Sundern. Ein wenig klang Sunderns Bürgermeister Detlef Lins wie ein Fußballtrainer. ganz neu aufgestellt werden soll die Mannschaft im Rathaus. Und kompakter soll sie werden mit der neuen Struktur. Nur auf den Anstoß muss der Bürger noch etwas warten. „Der 1. April war zu ehrgeizig“, räumte Lins im Hauptausschuss ein, rund um die Kommunalwahl im Mai soll es losgehen mit den Veränderungen im Rathaus. Und die Bürger sind nicht etwa Zuschauer, sondern Schiedsrichter. „Wir werden daran gemessen, wie die Bürger das Betrachten,“ sagte Lins, nachdem der Unternehmensberater Dr. Adnan Ekci die Organisationsstruktur vorgetellt hatte, die er über Monate in engagierter Projektarbeit mit rund 80 Mitarbeitern der Stadtverwaltung erarbeitet hatte.
Gutachter: Es gab zu viele Hierarchieebenen
„So ein Miteinander hat man nicht alle Tage,“ lobte Ekci den Weg der acht einzelnen Projektgruppen, aber auch das zukunftsfähige Ergebnis. Kein einziger der Projektleiter habe das Ergebnis am Ende negativ beurteilt. Die Quintessenz für den Bürger, so Ekci, werde eine bessere Transparanz als bisher sein. Zudem werde die Rathausmannschaft künftig leistungsfähiger, effizienter, gezielter und flexibler arbeiten, weil es mehr direkte Kommunikation zwischen den jeweils für die Themen fachlich Ausgebildeten gebe und der Abstimmungsaufwand sich verringere. Bisher, so Ekci, habe es zu viele Hierarchieebenen gegeben, seine zu viele Mitarbeiter zu weit vom Bürgermeister weg gewesen.
Der Berater hat fünf mehr oder weniger neu zugeschnittene Fachbereiche vorgeschlagen, die direkt auf der Ebene unter dem Bürgermeister angeordnet sind. Die bisherige Aufteilung in zwei Dezernate – eins für den Bürgermeister, eins für den Beigeordneten – entfällt. Außen vor bleibt das Rechnungsprüfungsamt, das aus formalen Gründen in keinen der fünf Fachbereiche integriert wird. Von den fünf Fachbereichen sind, so Ekci, die ersten beiden „elementar, arbeiten für den Bürgermeister“, während die anderen drei „extern sind und für die Sunderner Bürger arbeiten“.
Personalcontrolling und Finanzmanagement halten Einzug ins Rathaus
Die beiden elementare Fachbereiche sind Personal und Finanzen, auf den ersten Blick eine klassische Aufteilung, die aber durch die Formulierung neuer Aufgaben und Zielrichtungen zu Synergieeffekten und neuer Effizienz gelangen soll. So soll es künftig ein Personalcontrolling ebenso wie ein Finanzmanagement geben. Im Fachbereich 2 sollen auch Stellen für die zentrale Auftragsvergabe und die zentrale Beantragung von Fördermitteln geben.
IIm Fachbereich 3 hat es nicht nur um den Namen „Stadtentwicklung und öffentliche Infrastruktur“ lange Diskussionen gegeben. Hier werden alle operativen Aufgaben und technischen Planungen zentralisiert. Auch die Stadtwerke, deren Struktur als städtischer Eigenbetrieb nicht verändert wird, werden hier angesiedelt. Der Fachbereich 4 bekommt mit „Bildung, Jugend und Familie“ ebenfalls einen neuen Namen. Hier werden alle Finanzleistungen an den Bürger zentralisiert. Für die Kindertageseinrichtungen wird wegen der Größe eine eigene Organisationseinheit geschaffen. Der Fachbereich 5 schließlich heißt „Leben und Arbeiten in Sundern“. Er umfasst den Bürgerservice mit allen Formalitäten, das Jobcenter als größte eigene Einheit sowie Sicherheit und Ordnung einschließlich der Bauordnung. Für alle übergreifenden Themen soll es zudem ein Projektteam „Strategie und Entwicklung“ geben, das direkt unter dem Bürgermeister angesiedelt ist und aus der Linienorganisation der fünf Fachbereiche herausgenommen ist. Hier sollen wechselnde Projektmitglieder an Themen mit Tragweite arbeiten.
Neuordnung der Ausschüsse des Rats verspricht noch einige Debatten
Während die Organisation des Rathauses Angelegenheit des Bürgermeisters ist und so wie dargestellt geschehen soll, ist die Neuordnung der Ausschüsse des Rats Sache der Politiker. Hier hat Dr. Adnan Ekci lediglich einen Vorschlag als Diskussionsgrundlage vorgelegt, der seiner Meinung nach allerdings „passt“. Er schlägt sieben Ausschüsse vor, von denen drei ohnehin Pflicht sind. Einen Rechnungsprüfungsausschuss muss die Stadt laut Gemeindeordnung ebenso haben wie einen Haupt- und Finanzausschuss sowie einen Jugendhilfeausschuss. Eine mögliche Zusammenlegung des Jugendhilfeausschusses mit einem anderen Ausschuss, wie es andere Städte praktizieren, lehnt Ekci ab, weil das zu zu langen Sitzungen mit zu vielen Leuten führe. Auch bei der Ausschussarbeit sei Effizienz ein wichtiges Ziel. Neben einem eigenen Ausschuss für die Stadtwerke schlägt Ekci drei weitere Ausschüsse vor, die weitgehend den Aufgabengebieten der Fachbereiche 3 bis 5 entsprechen, „Stadtentwicklung und Infrastruktur“,„Bildung und Familie“ sowie „Arbeiten und Leben in Sundern“. Doch zu diesem Punkt wird es unter den Fraktionen sicher noch Diskussionen geben, bevor der neugewählte Rat im Sommer in den neuen Ausschüssen seine Arbeit beginnt.
Personaleinsparung nicht das Ziel der neuen Struktur
Wie viele Mitarbeiter in der neuen Struktur an welcher Stelle gebraucht werden, ließ der Unternehmensberater offen, dass sei nicht sein Auftrag gewesen. Konkret werde es jetzt erst einmal zwei Höhergruppierungen für zwei neue Fachbereichsleiter geben, doch beim künftigen Ausscheiden von Amtsleitern werden auch einige Stellen um eine oder zwei Gruppen zurückgestuft und die Stelle des Beigeordneten wird nach dem Ausscheiden des derzeitigen Beigeordneten ganz wegfallen, beschrieb er die Auswirkungen auf die Personalkosten. Bürgermeister Lins sagte, dass die Personaleinsparung nie das Ziel bei der Suche nach einer neuen Struktur gewesen sei. Und er sagte auch, dass der Beigeordnet „voll im Geschirr“ bleibe und zusätzlich noch die Leitung des Fachbereichs 3 übernehmen werde. Die Leitungen der Fachbereiche 4 und 5 hat Lins intern ausgeschrieben. Im städtischen Haushalt soll die neue Struktur zum 1. Januar 2015 wirksam werden, den der Haushalt für 2014 ist beschlossen und soll nicht geändert werden.