die Leichtigkeit der 20er Jahre als „Reise in das Dritte Reich“ (Tucholsky) demonstriert (Almagors nennen das den „Absturz ins Dritte Reich“ ), wo getanzt, gespielt, gelesen, gesprochen, musiziert, gesungen und geblendet wird, wo Zuschauerraum und Bühne der KulturSchmiede zu einem Revuetheater Berlins der 20er Jahre verschmelzen (Klasse Raumgestaltung und Dekoration) – dann ist die runde Sache beste Theaterkunst.
Die goldenen Zwanziger oder der Absturz ins Dritte Reich“ in der KulturSchmiede
Theaterkunst, die unterhält und fesselt, die beklommen und betroffen macht, wenn aus dem Vagina-leckenden Schoßhund der Berliner Damenwelt der marschierende und zähnefletschende Kampfhund Hitler wird – beides herausragend gespielt und getanzt von Manuel Quero , wie sich überhaupt ein hervorragendes Bühnenteam zusammengefunden hat: Yehuda Almagor, Manuel Quero, Jutta Juchmann, Stefan Wolf und Gunther Tiedemann.
Begeisterung, „dass wir in Arnsberg so ein tolles Theater haben“
Nicht zuletzt durch die Zusammenstellung der Texte durch Ulla Almagor erlebten die Zuschauer den facettenreichen Kurt Tucholsky (alias Ignaz Wrobel, Theobald Tiger, Peter Panter und Kaspar Hauser), der mit der Schreibmaschine den heraufziehenden Orkan nationalen Wahns aufhalten wollte. Wie twitterte Bürgermeister Vogel direkt nach der Premiere: „Tucholsky hat in den 20er Jahren alles vorausgesehen.“ Langanhaltender Beifall, Nachdenklichkeit und Begeisterung, „dass wir in Arnsberg so ein tolles Theater haben“, waren der Dank für eine runde Premiere.
Noch vier Vorstellungen vor ausverkauftem Haus
Auch die weiteren vier Vorstellungen am 25., 26., 27. und 28. Januar in der KulturSchmiede sind ausverkauft.