Sundern. „Bürgermeister Detlef Lins hat noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Stadt Sundern bzw. der Hochsauerlandkreis im Fall einer Umbenennung der Nelliusstraße in Hachen für die dann notwendige Umschreibung öffentlicher Dokumente wie Personalausweise, Führerscheine, Jagd- und Waffenscheine oder Kfz-Scheine von den Anwohnern keine Gebühren erheben werden. Diese Verwaltungsvorgänge wären also kostenlos.“ Darauf weist das Netzwerk „Nein zu Nellius“ hin.
Keine Widerstände bei Kahle und Wagenfeld
Hintergrund ist die öffentliche Debatte über Straßen, die in der Nachkriegszeit nach Heimatdichtern wie Maria Kahle und Karl Wagenfeld benannt worden sind, deren aktive Unterstützung des Nationalsozialismus aber später bekannt wurde. In den vergangenen Monaten war zudem eine Dokumentation erschienen, in der die Historiker Werner Neuhaus (Sundern), Michael Gosmann (Archivar der Stadt Arnsberg) und Peter Bürger (Eslohe/Düsseldorf) die Verstrickungen des in Rumbeck geborenen Georg Hermann Nellius in die Ideologie des Dritten Reiches nachgewiesen haben. Nellius, ein bekannter Musiker, war danach eindeutig bekennender Nationalsozialist und Antisemit. Während die von den städtischen Gremien beschlossene Umbenennung der Kahle- und Wagenfeld-Straße bei den Anwohnern keine Widerstände hervorrief, war das in Hachen anders: Hier fühlen sich die Anlieger von der Stadt übergangen und wollen die Umbenennung ihrer Straße verhindern.
Netzwerk wirbt für hohe Beteiligung
Nun soll ein Bürgerentscheid vom 22. April bis 6. Mail für Klarheit sorgen. Alle Sunderner Bürgerinnen und Bürger sind dann aufgerufen, ihre Stimme – auch per Briefwahl – abzugeben. Das Netzwerk „Gemeinsam für Toleranz und Respekt – Nein zu Nellius“ wirbt für eine hohe Beteiligung am Bürgerentscheid und dafür, mit Nein zu stimmen. Das Netzwerk ist der Auffassung, dass eine weltoffene Stadt wie Sundern nicht gleichzeitig Opfern nationalsozialistischer Gewaltherrschaft wie der Familien Klein aus Sundern und Grüneberg aus Hachen auf Straßenschildern ebenso ehrenvoll gedenken sollte wie aktiven Nationalsozialisten. Da gehe es nicht allein um den Ortsteil Hachen, sondern um das Ansehen der gesamten Stadt Sundern und um den in ihrer Bürgerschaft herrschenden demokratischen Geist. Die Städte Arnsberg, Gütersloh und Oelde haben inzwischen ihren bisherigen Karl-Wagenfeld-Straßen neue Namen gegeben. In Arnsberg heißt zudem die frühere Wagenfeld-Schule inzwischen „Graf-Gottfried-Schule“.
„Problem mit Straßenschild, nicht mit Anwohnern“
Dem Sunderner Netzwerk „Nein zu Nellius“ ist der Hinweis ganz wichtig, dass alle, die in ihm mitwirken und die vielen, die es mit ihrem Namen unterstützen, kein Problem mit den Anwohnern der Nelliusstraße in Hachen haben, wohl aber mit einem Straßenschild, das nach allen historischen Erkenntnissen weder Hachen noch dem übrigen Sundern würdig ist. Barbara Vielhaber und Klaus-Rainer Willeke für das Netzwerk: „Allein darum geht es. Wir wollen ausdrücklich keine persönliche Konfrontation, aber ein klares Votum gegen Nellius.“