Arnsberg. Der SV Arnsberg 09 nutzt einen Personalwechsel in seiner Jugendleitung dazu, mit einem neuen Jugendkonzept noch mehr Kinder und Jugendliche für den Fußball zu begeistern. „Fußball hat als Sportart und als Hobby in den letzten Jahren an Stellenwert dank Internet und Computerspiele massiv verloren. Zudem ist auch durch gesellschaftliche Veränderungen die Bandbreite an Aufgaben der Trainer massiv verschoben worden. Diesen Aufgaben will sich die Jugendfußballabteilung stellen,“ sagte Michael Breier, der zusammen mit Uwe Wiegelmann und Andrea Klöpper in der kommenden Spielzeit die Jugendarbeit des Traditionsvereins leiten wird. Für die Vorstellung ihres neuen Konzepts hatte sich das dreiköpfige Team allerdings nicht gerade den idealen Tag ausgewählt. Am Tag zuvor war die Erste Mannschaft erstmals in ihrer 105-jährigen Geschichte in die B‑Liga abgestiegen.
Schock: trotz guter Grundlagen A‑Liga nicht gehalten
„Das ist sehr bitter für uns und eigentlich unfassbar,“ sagte der 1. Vorsitzende Andreas Düllberg. „Wir haben eine der schönsten Sportanlagen weit und breit, zählen zu den mitgliederstärksten Fußballvereinen der Region, haben eine super Jugendarbeit, die uns in die Lage versetzt, dass wir mehr als zwölf Teams im Spielbetrieb haben und das alles ohne Spielgemeinschaften mit andern Vereinen. Dennoch hat es uns nun erwischt und wir müssen den Gang in die B‑Liga antreten.“ Es mache ihn fast wahnsinnig, dass 09 angesichts dieser Grundlagen, wie sie in der Stadt nur noch Neheim und Hüsten haben, die A‑Liga nicht halten konnte, sagte Düllberg und versprach: „Wir kommen wieder!“
Dreier-Team mit Michael Breier, Uwe Wiegelmann und Andrea Klöpper
Der 09-Vorstand setzt dabei natürlich auf die eigene Jugend, auch wenn, so Düllberg, die eigene A‑Jugend nicht geschwächt werden soll. Der personelle Wechsel in der Jugendarbeit war schon klar, als noch niemand an den Abstieg der Ersten dachte. Jugendleiter Meinolf Berghoff hatte bereits im Winter erklärt, aus persönlichen Gründen kürzer treten zu wollen. Neben dem sportlichen Leiter Uwe Wiegelmann rückt Michael Breier als geschäftsführender Leiter nun an die Spitze der Jugendabteilung. Ergänzt wird das Dreier-Team durch Andrea Klöpper, die sich vor allem um die jüngeren Jahrgänge und den Talentschuppen kümmern soll.
250 aktive Jugendliche mit 35 Trainern und Betreuern
Die neue Jugendabteilung startet mit guten Bedingungen, wie sie nur wenige Vereine im Fußballkreis haben. Rund 250 der über 500 Vereinsmitglieder sind im Jugendfußball aktiv und der Verein wächst entgegen dem Trend mit zuletzt zweistelliger Prozentzahl. Mindestens 13 eigene Jugendmannschaften werden in der kommenden Saison am Spielbetrieb teilnehmen – je eine in der A‑, B- und G‑Jugend, je zwei in der C- und F‑Jugend und sogar je drei in der D- und E‑Jugend. Mit rund 35 Trainern und Betreuern hat jede Mannschaft mindestens zwei, oft drei Betreuer. Die Vielzahl der Jugendmannschaften führt in Verbindung mit den verlängerten Schulzeiten am Nachmittag aber auch zu verstärktem Organisationsaufwand. „Der Belegungsplan für den Trainings- und Spielbetrieb ist auf Kante genäht.“ Bisweilen tummeln sich bis zu vier Mannschaften mit 80 Kindern auf dem Platz.
Kooperation mit der Sekundarschule
Der Verein nutzt aber auch die Möglichkeiten des veränderten Schulalltags und hat im Rahmen der DFB-Aktion „Doppelpass 2020“ einen Kooperationsvertrag mit der nahen neuen Sekundarschule geschlossen, wo jetzt Jahr für Jahr ein neuer Jahrgang hinzukommt. Die Schule hat sich den Schwerpunkt Fußball gegeben, für Andrea Klöpper eine gute Entscheidung, denn sie hält Fußball, weil es draußen gespielt wird und die Teamarbeit fördert, für den besten Sport für Jugendliche. Deshalb will sie sich auch einer besonderen pädagogischen Herausforderung stellen und die Talentschmiede im Verein betreuen. Hier sollen die jungen Kicker, die mit viel Spaß dabei sind, bei denen es von der Leistung her aber nicht für einen Einsatz in der Liga reicht, weiter gefördert und im Verein gehalten werden, so dass sie eines Tages vielleicht doch noch als Talente am offiziellen Spielbetrieb teilnehmen können.
Künftige Trainer und Schiedsrichter frühzeitig qualifizieren
„Ball raus und auf den Platz, das reicht heutzutage nicht mehr,“ sagt Michael Breier und hat zwei Projekte entwickelt, um angesichts der veränderten Sportmentalität der Jugend und auch der weiter deutlich sinkenden Jahrgangsstärken die Zukunft des Fußballs zu sichern. Er will schon in der Jugend mit der Nachwuchsarbeit für Trainer und Schiedsrichter beginnen. So will er in der neuen Saison drei Spieler aus der A- und B‑Jugend bei der Betreuung der E2-Jugend einsetzen. Sie sollen so an das Traineramt herangeführt werden und in ein oder zwei Jahren so weit sein, dass sie auf einen Lehrgang gehen können. Auch bei den Schiedsrichtern sorgt sich Breier um den qualifizierten Nachwuchs, auch wenn der SV 09 die erforderlichen Schiedsrichter heute noch 1:1 stellen könne. Hier sollen Jugendliche erste Erfahrungen als Unparteiische in Spielen der E- und F‑Jugend machen und so langsam herangeführt werden.
SV 09 für Spielgemeinschaft der A‑Jugend offen
Eine alte Idee will Uwe Wiegelmann in diesem Jahr verwirklichen. Es soll ein Sponsorenfrühstück auf dem Platz geben, wo die Sponsoren die Spieler der A- und B‑jugend kennen lernen können. „Viele Sponsoren geben jahrelang, Geld, wissen aber gar nicht genau, wofür, weil sie noch nie auf dem Platz waren,“ sagt Wiegelmann. Eine andere alte Idee Wiegelmanns ist da etwas brisanter: eine Spielgemeinschaft der A‑Jugend aller vier Vereine in Arnsberg und Rumbeck. Die hatte er vorgeschlagen, als er selbst noch bei Grün-Weiß tätig war. In der kommenden Spielzeit soll diese Spielgemeinschaft entstehen, allerdings nur mit Grün-Weiß, Gierskämpen und Rumbeck, aber ohne 09. Da müsse noch mal was versucht und ein Ast gebrochen werden, meint Wiegelmann und fügt hinzu: „Wir wären die letzten, die da nicht mitmachen würden.“