Arnsberg. Es ist eine lange Geschichte, die jetzt aber endlich zu einem guten Ende kommt. Sechseinhalb Jahre sind vergangen, um den Bürgerbus – in Sundern und anderen Städten des Sauerlands längst ein Erfolgsmodell – auch in Arnsberg auf die Beine zu stellen. Doch jetzt soll es endlich losgehen, auch wenn der Startschuss nochmals um einige Wochen verschoben werden musste, weil bis auf die letzte Minute an Linienführung und Haltestellennetz gefeilt wurde. Gefeiert, das ist nun fix, wird am Samstag, 18. Juli in der Rosier Autostrada in Bruchhausen, wo der nagelneue Mercedes Sprinter vorgestellt wird. Am Montag, 20. Juli wird der Bürgerbus, der acht Fahrgäste und bei Bedarf einen Rollstuhlfahrer transportieren kann, um 8.33 Uhr am Hüstener Markt auf seine erste Tour gehen.
Am Ende sind es 47 Haltestellen
Michael Breier, Geschäftsführer des Arnsberger Bürgerbusvereins, und Olaf Teuber von der RLG, die die Betriebsführung des Bürgerbusses übernimmt, präsentierten am Mittwoch frisch aus dem Drucker den Zuwendungsbescheid der Bezirksregierung über 55.000 Euro für die Anschaffung des Fahrzeugs. Bis vor wenigen Tagen haben beide auch noch intensiv am Strecken- und Haltestellennetz gearbeitet, das nun als Teil des Genehmigungsantrags beim RP liegt, der schnelle Bearbeitung zugesagt hat. Am Ende sind es 47 Haltestellen geworden, deren Lage hier und da noch leicht verändert wurde. Denn die Haltestellen, die meist an Nebenstraßen in Wohngebieten liegen, sollen möglichst optimale Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten für Fahrgäste und insbesondere Rollstuhlfahrer bieten. Die Linien müssen aber auch so passend gemacht werden, dass sie problemlos im Zwei-Stunden-Takt zu bewältigen sind und an Verknüpfungspunkten wie Stoppenkamp gute Anschlüsse haben.
Karoline und Nass, Kaufpark und Kaufland
Der Bürgerbus fährt mit zwei Linien vom Hüstener Markt über den Flammberg und Müschede nach Wennigloh sowie über Bruchhausen nach Niedereimer, wobei die Linienführung in der Regel abseits der Linien der großen Busse und auch bis in hochgelegene Siedlungsbereiche verläuft. Angebunden sind aber auch das Hüstener Karolinenhospital, das Freizeitbad Nass sowie Kaufpark in Hüsten und Kaufland in Bruchhausen. Am Kaufland, wo er Busfahrer jedes mal fünf Minuten Zeit für eine Toiletten- oder Zigarettenpause bekommt, ist es den Streckenplanern gelungen, die Route so zu legen, dass der Bus weder wenden noch zurücksetzen muss. Er fährt vom Parkplatzeingang am Getränkemarkt direkt bis vor die Apotheke, so dass Fahrgäste nur noch wenige Schritte zum Eingang vor sich haben.
Barrierefreie Haltestellen sind noch eine Aufgabe
Nicht so recht zufrieden sind die Linienplaner mit der Haltestellensituation am Karolinenhospital, wo der Bürgerbus ausnahmsweise die selbe Haltestelle nutzt wie der Linienbus. Diese Haltestelle sei nicht wirklich barrierefrei und dazu noch auf der falschen Straßenseite. „Das ist eine Aufgabe für die nächsten Jahre,“ sagt Olaf Teuber. Auch bei vielen anderen Haltestellen könne man Ideen und Vorschläge für einen besseren Einstieg brauchen, sagt Michel Breier. Hier solle aber zugleich beobachtet werden, wie stark die einzelnen Haltestellen angenommen werden, entsprechen könne das Netz optimiert werden.
Zielgröße 5000 Fahrgäste im ersten Jahr
Dass der Bürgerbus insgesamt angenommen wird, davon ist Breier fest überzeugt. Für Ewald Hille aus Bruchhausen, stellv. Bürgermeister und Vorstandsmitglied im Bürgerbusverein, kommt es jetzt darauf an, dass die Bürger „den Bürgerbus wahrnehmen, sich darauf einlassen und ihn ausprobieren“. Breier rechnet mit 5000 bis 5500 Fahrgästen im ersten Betriebsjahr. Und er rechnet auch fest damit, dass der Bürgerbus Arnsberg kostendeckend fahren wird – wie alle Bürgerbusse im Verbund Sauerland-Hellweg, dessen Vorstandsvorsitzender Breier auch ist. „80 Prozent aller Bürgerbusse in NRW sind defizitär, im Münsterland werden wir immer gefragt, wie man das macht, dass die Kommunen hier nichts zuzahlen,“ berichtet Olaf Teuber. Und Michael Breier sagt: „Die Stadt Arnsberg kostet der Bürgerbus nur ein Blatt Papier. Für die Ausfallbürgschaft über 5000 Euro.“ Die, so Breier, werde vom Land gefordert, sei in seinem Verbund aber noch nie in Anspruch genommen worden.
Haltstellenpatenschaften für 250 Euro
Der Arnsberger Bürgerbus ist der erste im Sauerland, der mit einem Hublift für einen Rollstuhl ausgestattet ist. Er wird dafür eigens nach Frankreich geschafft und umgebaut. Das Fahrzeug kostet gut 65.000 Euro. 55.000 kommen vom Land, der Rest vom Kreis. Für die Haltestellen werden rund 12.000 Euro in die Erde gestellt, wovon der Verein 20 Prozent tragen muss. Das und die laufenden Kosten des Betriebs sollen durch Fahrkartenverkauf, Sponsoren und Haltestellenpatenschaften gedeckt werden. Jeder kann für 250 Euro Haltestellenpate werden und wird auf einem Schild an „seiner“ Haltestelle verewigt. Zudem wird der Bus mit Werbung beklebt.
Ticket ab 1,95 Euro
Ein Ticket im Bürgerbus kostet in der Preisstufe 1 bei der Eröffnung 1,90 Euro, ab der anstehenden Preiserhöhung zum 1. August 1,95 Euro. Obwohl die Bürgerbusroute durch insgesamt vier Preiszonen führt, wird höchstens Preisstufe 2 fällig. Etwas kompliziert wird es beim Umstieg vom Bürgerbus auf den Linienbus oder umgekehrt. Der Bürgerbus erkennt Tickets der RLG an, umgekehrt geht das aber nicht. „Schade, aber das wäre zu kompliziert, weil wir auch noch mit Bahn, Bahnbus und anderen Verkehrsverbünden abrechnen,“ sagt Olaf Teuber, ist aber zuversichtlich, dass die Bürger die für sich günstigste Variante schnell herausfinden. Umsteiger können etwa Tagestickets, Vier-Fahrten-Karten oder auch Monats-Abos nutzen.
Kein Aufnahmestopp für Fahrer
Einen erheblichen Beitrag zu einem kostendeckenden Bürgerbus leisten auch die ehrenamtlichen Fahrer. Michael Breier hätte gern ein gutes Team von zwölf Fahrern. Neun hat er schon, darunter auch einige erfahrene Bürgerbuslenker, die bisher als Arnsberger in Sundern unterwegs waren und jetzt in ihre Heimatstadt wechseln. „Wir freuen uns über jeden, der kommt, einen Aufnahmestopp gibt es nicht,“ sagt Breier und lädt Interessenten zu der ersten Zusammenkunft der Fahrer am kommenden Montag, 11. Mai um 19.30 Uhr im Rathaus ein.
Fahrplanfolder geht in Kürze in Druck
Wer sich für den genauen Fahrplan interessiert, muss sich noch ein wenig gedulden. Der Druck eines Fahrplanfolders ist in Vorbereitung. Ende Mai oder Anfang Juni wird es den Folder und auch Infos zu Linien, Haltestellen und Fahrplan im Internet geben. Fest steht, dass die jeweils zweistündige Tour über beide Linien montags bis samstags am Vormittag zwei Mal gefahren wird, dienstags und donnerstags auch am Nachmittag zwei Mal. Die restlichen Nachmittage werden für Wartung und Reinigung benötigt. Auf die Frage des Planungsausschussvorsitzenden Werner Frin, ob sie sich weitere Bürgerbuslinien in der Stadt vorstellen können, äußerten sich Breier und Teuber eher skeptisch. In Neheim etwa sei bis auf kleine Ausnahmen die Anbindung mit Linienbussen erheblich besser als in den Stadtteilen, in denen jetzt der Bürgerbus an den Start gehe. Und ein Durchziehen der Linie über Niedereimer hinaus bis Alt-Arnsberg habe man in Erwägung gezogen. Doch dass hätte statt eines Zwei-Stunden-Takts einen Drei-Stunden-Takt erfordert und damit das gesamte Projekt unattraktiver gemacht.