Arnsberg. „Eine glatte Eins. Architektonisch das Beste, was dem Arnsberger Gestaltungsbeirat seit seiner Gründung vorgelegt wurde.“ So fasste Stadtplaner Thomas Vielhaber das Votum des Beirats zur jetzt vorgelegten Neuplanung der Erweiterung des Sauerlandmuseums zusammen. Ein Votum von Gewicht, das der Beirat abgegeben hat, dem neben zwei Arnsberger Stadtplanern und den beiden Vorsitzenden des Planungsausschusses vier bundesweit renommierte Architekten und Planer angehören. Denn der Beirat zeigt sich häufig sehr kritisch, wie jüngst noch bei den Neubauplänen an der Mendener Straße in Neheim oder bei der Brückencenter-Fassade.
Große Mehrheit im Kreiskulturausschuss
Breite Zustimmung kam aber auch aus der Politik. Die Baukommission unter Leitung des Arnsberger Kreistagsabgeordneten Ludger Maas empfahl einstimmig. Dr. Bernd Schulte (CDU) sprach von einer Weiterentwicklung insbesondere auch bei Fassadenmaterial und Fenstergestaltung, der sich seine Fraktion sehr gut anschließen könne. „Das ist jetzt ganz etwas anderes, kein abschreckender monolithischer Block mehr,“ sagte Dr. Michael Schult (SPD). Kritik kam nur von Joachim Blei (Linke). Er sah „einen spießer-modernen Stilmix“, schlug ein großes buntes Wandgemälde nach bolivianischem Vorbild vor. Bei einer Gegenstimme von der Linken und einer Enthaltung von der Sauerländer Bürgerliste sprach sich der Kulturausschuss des Kreises mit großer Mehrheit für die Umsetzung aus. „Jetzt kann endlich wieder in Steine investiert werden,“ zeigte sich auch Landrat Dr. Karl Schneider zufrieden.
Etappenweise Eröffnung in 2018 und 2019
Architekt Martin Bez kündigte an, dass man jetzt nur noch auf den grünen Knopf drücken müsse, um den Bauantrag zu stellen. Wenn jetzt alles planmäßig verlaufe, könnten die Bagger im Oktober diesen Jahres anrücken. Der Altbau des Landsberger Hofs soll im September 2017 fertiggestellt und mit der dann völlig neu gestalteten Dauerausstellung im Februar 2018 wieder eröffnet werden. Für den Neubau an der Ruhrstraße solle der Rohbau nach dem Winter im März 2017 begonnen und bis November 2018 fertiggestellt werden. Die Neueröffnung sei dann für April 2019 vorgesehen.
Architekt hat „wieder ein gutes Gefühl“
Der Architekt erinnerte daran, dass es schon vier Jahre her ist, dass er zum Auftakt des Wettbewerbs mit 30 Kollegen an gleicher Stelle in der Kulturschmiede war. Im Vorjahr sei man dann nach zwei Jahren Arbeit und über 7000 investierten Stunden auf Null zurückgefallen. Das Projekt habe gestoppt werden müssen, weil die Submission allein für die Baugrube am Risikohang Kosten von drei Millionen Euro ergeben habe. Nach zehn Monaten Neuplanung habe er jetzt aber wieder ein gutes Gefühl, die Baustelle könne weiter gehen.
Baugrube kostet nur noch halbe Million
Jetzt werde man bei der Baugrube mit einer halben Million Euro auskommen, erläuterte Bez. Das Haus sei zwar zu leicht, um den Hang zu stützen. Auf kostentreibende Bohrpfahlgründungen und Anker im Fels, die dauerhaft erreich- und kontrollierbar bleiben müssten, könne verzichtet werden, eine Absicherung durch Spritzbeton und Felsnägel sei ausreichend, weil man jetzt den schwierigen Hang weniger beeinträchtige und zwölf Meter Abstand zum Altbau einhalte. Das habe allerdings die Konsequenz, dass man ein Gebäude bekomme, das größer aussehe, aber tatsächlich kleiner sei, weil nichts mehr vergraben werde. Auch müsse jetzt die erforderliche „innenklimatische Verbindung“ zwischen Altbau und Neubau über die Englische Promenade hinweglaufen. Da zudem der festgelegte Kostenrahmen einzuhalten war, ein Ausstellungssaal von mindestens 300 Quadratmeter gefordert wurde und der Neubau die Dominanz des 19 Meter über der Ruhrstraße thronenden Altbaus nicht beeinträchtigen sollte, sei die Aufgabe anspruchsvoll gewesen, so Bez.
„Gebäude wird ein Signal für den Wandel“
Die Neuplanung hat dies mit einem dreigeschossigen treppenartig ansteigenden Neubau gelöst, der in seiner obersten Etage über eine Brücke mit dem ersten Untergeschoss des Altbaus verbunden wird. Der große Ausstellungssaal mit 300 Quadratmetern befindet sich auf der Ebene der Ruhrstraße. Im Geschoss darüber ist der Multifunktionssaal mit mehr als 170 Quadratmetern und darüber folgt noch ein kleiner Ausstellungsraum mit gut 50 Quadratmetern. Bez: „Das schrittweise ansteigende Volumen ermöglicht es, die Dominanz des Landsberger Hofes in der Stadtsilhouette zu wahren und doch ein bemerkenswertes Zeichen zu setzen. Der mit Naturstein verkleidete, eher sparsam befensterte Baukörper bildet eine skulpturale Form an der Ruhrstraße„ ein Pendant zum massiven Landsberger Hof und etwas Eigenes für Arnsberg. Gleichzeitig sendet die Neubebauung an der Ruhrstraße ein städtebauliches Signal dafür, dass beim Sauerland-Museum ein Wandel erfolgt ist.“
Schräggestellte Fensterflächen geben Streiflicht
Der Architekt spricht auch von optimierten Proportionen und spannenden Parallelitäten. So verläuft die Kante des Neubaus nur acht Meter entlang des Bürgersteigs an der Ruhrstraße und knickt nach Süden dann ein, bildet einen kleinen dreieckigen Vorplatz, der in eine neue Treppe zur Englischen Promenade mündet. „Solch ein Haus stellt man nicht direkt ans Trottoir,“ sagte Bez. Die Brücke soll bewusst nicht aus Glas, sondern aus Mauerwerk entstehen, so Bez weiter, „weil Glas oft spiegelt oder dunkel wirkt“. Der Gang solle drei große Fenster bekommen, damit es spannende Blicke hinaus und hinein gebe. Die Fenster in der Brücke und in den Ausstellungssälen sollen nach dem selben Muster funktionieren, drei zwei Meter breite, zur Fassade schräggestellte Flächen nebeneinander und rechtwinklig dazu drei nur je einen halben Meter lange Flächen. Während im Gang die eingedrehten großen Flächen aus Glas und die kleinen aus Mauerwerk sind, ist es in den Sälen umgekehrt, so dass dort nur reduziertes Streiflicht ankommt.
Altbau-Anbindung im ersten Untergeschoss
Wie schon beim Vorentwurf mündet der lange Gang vom Altbau zum Neubau frontal vor einem großen Panoramafenster mit Blick auf die Ruhr, bevor es in einem architektonisch eindrucksvollen gegenläufigen Treppenhaus nach unten geht. Das werde für die Besucher ein ganz besonderes Erlebnis, wenn sie im Altbau quasi in den Keller gehen und am anderen Ende des Ganges 15 Meter über Straßenniveau ankommen, meint der Architekt. Im Altbau soll die Brücke jetzt durch eine bereits vorhandene Tür, die etwas verbreitert werden muss, in das erste Untergeschoss führen. Dieses Untergeschoss mit einem Tonnengewölbe und einem Kreuzgewölbe sei der wohl eindrucksvollste Bereich des Hauses und werde auch für die Dauerausstellung genutzt, so Bez. Der neue Aufzug soll direkt neben dem bestehenden Treppenhaus am Eingang zum Südflügel entstehen, das zum Haupt-Treppenhaus werden soll.
Travertin oder Muschelkalk
Beim alten Entwurf habe man nicht das ganze Haus, sondern nur einige Stützmauern gesehen, so der Architekt. Das damals vorgesehene Fassadenmaterial Grauwacke werde jetzt durch eine helle und freundliche Farbstimmung ersetzt. Als charaktervolle Natursteine seien jetzt Travertin und Muschelkalk in die engere Wahl gekommen. Diese aus dem Fels geschnittenen Steine seien nicht glatt, sondern hätten interessante Einschlüsse, und beide könnten mit ihren warmen Farbtönen den oben thronenden weißen Landsberger Hof erstrahlen lassen. Bez sagte auch, man wolle den Naturstein „nicht nur als dünne Tapete vorsetzen“, sondern auf zehn Zentimeter Breite „richtig mauern“.
„Haustür“ bleibt am Alten Markt
Die Haustür des neuen Sauerlandmuseums wird nach wie vor die alte am Alten Markt sein. Das ist städtebaulich so gewollt, denn der Altstadtbereich soll aufgewertet werden. Dazu wird der Museumshof barrierefrei umgestaltet und es entstehen direkt davor drei Behindertenparkplätze. Es werde aber natürlich in der untersten Etage einen Ausgang zur Ruhrstraße geben, der bei bestimmten Veranstaltungen auch ohne Probleme als Eingang genutzt werden könne, so Bez. Weil es auch bei den beiden darüber liegenden Etagen jeweils einen Ausgang ins Freie gebe, hätte im Neubau auf das zweite Treppenhaus verzichtet werden können. Auf dem frei liegenden Teil des untersten Geschosses werde es eine nutzbare Terrasse geben, die aus dem Gebäude und von der Englischen Promenade betretbar sein werde. Die Englische Promenade behalte ihren Verlauf und werde als Rampe, nicht als Treppe gestaltet.
LED-Screen und neue Fenster auf Wunschliste
Für das nächtliche Bild des Gebäudes gibt es zudem ein Lichtkonzept. Die eingedrehten Bereiche der Fenster werden illuminiert, so dass das Museum bei Nacht „leicht glimmert“. Zudem hat der Architekt noch zwei Wünsche, die im engen Budget nicht mehr drin waren. Einen 24 Quadratmeter großen LED-Screen an der Nordfassade oberhalb der Lkw-Anlieferungsgasse, der etwa 100.000 Euro kosten würde, sowie einen kompletten Austausch der Fenster im Altbau, was 340.000 Euro kosten würde. Das sei dringend angeraten, so Bez, denn die alten Fenster seien „bauphysikalisch schlecht und historisch wertlos“. Ansonsten sei der Kostenrahmen von 2,63 Millionen Euro für den Altbau und 4,69 Millionen für den Neubau bislang lediglich um ein Prozent überschritten, was nur mit großer Disziplinierung möglich geworden sei.
Gesamtkosten 13 Mio. Euro
Nach den aktuell von den Planern vorgelegten Kostenberechnungen lässt sich das Projekt wie vorgesehen für rund 13 Mio. Euro verwirklichen. Der Eigenanteil des Hochsauerlandkreises beträgt unverändert knapp 7 Mio. Euro. Das Land Nordrhein-Westfalen fördert das Sauerlandmuseum mit Städtebau- und Kulturmitteln in Höhe von etwa 4,5 Mio. und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe mit 1 Mio.
Präsentation Sauerlandmuseum