Sundern. Jetzt wird es ganz eng mit dem Zeitplan für die Ausweisung der Windkraftzonen im Sunderner Stadtgebiet. Der geplante Feststellungsbeschluss in der Ratssitzung am 15. Dezember ist geplatzt. Schuld ist Schwarzstorch „Emil“, dem es beliebte, im vergangenen Sommer seinen Horst auf dem Ochsenkopf zu bauen – nur einen Steinwurf von der Sunderner Stadtgrenze entfernt.
Eine von über 700 Stellungnahmen hat es in sich
Wie Chefplaner Lars Ohlig beim Monatspressegespräch im Rathaus mitteilte, sind bei der jüngsten Offenlegung über 700 Stellungnahmen mit teils bis zu 20 Seiten Umfang eingegangen, die alle durchgearbeitet werden mussten. Eine einzige Einwendung führe nun dazu, dass eine erneute Offenlegung nötig werde. Sie stammt von einem privaten Investor, der im Raum Ochsenkopf eine Windkraftanlage errichten will und selbst ein Fachbüro mit einem Artenschutzgutachten beauftragt hat. Dieses Fachbüro hat einen frischen Nistplatz des Schwarzstorchs gefunden, in dem vermutlich auch Brut aufgezogen wurde. „Und der Storch hat auch einen Namen. Er heißt Emil!“, ergänzte Bürgermeister Ralph Brodel.
Tabukriterium mit 1000 Meter Radius
Ein Nistplatz eines geschützten Schwarzstorchs sei ein weiches Tabukriterium für Windkraftanlagen, die im Radius von 1000 Metern um den Horst nicht errichtet werden könnten, so Ohlig. Dieser 1000-Meter-Radius müsse jetzt neu gezogen werden und tangiere dabei das vorgesehene Windkraft-Gebiet „Hellefelder Höhe-Mitte“. Von diesem werde etwa ein halber Quadratkilometer abgeknappst. Das gefährde seiner Einschätzung nach zwar nicht die geforderte „substanzielle“ Ausweisung von Flächen, wohl aber den geplanten zeitlichen Ablauf.
Bredouille in Allendorf befürchtet
Vermeintliche Schwarzstorchsichtungen gebe es häufiger, aber diese Meldung komme von einem Fachbüro und müsse ernst genommen werden, so der Planer. Und dummerweise sei sie kurz vor Toresschluss gekommen. Es bleibe nichts anderes übrig, als in der SUI-Sitzung Anfang Dezember eine erneute Offenlegung zu beschließen. Die vierwöchige Offenlegungsfrist werde dann bis in den Januar laufen, der nötige Ratsbeschluss könnte Anfang Februar nachgeholt werden. Doch dann blieben der Bezirksregierung nur noch etwa sechs Wochen, um den Plan bis Ende März zu genehmigen. Dieser Termin ist für die Stadt Sundern wichtig, weil der Bauantrag eines privaten Investors für fünf aus der Sicht der Stadt unerwünschter Windkraftanlagen im Raum Allendorf derzeit für ein Jahr bis eben Ende März 2017 zurückgestellt ist. Um nicht in die Bredouille zu geraten, werde man eine Verlängerung dieser Zurückstellung um ein weiteres Jahr beim Kreis beantragen, sagte Ohlig.
Schwarzstorch derzeit auf Afrika-Urlaub
Theoretisch könnten noch bis zum letzten Tag der erneuten Offenlegung neue Schwarzstorch-Nester zu einer Veränderung der Gebietskulisse führen, so Ohlig. Die Gefahr, dass es noch ein Schwarzstorch in Sundern so nett findet, dass er bleiben möchte, ist derzeit allerdings gering. Die seltenen Vögel sind längst zum Überwintern im warmen Afrika.