Sundern. Die voraussichtlich vorletzte Ratssitzung vor der Wahl gehörte zu den kürzeren, dennoch stritten sich die Parteien in drei Punkten. Den Mitgliedschaft der Stadt im Trägerverein des neuen Naturparks Sauerland-Rothaargebirge lehnten Teile der FDP ab, die Aufhebung der Gestaltungssatzung für Altenhellefeld die SPD und der fraktionslose Matthias Schulte-Huermann und bei der Deckung der außerplanmäßigen Ausgaben für die Grundstückskäufe im Rahmen des Regionale-Projekts in Amecke sah sich die CDU mit dem Widerstand der kompletten Opposition aus SPD, FDP, Grün und Ex-Grün konfrontiert.
Über 800.000 Euro müssen zunächst gedeckt werden
808.564 Euro kostet der Grunderwerb für die Regionale, Geld, das nach der Rechnung von Bürgermeister Lins zu großen Teilen durch spätere Grundstücksverkäufe wieder in die Stadtkasse fließen soll, das gleichwohl erst aber durch Minderausgaben in anderer Stelle im Haushalt abgedeckt werden muss. Auch nach der intensiven Diskussion im Hauptausschuss wurden auch wieder einzelne Maßnahmen angesprochen wie der Radweg Seidfeld, das Salzsilo im Baubetriebshof oder die Regenrückhaltung Eichendorffstraße. Kämmerin Ursula Schnelle, dass keine Maßnahmen zur Streichung vorgesehen seien, sondern nur ein Teil verschoben werde. Und da stünden die vorne, für die die Planungen noch nicht abgeschlossen seien oder für die in diesem Jahr keine Fördermittel gebe. So sei es schon sicher, dass NRW in 2014 keine Radwege mehr fördert. Das Salzsilo bringe zwar deutliche Einsparungen, weil Hallenmiete wegfalle, könne aber erst gebaut werden, wenn ein Gesamtkonzept für den Baubetriebshof vorliege, und daran werde noch gearbeitet. Das betreffe auch die Eichendorffstraße.
SPD kritisiert: keine saubere Haushaltspolitik
Michael Stechele (SPD) kritisierte, es sei keine saubere Haushaltspolitik, wenn in den Haushalt Positionen einfach so rein geschrieben würden und einfach so wieder raus genommen werden könnte. Und er widersprach der Darstellungen, dass die Insolvenzen der Stadtmarketing-Töchter die Finanzkrise der Stadt Sundern ausgelöst hätten. Die Insolvenzen hätten vielmehr Klarheit ausgelöst. Sabine Riechert-Rother (FDP) beklagte ein nicht tragfähiges Konzept und fügte hinzu, ihr werde Angst und Bange, wenn die CDU auch noch auf die Kreditlinie schiele. Der fraktionslose Matthias Schulte-Huermann versuchte, zumindest die 40.000 Euro für den Radweg Seidfeld aus dem Paket zu nehmen, weil er den für dringend halte. Auch Antonius Becker (Grüne) fürchtete, dass der Radweg auf den St. Nimmerleinstag verschoben werden könnte, betonte aber vor allem die Ansicht seiner Fraktion, dass das Freikaufen in Amecke die Stadt Sundern viel zu teuer komme und ein verkleinertes Regionale-Projekt die bessere Lösung gewesen wäre. CDU-Fraktionschef Günter Martin wies die Kritik an undurchdachten Maßnahmen und an der Arbeit der Verwaltung zurück: „Ich prophezeie, dass wir das in ein, zwei, drei Jahren alles hinbekommen.“ Bürgermeister Lins sagte zu, laufend über Verschiebungen zu berichten, erstmals bereits in zwei Wochen im Hauptausschuss: „Das soll ein fließender Prozess sein.“ Bei der Abstimmung gab es 16 Gegenstimmen.
Vier verkaufsoffene Sonntage pro Jahr
Einstimmig beschlossen wurde die Regelung zu den Verkaufsoffenen Sonntagen. Künftig wird es im April, Juni und September je einen im gesamten Stadtgebiet geltenden offenen Sonntag geben, der mit Autofrühling, Sommer- oder Gebirgsfest und Stadtfest zusammenfällt. Der vierte Sonntag fällt im Advent mit dem Adventsbummel zusammen, gilt aber nicht in Hachen und Stockum. Hachen hat einen eigenen Termin am dritten Adventssonntag in Verbindung mit dem Weihnachtsmarkt, Stockum im November anlässlich der Glanzpunkte.
Streit um Jahresbeitrag im Naturpark-Trägerverein
Um 950 Euro Mitgliedsbeitrag ging der Streit es beim Thema Naturpark. Dass Sundern mit dem gesamten Stadtgebiet dem fusionierten neuen großen Naturpark Sauerland-Rothaargebirge beitreten soll, war unstrittig. „Die Zeiten, dass Sundern stolz war, im Naturpark Homert zu liegen, liegen lange zurück,“ sagte Hubert Müller (CDU). Antonius Becker (Grüne) meinte, es könne nur besser werden, im Naturpark Homert seien zuletzt ja noch nicht einmal die Mülleimer geleert worden. Auch Jürgen ter Braak (SPD) sprach sich für den Beitritt des gesamten Stadtgebiets aus, da man ja die planerische Hoheit nicht verliere. Rüdiger Laufmöller (FDP) fragte allerdings, welche Vorteile es bringe, wenn die Stadt auch noch für 950 Euro Jahresbeitrag dem Naturpark-Trägerverein beitrete, ob es nicht genüge, wenn dort wie bisher der Hochsauerlandkreis Mitglied ist. FDP-Kollegin Dorothee Thiele fragte, ob dieser Beitrag nicht eine freiwillige Leistung sei und damit für eine Haushaltssicherungskommune eine unzulässige Ausgabe. Eine Frage, die die Kämmerin noch prüfen muss. Vorbehaltlich dieser Klärung war die große Mehrheit des Rates aber der Meinung, zunächst auch dem Trägerverein beizutreten, der in Kürze erstmals zusammenkommt. Dann könne man ja immer noch in ein, zwei Jahren überprüfen, ob diese Mitgliedschaft Sinn mache. Bei der Abstimmung gab es drei Nein-Stimmen aus der FDP.
Gestaltungssatzung Altenhellefeld bei sieben Gegenstimmen gekippt
Auch bei der Aufhebung der Gestaltungssatzung für Altenhellefeld gab es noch eine Diskussion mit den altbekannten Positionen, obwohl Willi Vogt, der langjährige Ortsvorsteher von Altenhellefeld, entschuldigt fehlte. Michael Stechele wiederholte die Befürchtungen der SPD, dass es zu schwer zu kontrollierenden Entwicklungen kommen werde und das auch die ungerechte Verteilung der Belastungen, die nun noch starker bei den Eigentümern der denkmalgeschützten Gebäude liege, zu Problemen führen könne. Sibylle Rohe-Tekath (CDU) zeigte sich dagegen überzeugt, dass die Altenhellefelder aufpassen werden und dass es keine blauen Dachpfannen im Dorf geben werde. Auch Antonius Becker (Grüne) sprach sich gegen die Satzung aus, weil diese von den Bürgern nicht gewollt werde. Bei sieben Gegenstimmen und einer Enthaltung wurde die Gestaltungssatzung aufgehoben.
„Provokation“ und „Denunziation“
Scharfe Töne gab es dann am Ende des öffentlichen Teils, als es um den Workshop Wirtschaftsförderung ging, an dem FDP und Grüne nicht teilgenommen haben. FDP-Fraktionschef Oliver Brenscheidt sagte, allein schon der Termin am Freitag um 13 Uhr sei eine Provokation der arbeitenden Bevölkerung gewesen, die Vorwürfe des Bürgermeisters gegen die, die nicht teilgenommen haben, geradezu denunziantenhaft. Ihm sei es eine tiefe Herzensangelegenheit gewesen, teilzunehmen, aber leider sei es weder für ihn noch für einen Vertreter möglich gewesen. Antonius Becker (Grüne) sagte: „Das Thema war total spannend, aber es ging nicht.“ Es sei doch wohl gestattet, seiner Enttäuschung Ausdruck zu verleihen, wenn bei solch einer Veranstaltung mit zwei Monaten Vorlauf nur vier Vertreter der Politik kommen und nur aus zwei Fraktionen, sagte der Bürgermeister. Michael Stechele (SPD) sagte, er sei da gewesen, aber der Workshop habe fast nichts gebracht. das Verfahren müsse beschleunigt werden, wie es jetzt angelegt sei, sei es der falsche Weg. Dem Widersprach wiederum Detlef Lins: „Strukturen aus 20 Jahren in einer Sitzung neu aufzustellen wäre der falsche Ansatz.“