Arnsberg/Hamm. 8000 Euro Schmerzensgeld für einen grob fehlerhaften Befund während der Operation einer Schulterverletzung hat das Oberlandesgericht Hamm einem Arnsberger zuerkannt.
Arnsberger gewinnt gegen Krankenhaus Wimbern
„Die operative Versorgung einer Schultereckgelenksprengung ist grob behandlungsfehlerhaft, wenn die Bohrung für die einzubringende Schraube zu nahe am Gelenk liegt und der Operateur diesen Umstand nicht erkennt, weil er die gebotene intraoperative Bildgebung zur Überprüfung der Bohrung unterlässt.“ Das hat der 26. Zivilsenat des Oberlandesgerichts Hamm unter Abänderung des erstinstanzlichen Urteils des Landgerichts Arnsberg am 18. Februar 2014 entschieden.
Operation nach Schultergelenksprengung beim Fußball
Anfang Mai des Jahres 2010 zog sich der seinerzeit 21 Jahre alte Kläger aus Arnsberg beim Fußballspielen eine Schultereckgelenksprengung Tossy III links zu, die noch am selben Tag im Krankenhaus des beklagten Krankenhausträgers in Wickede-Wimbern mit einer Verschraubung des Schlüsselbeins operativ versorgt wurde. Wenige Wochen später musste die Schraube mit einer Revisionsoperation entfernt werden, weil sie ausgerissen war. Mit der Begründung, er sei mit einer nicht richtig platzierten Schraube fehlerhaft operiert worden, so dass die Schraube herausgebrochen und deswegen die Revisionsoperation notwendig geworden sei, hat der Kläger vom beklagten Krankenhaus Schadensersatz verlangt, unter anderem ein Schmerzensgeld in Höhe von 8000 Euro.
Operateur hat sich mit nicht aussagekräftigen Bildern begnügt
Das Klagebegehren hatte Erfolg. Nach sachverständiger Begutachtung hat der 26. Zivilsenat des Oberlandesgerichts Hamm dem Kläger 8000 Euro Schmerzensgeld zuerkannt. Christian Nubbemeyer, Pressedezernent des Gerichts, zitiert aus der Urteilsbegründung: Es liege ein grober Befunderhebungsfehler vor. Die bei der ersten Operation eingebrachte Schraube sei falsch positioniert worden, sie habe zu nahe am Gelenk gesessen. Dieser Positionsfehler könne bei der Bohrung zwar auch einem erfahrenen Chirurgen passieren. Er habe aber intraoperativ – durch eine Bildgebung in zwei Ebenen (Röntgenaufnahmen aus verschiedenen Projektionsrichtungen) – erkannt und dann korrigiert werden müssen. So wäre der Positionsfehler noch während der Operation festzustellen und dann durch eine erneute Bohrung oder ein anderes Verfahren zu korrigieren gewesen. Auf die gebotene Bildgebung habe der Operateur verzichtet und sich mit zwei Aufnahmen aus zwei dicht beieinander liegenden Winkeln begnügt, die nicht aussagekräftig gewesen seien. Wenn er sich dabei nur auf seine eigenen Augen und Erfahrung verlassen habe, sei der Befund grob fehlerhaft erhoben worden. Aufgrund der hiermit verbundenen Beweislastumkehr gehe die Revisionsoperation zu Lasten des beklagten Krankenhauses. Es sei nicht auszuschließen, dass die zweite Operation bei ordnungsgemäßer Befundung zu vermeiden gewesen wäre.
Urteil des 26. Zivilsenats des Oberlandesgerichts Hamm vom 18.02.2014 (26 U 152/13)