Arnsberg. Das Projekt „Bioenergiezentrum“ in Arnsberg ist auf gutem Weg. Die Machbarkeitsstudie hat ergeben, dass reichlich Potenzial da ist. Stadtwerke, Technische Dienste der Stadtverwaltung und der Caritasverband machen jetzt schon den nächsten Schritt und überlegen, wie das Betreibermodell aussehen soll.
Energiemanager Marc Padberg von den Stadtwerken berichtete jetzt im Wirtschftsausschuss vom Ergebnis der Machbarkeitsstudie, die vor einem Jahr begonnen wurde: „Es macht Sinn,“ fasste er kurz und bündig zusammen und erinnerte an die Ziele, die hinter der Idee Bioenergiezentrum stehen:
- Klimaschutz durch Einsparung fossiler Brennstoffe beim Heizen
- Steigerung der regionalen Wertschöpfung durch die Nutzung holziger Biomasse, die sonst nicht oder kaum genutzt wird
- Positive Effekte für den Arbeitsmarkt.
Das Potenzial für das Bioenergiezentrum am Standort Arnsberg habe Professor Dr. Stefan Pelz von der Hochschule Rottenburg sowohl für die ökologischen wie auch für den arbeitsmarktpolitischen Bereich festgestellt. Der ursprüngliche Blickwinkel, das Projekt allein als Beschäftigungsmöglichkeit für Langzeitarbeitslose anzulegen, habe der Gutachter allerdings für nicht realisierbar gehalten, so Padberg. Stattdessen setzte man jetzt auf ein Kooperationsmodell mit dem Caritasverband. Dort bestehe nach interner Prüfung großes Interesse an einem Integrationsunternehmen für Behinderte, weil das Potenzial an solchen Arbeitskräften groß sei und es auch langfristig Fördermittel gebe.
Erstmals, so Padberg, habe die Machbarkeitsstudie Forstdaten mit anderen Geodaten verschnitten. Dabei habe der Gutachter im Umkreis von etwa 50 Kilometern, in dem Holz noch wirtschaftlich transportierbar wäre, rund 8000 Quadratkilometer untersucht. Dabei sei ein theoretisches Potenzial von 886.000 Kubikmeter holzige Biomasse pro Jahr ermittelt worden. Wirtschaftlich genutzt in der Nähe von bestehenden Wegen und an nicht zu steilen Hängen seien davon rund 635.000 Kubikmeter. Und die größte Überraschung der Studie sei, dass rund ein Drittel dieses Potenzials nicht im klassischen Wald anfalle, sondern als Straßenbegleitgrün etwa entlang der Autobahnen oder auf Energietrassen. Und Padberg machte deutlich, dass es bei diesen Mengen nicht um Kahlschläge gehe, sondern um Material, was sonst verrotte oder kompostiert werde, oder um die Ernte nur von Teilen dessen, was nachwachse.
Start mit sechs Arbeitsplätzen und Steigerung auf 16 im sechsten Jahr
„Sinnvoll und nachhaltig“ sollen das wirtschaftliche Konzept wie auch die Arbeitsplätze beim neuen Bioenergiezentrum sein, so Padberg. Deshalb schlägt die Studie vor, sich zunächst auf die Produkte Holzhackschnitzel und Scheitholz zu konzentrieren. Auch an die Schaffung von Arbeitsplätzen soll vorsichtig herangegangen werden. „Wir könnten mit sechs Mitarbeitern – im Büro, in der Aufbereitung und im Transport zum Kunden – beginnen“, sagte Padberg. Innerhalb von sechs Jahren sei dann ein Anwachsen auf 16 Vollzeitarbeitsplätze denkbar, möglicherweise plus weiterer Jobs für das Holzsammeln im Wald. Diese Sechs-Jahres-Frist hat auch für den Caritasverband besondere Bedeutung. Denn dann müsste er – eine generelle Auflage seines Dachverbands – mit seinem neuen Unternehmen auch ohne Fördermittel wirtschaftlich arbeiten.
Marc Padberg nannte auch die Ziele seines Arbeitgebers: „Die Stadtwerke Arnsberg wollen Abnehmer sein und so die Rohstoffzufuhr ihres Holzhackschnitzelheizwerks am Berliner Platz langfristig sichern.“ Auch weitere Projekte der Stadtwerke sollen durch die Zusammenführung der Stoffströme und das Ausschöpfen des großen Potenzials in und um Arnsberg ermöglicht werden, darunter auch ein zweites und drittes Holzhackschnitzelheizwerk.
„Sehr schön und positiv, auch wenn es lange gedauert hat,“ kommentierte Grünen-Fraktionssprecher Hans Wulf und erinnerte an einen vier Jahre zurückliegenden gemeinsamen Antrag von Grünen und CDU im Arnsberger Rat.