Sundern. In Sundern hat sich für die Bürgermeisterwahl am 13. September diesen Jahres eine Koalition gefunden, wie es sie in dieser Form im Land wohl noch nicht gegeben hat. Eine Ampel mit fünf Farben, eine Kombination von Gelb, Grün, Blau und zwei verschiedenen Rottönen, wie sie sich wohl nur schwer auf irgendeiner Flagge der Welt finden lässt. SPD, WISU, FDP, Grüne und Linke eint „die einmalige Chance“, dass Sundern erstmals einen Bürgermeister bekommt, der nicht von der CDU gestellt wird, und damit die im letzten Jahr mit der Wahl zum Stadtrat eingeleitete „politische Wende komplett“ zu machen. Es eint sie aber auch die Überzeugung, dass dies nur gelingen kann, wenn „die neue Mehrheit“ zusammenhält.
Neuer Bürgermeister soll neue Mehrheit auch im Rat zusammenhalten
Den gemeinsamen Kandidaten, der gerne auch eine Kandidatin sein darf und nicht aus Sundern kommen muss, wollen die Partner, die sich am Freitag im Tagwerk zu einer gemeinsamen Pressekonferenz zusammenfanden, nun per Ausschreibung suchen. An sofort im Internet und ab Montag auch in Zeitungsanzeigen startet die Kandidatensuche. Das Parteibuch soll dabei keine Rolle spielen, darf aber vorhanden sein. Neben den fachlichen Voraussetzungen erwartet das Fünferbündnis drei wesentliche Dinge. Der Kandidat soll in der Lage sein, die Verwaltung hinter sich zu bringen, er soll in der Lage sein, die Bürger hinter sich zu bringen, insbesondere aber soll es ihm gelingen, die neue Gestaltungsmehrheit im Rat zur Wirkung zu bringen, indem er erfolgreich die durchaus unterschiedlichen Interessen der fünf beteiligten Parteien moderiert. Der Originaltext der Ausschreibung: Ausschreibung
Zukunftskommission wählt unter den Bewerbern aus
Die Bewerbungsfrist dauert bis zum 9. Mai. Am 13. Mai wird die jetzt vorgestellte Zukunftskommission zusammenkommen, um die Bewerbungen zu sichten und sich schließlich bis Juni auf einen Kandidaten zu einigen, der dann auch auf den Parteitagen der Parteien von der Basis aufgestellt werden kann. Letzter Termin für die Benennung eines Bürgermeister-Kandidaten wäre der 27. Juli, 48 Tage vor der Wahl. „Aber so lange wollen wir keinen auf die Folter spannen“, sagt der SPD-Vorsitzende Serhat Sarikaya, der auch klarstellt, dass es keinen Plan B gebe, weil Plan A gelingen werde. In der neunköpfigen Zukunftskommission, die den Kandidaten ausguckt, sind die vier Ratsfraktionen von SPD, WISU, FDP und Grünen trotz unterschiedlicher Stärke gleichberechtigt mit je zwei Mitgliedern vertreten. Dazu kommt für die Linke Siegfried Huff, der als fraktionsloser Einzelkämpfer dem Rat angehört. Weitere Mitglieder sind für die SPD Serhat Sarikaya und Elisabeth Schöler-Bräuer, für die WISU Andreas Bahde und Werner Kaufmann, für die FDP Rüdiger Laufmöller und Dorothee Thiele und für die Grünen Irmgard Harmann-Schütz und Guido Simon.
Partner beklagen Verkrustung und Scherbenhaufen von 60 Jahren CDU
FDP-Fraktionschef Rüdiger Laufmöller war der erste, der auch sagte, dass es nicht ganz einfach gewesen sei, die fünf Partner bis zu diesem Punkt zusammenzubringen. Doch er betonte den Willen, verkrustete Strukturen in Sundern aufzubrechen und dafür alle Kräfte zu bündeln. Hans Klein, Chef der WISU-Fraktion, freute sich über den schönen sonnigen Tag für den Weg in die richtige Zukunft. Mit einem starken neuen Bürgermeister solle es eine offene und ehrliche Kommunalpolitik geben, die das Vertrauen der Bürger zurückgewinne. Siegfried Huff von der Linken nannte „die vehemente Zurückhaltung“ der Verwaltungsspitze bei den noch ungelösten Problemen der städtischen Gesellschaften als einen Grund, nun mit einer neuen gestalterischen Mehrheit einen neuen Aufschlag zu machen. Antonius Becker, Fraktionssprecher der Grünen, sprach von einem Scherbenhaufen, den die CDU hinterlassen habe. Nötig sei eine saubere Politik ohne unsinnige Großprojekte, aber mit zusätzlichen Einnahmen, für die die Stadt als Wirtschaftsakteur tätig werden müsse. SPD-Fraktionschef Michael Stechele stellte das Thema „Soziale Stadt auch bei knappen Kassen“ in den Mittelpunkt. Insbesondere erwähnte er eine aktive Jugendarbeit, eine professionelle Unterstützung des Ehrenamts und das Betrachten der Flüchtlinge als Chance.
„Fünf Clubs zusammentun“
Auch Stechele, sagte, der bisherige Weg bis zu dieser gemeinsamen Pressekonferenz sei nicht einfach gewesen, zeigte sich aber dennoch überzeugt, dass am Ende des Tages die Person gefunden werde, die auch sichtbar machen könne, dass die CDU erstmals seit 60 Jahren keine Mehrheit im Sunderner Rat mehr habe. Er ließ dabei auch etwas Selbstkritik anklingen, was die bisherige Zeit seit der Wahl im letzten Mai angeht. „Die CDU-Fraktion stellt aktuell nur noch 16 von 40 Ratsmitgliedern,“ rechnete Hans Klein vor. Und Antonius Becker verbreitete gesunden Pragmatismus: „Wenn wir unsere fünf Clubs zusammentun, vergrößern wir unsere Chancen enorm.“ Niemand sei blauäugig, was die politischen Unterschiede der Parteien angehe, sagte Siegfried Huff, doch bei der Bürgermeisterwahl gehe es um eine andere Baustelle. Auch Becker hält Unterschiede für überbrückbar, da es in der Kommunalpolitik weniger um Parteien als um Personen gehe. Dorothee Thiele sieht allerdings auch noch ein gutes Stück Arbeit, wenn in der Zukunftskommission ein gemeinsamer Kandidat gefunden sei. Denn der brauche dann auch die Rückendeckung der Basis.
3 Antworten
Ich beteilige mich eigentlich nicht an diesen politischen Pseudo-Diskussionen im Netz, in denen notorische Nörgelköppe im Schutz der Anonymität ihren Frust ablassen. Aber heute platzt mir der Kragen und ich mache mit!!
Ich habe letztes Jahr die FDP gewählt, weil ich die Truppe für ein wirklich ausgeglichenes Team gehalten habe mit vielen Altergruppen und kommulpolitischer Erfahrung.
Dass sich dieses Team jetzt allerdings mit den LINKEN (!!!) und den Grünen (!!!) ins Bett legt, schockiert mich einfach nur noch.
Liebe FDP, du hast mich echt enttäuscht.
Den anderen kleinen wünsche ich eine gute Hand bei der Kandidatensuche. Lasst euch von der SPD nicht G. Stüttgen unterjubeln. Der steht ja angeblich schon fest…
Was ich noch vergessen habe (sofern der Kommentar überhaupt freigeschaltet wird, weil er noch „geprüft“ wird): Die CDU würde mich genauso enttäuschen, wenn sie plötzlich jemanden aus den Führungsreiehen zum BM-Kandidaten kürt.
Ich habe dass etwas anders verstanden: Die FDP will offensichtlich lediglich bei der Auswahl des neuen BM mit den anderen (ungeliebten) Parteien mitmachen. Ansonsten bleibt sie sicherlich eigenständig wie bisher.