Arnsberg. Schon die Idee, eine Arnsberger Ideenschmiede ins Leben zu rufen, war eine gute Idee. Das zeigte die Auftaktveranstaltung am Montag abend. Der Blaue Saal am Sauerlandmuseum war bis auf den letzten Platz gefüllt, als vier mutige Arnsberger ihre Ideen präsentierten, wie man den Stadtteil nach vorne bringen kann, und dafür viel Beifall erhielten.
Zwei Vereine ziehen an einem Strang
Heinz Hahn und Tarek Jumah, als Vorsitzender des Verkehrsvereins Arnsberg und der Werbegemeinschaft „Wir in Arnsberg“ die Gastgeber des Abends, zeigten sich erfreut und überrascht über das starke Interesse, denn für sie war es eine doppelte Premiere – nicht nur der Start der Ideenschmiede, die zu einer festen Institution werden soll, sondern auch die erste gemeinsame Veranstaltung der bisher eher konkurrierenden Vereine, die Auftakt zu einer engeren Zusammenarbeit sein soll. Das sah auch Bürgermeister Ralf Bittner mit Wohlwollen. Derzeit werde das Stadtmarketing ja neu auf die Schiene gesetzt und da sei eine gedeihliche Zusammenarbeit eine große Chance. Den vortragenden Ideengebern versprach Bittner, im Gespräch zu bleiben.
Am Glockenturm soll es im Advent richtig brummen
Die vier Mutigen hatten insgesamt sogar acht Ideen parat. Der fleißigste war Christof Möller. Der Ur-Arnsberg lieferte gleich vier Ideen. „Kopfkino einschalten!“, sagte er, als er den Arnsberger Glockenturm als größte Kerze der Welt vorstellte. Derzeit steht die größte Kerze alljährlich in der Adventszeit in kleinen hessischen Städtchen Schlitz. Dort wird ein alter Wehrturm mit rotem Stoff verkleidet. Mit aufgesetzter Flamme bringt er es auf 42 Meter Höhe. „Das is‘ nix! Das können wir toppen!“, sagte Möller. Der Glockenturm bringe es so schon auf 56 Meter und dann könne beispielsweise die Firma Trilux noch eine Beleuchtung drauf setzen. Wichtig für den Ideengeber ist auch, dass dann auch direkt zu Füßen der Kerze in der Altstadt ein stimmungsvoller Weihnachsmarkt stattfindet, damit es wie in Schlitz „richtig brummt“.
Ostern „Stadt zwei Tage voll mit Leuten“
Auch für Ostern hat Christof Möller eine Idee. Er will einen Arnsberger Osterlauf etablieren, der am Ostersamstag stattfindet und Start und Ziel auf dem Schlossberg hat. Das sei wichtig, denn dann könne man die Gastronomiestände des Samstags dort auch am Sonntag nutzen und ein richtiges Osterfeuerfest feiern. Denn auch jetzt kämen schon Tausende von Schaulustigen auf den Schlossberg, um von dort das größte Osterfeuer des Sauerlands zu beobachten. Mit Osterlauf und Osterfeuerfest könne man erreichen, dass die Stadt „zwei Tage voll mit Leuten“ ist. Als Laufstrecken schlägt Möller Kinder- und Jugendläufe um die Schlossruine, einen Jedermannlauf durch die Altstadt und Profiläufe mit 10 bis 25 Kilometer Länge auf anspruchsvollen und einzigartigen Wegen rund um Arnsberg vor.
„Ostturm derzeit leider tot“
Auch eine Wiederbelebung des Ostturms schlägt Christof Möller vor. Das sei ein fast vergessener Ort mit starkem Ambiente und unendlichen Möglichkeiten, derzeit aber leider tot. Er schlägt vor, dort im regelmäßigen Wechsel allen Arnsberger Gastronomen die Möglichkeiten zu Veranstaltungen zu geben, um keinen einseitig zu bevorzugen. Auch die Einrichtung eines Kiosks im früheren Feuerwehrmuseum kann er sich vorstellen.
Promenade statt Müllplatz am Ruhrufer
Die vierte Idee von Christof Möller ist die Fortsetzung der Promenade von den Ruhrterrassen bis zur Festhalle direkt am Ufer der Ruhr entlang. Die Ruhrterrassen seien gut gelungen, derzeit aber leider noch wenig genutzt. Ein Weg am Ufer der Ruhr wäre eine Aufwertung, auch weil dann der Müll dort verschwände. Möller kann sich hier auch Holzstege um Wasser, Sitzbänke, das Aufstellen von Kunstwerken im Kunstsommer und nächtliche Beleuchtung vorstellen.
Moderne Gastronomie auf alten Mauern
Auch Daniel Litwer hat sich Gedanken über den Schlossberg gemacht. Er wünscht sich dort eine Gastronomie für Jedermann, ein Café-Restaurant für alle, die erschöpft vom Aufstieg oben ankommen und den tollen Ausblick genießen wollen. Dafür möchte er alte Mauern mit Neuem verbinden. Ein neues Gebäude auf den Mauern des Knappensaals, nach außen mit Fachwerkoptik, innen aber hell und modern. Dazu könnte es auf der Wiese einen Biergarten geben. Am rückwärtigen Zugang zur Schlossruine kann sich Litwer auch die Schaffung von behinderten-Parkplätzen vorstellen.
„Jetzt bauen, bevor es andere tun“
Norbert Plaßwilm hat einen Baumkronenpfad im Eichholz vorgeschlagen. Er hat bereits mehrere Baumwipfelpfade in Deutschland besucht und ist von dem Naturerlebnis in luftiger Höhe ohne große sportliche Anstrengung begeistert. „Arnsberg sollte sich solch ein Erlebnisangebot nicht entgehen lassen und jetzt bauen, bevor es andere tun“, sagte Plaßwilm und verwies darauf, dass derzeit die nächsten Baumwipfelpfade noch 110 und 130 Kilometer entfernt liegen. Der Ideengeber stellt sich die Nutzung der Parkplätze am Sauerlandtheater und den Einstieg des Pfads am Natur-Erlebnis-Raum neben der Rundturnhalle vor. Dort müsste es auch eine Aufstiegshilfe geben. Der Pfad selbst könnte aus Holz, Metall oder Beton gebaut werden und in 30 bis 35 Meter Höhe durch die Baumwipfel des Eichholzes führen. Ein Rundkurs wäre etwa 2,5 Kilometer lang. An der Spitze des Eichholzes könnte ein Turm stehen, der die Aussicht auf die Ruhrschleife und bei entsprechender Höhe auch auf die Altstadt eröffnet.
Kamera- und Fotomuseum als Alleinstellungsmerkmal
Der vierte Ideengeber war erkrankt und konnte seine Ideen deshalb nicht selbst vortragen. Tarek Jumah stellte deshalb die Konzepte von Karl Jochen Schulte vor. Dem begeisterten Fotografen liegt eine Kamera- und Fotomuseum sehr am Herzen. Das wäre derzeit noch einzigartig in Nordrhein-Westfalen und damit ein Alleinstellungsmerkmal für Arnsberg. Auch böte sich für Schulte die Verbindung mit dem Lichtturm an. Als Themen der Fotoausstellung schlägt Schulte Natur und Technik vor und setzte dabei auch auf viele seltene Aufnahmen aus den Archiven der alten Neheim-Hüstener Industriebetriebe. Für die Kameraausstellung könnte seine eigene umfangreiche Sammlung mit einigen Schätzen den Grundstock bilden. Eine Fotoschule, ein Fotofestival und Sonderausstellungen sind weitere Aktivitäten rund um das Museum, die sich Schulte vorstellen kann.
Bunker-Idee kam nicht so gut an
Schultes zweite Idee war die Öffnung und Aufbereitung der alten und vielfach zugeschütteten Arnsberger Bunker, etwa des Bunker s am Finanzamt, des Bahnhofsbunkers im Lüsenberg, des Vinckebunkers an der Sauerschule oder des Eichholzbunkers. Sein Vorschlag, in einem der Bunker mit Sirenen, Explosionsgeräuschen, Schreien und wackeligem Licht an die Bombennächte des II. Weltkriegs zu erinnern, war allerdings der einzige des Abends, der beim Publikum deutlich erkennbar auf wenig Zustimmung traf.
„Sacken lassen, ergänzen und festigen“
Nach fast anderthalb Stunden Ideenpräsentation zeigten sich die Zuhörer beeindruckt und geizten nicht mit Applaus. Als Hausherr im Blauen Haus forderte Museumsdirektor Jürgen Schulte-Hobein, jetzt auch Ideen umzusetzen. Sein Museum könne nicht alleine für neue Attraktivität in Arnsberg sorgen. Vor allem das Eichholz und der Schlossberg seien noch ungehobene Schätze. Er forderte, Arnsberg sollen sich jetzt mit einem massiven Projekt für die Regionale 2025 positionieren. Das sei eine große Chance, denn nur durch die Regionale 2013 seien Umbau und Erweiterung des Sauerlandmuseums möglich geworden. Sie finde die Ideen klasse, sagte die ehemalige stellvertretende Bürgermeisterin Erika Hahnwald, doch dürften diese jetzt nicht zerredet oder in aller Stille beerdigt werden. Das werde auch nicht geschehen, versprach Heinz Hahn. man werde die Vorschläge jetzt sacken lassen, dann aber überlegen, wen man ins Boot holen könne, und kleine Gruppen bilden, um die Ideen zu ergänzen und zu festigen.
Eine Antwort
Die „Arnsberger Ideenschmiede“ ist visionär ein wenig kleinteilig unterwegs.
Glockenturm als Kerze, Baumwipfelpfad etc. – das ist doch Pillepalle.
Können sich die „high potentials“(?) nicht vorstellen, physikalische Grundgesetze zu widerlegen? Wasser bergauf fließen zu lassen … – die Ruhr könnte doch „übers“ Eichholz umgeleitet werden. Das Resultat könnte man als „Ruhr-Unterquerung“ vermarkten.
Die ideale Lösung wäre allerdings, wenn Christo sich bereit erklären würde, Alt-Arnsberg mit einer Käseglocke zu überdecken.