Arnsberg. „Arnsberg sucht Lebensretter“ heißt das Motto einer großen Typisierungsaktion, die am Samstag, 11. Juni auf dem Neheimer Markt stattfinden wird. Geholfen werden soll denjenigen unter den rund 11.000 Leukämieerkrankten pro Jahr, für die eine Stammzellentherapie die letzte Hoffnung auf Leben ist, nachdem Chemotherapie und Bestrahlung nicht geholfen haben.
Schirmherr Eckhard Uhlenberg hat Bruder verloren
Eckhard Uhlenberg, Vizepräsident des NRW-Landtags, hat am Montag auf dem Weg nach Düsseldorf eigens einen Abstecher nach Arnsberg gemacht, um alle jungen Arnsberger von 16 bis 40 zum Mitmachen aufzufordern. Der CDU-Landtagsabgeordnete aus Werl-Büderich weiß aus eigener Erfahrung, wie fürchterlich eine Leukämieerkrankung für die betroffenen Familien ist. Sein älterer Bruder Fritz starb vor vielen Jahren im Alter von 25 Jahren an dieser Erkrankung.
Betroffener Arnsberger setzt auf seine Heimatstadt
Die Idee für die Typisierungsaktion kommt von Engelbert Bade. Der Arnsberger ist selbst von der Krankheit betroffen und 2. Vorsitzender der Leukämie- und Lymphom-Selbsthilfegruppe Ruhr-Lippe. Er habe sich gewünscht, dass sich auch ohne einen konkreten Fall ganz viele junge Menschen in seiner Heimatstadt typisieren lassen, um im Falle des Falles zum Lebensretter zu werden. Denn wenn in einem konkreten Fall Stammzellen benötigt würden, sei dies wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, auch wenn weltweit bereits 27 Millionen Menschen typisiert sind.
Junge Medebacherin wurde zur Lebensretterin
Auch die 31-jährige Tanja Thiele aus Medebach fordert die Arnsberger zum Mitmachen auf. Für sie sei es keine Frage gewesen, sich typisieren zu lassen, nachdem sie 18 geworden war. Und vor anderthalb Jahren sei für sie der Anruf gekommen. Sie habe gespendet. Sie habe für einen Menschen gespendet, von dem sie nur wisse, dass er Anfang 60 war, in Frankreich lebte und die ersten 100 Tage nach der Spende gut überstanden hat. Auch wenn sie keine Ahnung habe, wer dieser Mensch sei, fühle sie sich ihm verbunden und denke jeden Tag daran.
Wie Blutspende und ein paar Tage Grippe
Sie wolle auch ihre Erfahrung weitergeben, sagte Tanja Thiele. „Niemand braucht Angst zu haben, die Spende ist wirklich nicht schlimm.“ Sie lobte die Rundum-Betreuung und Begleitung durch Mitarbeiter der Stefan-Morsch-Stiftung, bei der sie sich wie in einer Familie gefühlt habe. Wie bei Thrombosespritzen habe sie zunächst einige Tage ein Medikament bekommen. Das Auswaschen der Stammzellen habe dann vier Stunden gedauert. Wie bei einer Blutspende habe sie mit Nadeln in beiden Armen still gelegen, habe dabei aber lesen können, denn Helfer hätten ihr die Seiten umgeblättert. In den Tagen habe sie sich etwas schlapp gefühlt wie bei einer Grippe. „Aber was sind schon ein paar Tage Grippe, wenn man Leben retten kann.“ Nach der Übertragung sei es ihr schlagartig wieder besser gegangen.
Für Typisierung reicht Speichelprobe
Engelbert Bade weist darauf hin, dass heutzutage in 85 bis 90 Prozent der Leukämiefälle nur noch Stammzellen übertragen werden. Die auch für den Spender wesentlich kompliziertere Knochenmarktransplantation werde nur noch bei speziellen Erkrankungen angewandt. Auch die Typisierung ist deutlich unkomplizierter geworden. Statt einer Blutprobe reicht inzwischen ein einfacher Speicheltest.
Ordnungsamt, Polizei und Aktives Neheim unterstützen
Bürgermeister Hans-Josef Vogel, neben Uhlenberg der zweite Schirmherr der Aktion, findet es großartig, dass bereits zum zweiten Mal eine große Typisierung in Arnsberg stattfindet und setzt auf die große Solidarität der Bevölkerung. Ulrich Betkerowitz, Fachdienstleiter im Ordnungsamt, sagte, dass unter seinen Mitarbeitern wie bei der Polizei sofort Begeisterung herrschte, dies zu unterstützen. Unterstützung hat auch das Aktive Neheim zugesagt, das die Aktion auf dem Neheimer Markt mit seinen Eventzelten und einem Frequenzbringer unterstützen wird. Die Selbsthilfegruppe wird für das Catering sorgen, Kaffee und Kuchen und Bratwürstchen anbieten. Auch die Barmer/GEK unterstützt die Aktion. Schirmherr Eckhard Uhlenberg bittet gleichwohl um Spenden, da es für die Aktion keine öffentlichen Mittel gebe.
Teilnahme von 16 bis 40 Jahre
Typisieren und registrieren lassen können sich alle gesunden Menschen von 16 bis 40 Jahre, ausgenommen Frauen mit mehr als zwei Schwangerschaften. 16- und 17-Jährige brauchen eine schriftliche Einverständniserklärung ihrer Eltern. Neben der Abgabe einer Speichelprobe muss nur noch ein Fragebogen ausgefüllt werden.
- Termin: 11. Juni 2016, 11 bis 16 Uhr, Neheimer Markt
- Info: Engelbert Bade, Tel. 02932 203433 oder ebp-22610web.de
- Spendenkonto: Stichwort „Lebensretter“, Kreissparkasse Birkenfeld, IBAN DE35 5625 0030 0000 0797 90, SWIFT BILADEDE55XXX