Arnsberg. „Jetzt geben wir Gas“, sagte IHK-Chefin Ilona Lange, als sie ihre Unterschrift unter die Kooperationsvereinbarung setzte, die ihr Handwerkskammer-Kollege Meinolf Niemand als ein Leuchtturmprojekt bezeichnete, das es in dieser Konstellation in Nordrhein-Westfalen noch nicht gebe. Auch Landrat Dr. Karl Schneider für den Hochsauerlandkreis und Kämmerer Peter Bannes setzten ihre Unterschrift unter das Papier, das die Rahmenbedingungen für die Ausbildung von jungen Flüchtlingen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus regelt und erleichtert. „Ein wichtiger Baustein des Integrationskonzepts also,“ so Bannes.
Duldung während der Ausbildung
„Wir geben den jungen Leuten eine Bleibeperspektive und knüpfen dabei an das erfolgreiche Modell der dualen Ausbildung an,“ sagte der Landrat. Zur Gesamtbetrachung gehöre aber auch, dass die Sozialkassen entlastet und die Nachwuchsprobleme der Wirtschaft gemildert werden sollen. In einer freiwilligen Selbstverpflichtung machen die Unterzeichner aus einer Kann-Bestimmung eine Soll-Bestimmung. Junge Flüchtlinge ohne gesicherten Aufenthaltsstatus können eine Ausbildung aufnehmen und bekommen eine Duldung bis zum Abschluss der Ausbildung. Allerdings, so der Landrat, müssten zuvor die Identität geklärt und die Passangelegenheiten geregelt sein. Zudem gilt die Regelung nicht für Staatsangehörige sicherer Drittstaaten – dazu gehören Balkanländer wie Albanien, Bosnien, Kosovo, Mazedonien und Serbien, aber auch Kenia oder Senegal. „Wir können die Regelung nicht auf die ganze Welt ausweiten,“ so Schneider, der für Kriegsflüchtlinge auch die Perspektive sieht, gut ausgebildet in ihre Heimat zurückzukehren, wenn dort wieder Frieden einkehrt.
Etwa 80 bis 90 Betroffene in Arnsberg
Auch nach Abschluss der Ausbildung können die jungen Leute eine weitere Aufenthaltserlaubnis „für qualifizierte Geduldete“ erhalten, wenn sie weiter im erlernten Beruf arbeiten, damit ihren Lebensunterhalt sichern können und nicht vorbestraft sind. Etwa 80 bis 90 Jugendliche könnten es in der Stadt Arnsberg sein, die von dieser „guten neuen Möglichkeit“ profitieren könnten, schätzt der Stadtkämmerer. Kreisweit seien es sicher über 300, so der Landrat. Ilona Lange berichtete von einer großen Bereitschaft in den heimischen Industrieunternehmen, junge Flüchtlinge aufzunehmen und auszubilden. Die Bereitschaft umfasse auch eine aufwändige 1:1‑Betreuung für die erste Zeit, denn die jungen Leute müssten sicher zunächst an die Hand genommen werden. Auch Meinolf Niemand berichtete vom Bedarf in den Handwerksbetrieben, sieht in der Ausbildung den Schlüssel zum Erfolg. Dr. Karl Schneider bezeichnet die Vereinbarung als ein Zeichen der Entbürokratisierung, Ilona Lange als einen Beitrag zu Transparenz und Klarheit. Und alle Unterzeichner hoffen gemeinsam, dass es landesweit eine Lösung gibt, die es ermöglicht, bald auch die Altersgruppe zwischen 21 und 25 Jahre einzubeziehen.











