
Bäumen sind keine Seltenheit. Die Schichten können bis zu 70 Zentimeter dick werden. (Foto: Ruhrverband)
Sundern. Der Ruhrverband betrachtet das Auftreten der ursprünglich aus dem Schwarzmeerraum stammenden Quaggamuschel (Dreissena rostriformis bugensis) in seinen sauerländischen Talsperren mit großer Sorge. Am Montag, 4. August, fanden in der Sorpetalsperre Tauchuntersuchungen statt, um Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie stark die Besiedlung des Sees mit der invasiven, also nicht-heimischen Muschelart bereits fortgeschritten ist. Auch in der Möhnetalsperre hat sich die Quaggamuschel massiv ausgebreitet, Unterwasseraufnahmen aus vergangenen Tauchuntersuchungen zeigen großflächige Ablagerungen an technischen Bauteilen und Anlagen.
Der Ruhrverband setzt nun alles daran, um die Übertragung auf seine anderen Talsperren im Sauerland zu verhindern. Hierbei ist vor allem die Mithilfe derjenigen gefragt, die Boote auf den Talsperren haben, denn Sport- und Angelboote, die zwischen verschiedenen Gewässern – etwa den niederländischen Großgewässern und den Talsperren des Sauerlands – pendeln und vor dem Wiedereinsetzen nicht gründlich gereinigt werden, stellen einen der Hauptübertragungswege dar.

Ab sofort gelten daher für die Talsperren des Ruhrverbands folgende Regeln:
- Alle Boote, die auf mehr als einer Talsperre des Ruhrverbands eingesetzt oder von einem anderen Gewässer auf eine Talsperre des Ruhrverbands verbracht werden, müssen vor dem erneuten Einsetzen auf einer Ruhrverbandstalsperre einer Grundreinigung unterzogen werden.
- Die Grundreinigung ist mit einem Hochdruckreiniger und möglichst mit 60 °C heißem Wasser vorzunehmen.
- Auch Trailer und Elektromotoren müssen grundgereinigt werden.
- Etwaiges Bilgenwasser und Restwasser aus sonstigen Behältnissen ist vollständig abzulassen.
- Auch die mikroskopisch kleinen Larven (50–150 µm) und Eier der Muschel reichen zur Besiedlung eines neuen Gewässers aus. Sie sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen, müssen aber ebenfalls gründlich entfernt werden. Deshalb ist besonders auf Ritzen, Zwischenräume etc. zu achten.
- Nach der Reinigung müssen Boot, Trailer und Elektromotor vollständig trocknen (Zeitraum ca. drei Wochen).
- Auch andere Sportgeräte, die mit Wasser in Berührung kommen (SUPs, Boards, Foils, Kajaks, Kanus, Tauchequipment etc.), müssen gründlich gereinigt und getrocknet werden.
- Wie auch in der für alle Talsperren des Ruhrverbands geltenden Freizeitordnung festgelegt ist, darf die Reinigung nicht im Stauraum oder Uferbereich stattfinden.
Um die neuen Regeln möglichst großflächig zu kommunizieren, werden aktuell Schilder rund um die Talsperren aufgestellt und Handzettel verteilt. Die an den Talsperren ansässigen Vereine, Verkaufsstellen und Wassersportunternehmen wurden per Anschreiben über die ab sofort geltenden Reinigungsregeln informiert und zur Mithilfe aufgerufen, um den Vormarsch der aggressiven Muschelart einzudämmen. Ab der nächsten Wassersportsaison 2026 werden die Freizeitordnung und die Merkblätter des Ruhrverbands für Veranstaltungen entsprechend angepasst.
Gefahr für den Talsperrenbetrieb und das ökologische Gleichgewicht
Ist ein Gewässer erst einmal von der Quaggamuschel befallen, sind die ökologischen und wirtschaftlichen Folgen gravierend:
- Die Muscheln filtern so viel Phytoplankton, dass sie Fischen und anderen aquatischen Lebewesen die Nahrungsgrundlage entziehen und die Biodiversität ernsthaft gefährden. Ein eindrucksvolles Beispiel ist der US-amerikanische Lake Michigan: Hier wurde die Quaggamuschel erstmals Anfang der 1990er Jahre nachgewiesen und macht mittlerweile schätzungsweise über 90 Prozent der Biomasse im See aus.
- Die Muscheln besiedeln in großer Zahl technische Bauteile an den wasserwirtschaftlichen Betriebsanlagen, was zu höherem Reparaturaufwand, einer geringeren Energieproduktion in den Wasserkraftwerken, schnellerem Anlagenverschleiß und Funktionseinschränkungen bis hin zu Verstopfungen führen kann. Die wirtschaftlichen Schäden, die von der Quaggamuschel verursacht werden, sind enorm.
Erste Untersuchungen an Fischen wie Rotauge, Brasse oder Große Maräne in Möhne und Sorpesee zeigen, dass diese zwar gelegentlich Quaggamuscheln fressen, eine Regulierung der Population durch Fischfraß aber kaum realistisch erscheint. Es gilt daher, durch konsequente Reinigungsmaßnahmen die Ausbreitung auf bisher noch nicht befallene Talsperren zu verhindern und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass in die bereits befallenen Talsperren nicht noch weitere Muscheln, Larven und Eier eingetragen werden.
(Quelle: Ruhrverband)









