Herdringen. „Wohnbauflächenaktivierung in Herdringen“ stand auf der Tagesordnung des Planungsausschusses. Ein Punkt, der sich als unerwartet sperrig erwies und den die Politiker so nicht durchwinken wollten. Letztlich stehe das Vertrauen in politische Entscheidungen auf dem Spiel, hieß es. Bei nur zwei Gegenstimmen wurde die Vorlage an den Bezirksausschuß Herdringen verwiesen.
80-Prozent-Klausel für ersten Bauabschnitt
Es geht um das Baugebiet Sternhelle-Ost. Das letzte klassische große Baugebiet im Außenbereich in der ganzen Stadt, wie Stadtplaner Thomas Vielhaber sagte. Und von Anfang an umstritten. Nicht wenige Politiker hielten das Gebiet bei der Aufstellung des Bebauungsplans angesichts des damals prognostizierten starken Bevölkerungsrückgangs für überflüssig. Auch gab es die Befürchtung, dass zwar die obersten beiden Grundstücksreihen mit ihrem tollen Blick über das Ruhrtal als Sahnestücke schnell bebaut werden, dass sich im Rest des Gebiets darunter aber nichts tun werde. Deshalb wurde beschlossen, dass zunächst nur der zentrale Bereich des Gebiets erschlossen werden soll und die beiden obersten Grundstücksreihen erst freigegeben werden, wenn die Grundstücke im ersten Bauabschnitt zu 80 Prozent verkauft sind.
Erst aufgerundete 60 Prozent verkauft
Der Verkauf der Grundstücke im ersten Bauabschnitt sei bisher zufriedenstellend gelaufen, berichtete Vielhaber den Politiker und empfahl ihnen, jetzt auch den zweiten Bauabschnitt freizugeben. Dies habe der Projektentwickler beantragt, auch wenn erst 60 Prozent der Grundstücke verkauft worden seien. „Großzügig aufgerundet!“, wie ein Politiker anmerkte. Der Stadtplaner berichtete auch von mahnenden Worten des Arbeitskreises Bodenmanagement, dass es inzwischen im Raum Neheim kaum noch freie Wohnbaugrundstücke gebe. Und der Projektentwickler hat offenbar schon einige der Sahnegrundstücke verkauft, deren Erwerber nun bauen wollen.
Starkregen lässt Keller voll laufen
Es gibt aber auch handfeste Probleme im Baugebiet selbst. Bei den Starkregenfällen dieses Sommers sind Bauherren im mittleren Bereich bereits mehrfach Keller vollgelaufen, weil Wassermassen wegen des felsigen Untergrunds von oben über den Hang abgeflossen sind. Das könnte vermieden werden, wenn auch der obere Bereich erschlossen und damit entwässert wird.
„Machen uns unglaubwürdig!“
Als erster äußerte der stellvertretende Bürgermeister Ewald Hille aus Bruchhausen seine Bedenken. Die Vorstellung, die Erweiterung zu beschließen, obwohl das verabredete Ziel bei weitem noch nicht erreicht sei, mache ihn ein bißchen traurig. Klaus Humpe aus Neheim fand klare Worte: „Politik und Verwaltung machen sich unglaubwürdig!“ Und auch der Ausschussvorsitzende Werner Frin sprach von einem Dilemma, mit dem er sich schwer tue. Bestärkt wurden Unbehagen und Unmut der Politiker dadurch, dass der Bezirksausschuss Herdringen nicht gehört wurde, weil er erst wieder im November tagt. Eine vorgelegte Zustimmung des Vorsitzenden und des stellvertretenden Vorsitzenden – „womöglich bei Dietzel beim Bier entstanden“, wie ein Ausschussmitglied moserte – reichte den Politikern nicht. Die Herdringer sollen jetzt zunächst ihr Votum abgeben.
Baugebiet in Bachum geplant
Am Rande dieses Tagesordnungspunkts teilte Thomas Vielhaber mit, dass er im nächsten Sitzungslauf einen Vorschlag für ein neues Baugebiet in Bachum machen werde. Dabei handele es sich um eine Innenentwicklung. Auch werde daran gearbeitet, ebenfalls als Innenentwicklung im gesamten Stadtgebiet viele kleine Flächen mit drei, vier oder fünf Baugrundstücken zu aktivieren.
Eine Antwort
Die Sternhelle ist ein gutes Beispiel dafür, wie stark die Verbindung zwischen Stadtverwaltung und einzelnen Bauträgern/Projektentwicklern zu sein scheint. Es ist ja nicht das erste Mal, dass städtische Stellen versuchen, die Politik auszuhebeln. Wer weiß, welche Absprachen im Hintergrund getroffen worden sind. Und ein fähiger Planer hätte bei dieser Art von Erschließung und Bebauung sofort erkennen können, dass es bei Starkregen zu Problemen kommen könnte. Sicher ist es ein Schmankerl am Rande, dass sogenannte Sahne-Grundstücke schon verkauft wurden und der Projektentwickler so Druck ausüben will. Das ist nicht seriös.