Arnsberg. Die Beratungsstelle der Verbraucherzentrale Arnsberg berät Verbraucher*innen schon seit über 30 Jahren in verschiedensten Themenbereichen. Diese umfassen neben allgemeinem Verbraucherrecht, beispielsweise auch Bankrecht, Versicherungen, Mietrecht, Pflegerecht und noch einiges mehr. Aufgrund einer Sozialklausel sind Beratungen für Leistungsempfänger*innen von Sozialleistungen kostenfrei. So konnten im vergangenen Jahr über 400 Rechtsberatungen und ‑vertretungen (bei insgesamt 1582) kostenfrei erfolgen. Um allen Verbraucher*innen einen niederschwelligen Zugang zu ermöglichen, ist zudem die Erstberatung bei Geld- und Kreditproblemen kostenfrei. Oft kann man mit einem ersten Rat schon Lösungshilfen geben, so Petra Golly im Gespräch.
Durch Corona wurde die Beratungsarbeit erschwert
Das Jahr 2020 war auch in der Verbraucherzentrale geprägt von Corona. Um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten, wurden die Arbeitsprozesse umstrukturiert. Neben möglichst viel Homeoffice für die Mitarbeitenden, hat die Beratung in dieser Zeit größtenteils telefonisch stattgefunden. Auch der Austausch von Unterlagen wurde kontaktlos organisiert. Von Einwurf in den Briefkasten, oder Abholen von Informationen von der Türschwelle, bis hin zum digitalen Austausch von eingescannten Unterlagen per E‑Mail, wurden alle Möglichkeiten, die Beratung pandemiegerecht aufrecht zu erhalten, ausgeschöpft. Unter diesen Bedingungen ist es besonders schwierig den Verbraucher*innen schnell zu helfen. Besonders wenn Verbraucher*innen nicht digital affin sind, und beispielsweise unscharfe Scans zusenden, oder ein anderweitiges Zukommenlassen von Unterlagen organisiert werden muss, so Petra Golly, Leiterin der Beratungsstelle. In der Regel konnten die Hürden jedoch überwunden und den Verbraucher*innen schlussendlich geholfen werden.
Die Pandemie hat neue Verbraucherprobleme auf den Plan gerufen
Zusätzlich zu den veränderten Bedingungen hinsichtlich der kontaktlosen Beratung, war die Pandemie aber auch deutlich an Art und Umfang der Anfragen zu spüren. „Ich habe noch nie im meinem Leben so viele Fragen zu Reisethemen beantwortet wie zu dieser Zeit.“, so Petra Golly im Gespräch. Ausgefallene Urlaubsreisen und stornierte Flüge haben zu vielen Beratungsanfragen geführt. Zu den top-Verbraucherproblemen 2020 gehörten aber auch Themen wie z.B. abgesagte Veranstaltungen, bei denen Verbraucher*innen Gutscheine anstatt einer Preiserstattung bekommen haben. Auch viel gefragt war rund um das Thema Fitnessstudio und ähnliche Verträge, bei denen durch Bundes- und Landesverordnungen keine Leistungen erbracht werden konnten, aber weiterhin der Monatsbeitrag abgebucht wurde.
Unseriöse Kreditangebote als Verbraucherfalle für Verbraucher*innen in wirtschaftlicher Notlage
Wirtschaftliche Schwierigkeiten und zum Teil existenziell bedrohliche Situationen haben zudem dazu geführt, dass viele unseriöse Angebote für Kredite im Internet beworben und vermehrt von Verbraucher*innen nachgefragt wurden. Hier gab es beispielsweise Fälle, wo Verbraucher*innen ahnungslos einen schufafreien Sofort-Kredit beantragt haben, und stattdessen kostenpflichtige Prepaid-Karten zugesandt bekommen haben.
Betrugsfallen beim Online-Shopping
Durch Corona hat der Online-Handel einen großen Boom erlebt. Auch hier kam es vermehrt zu Betrugsversuchen, beispielsweise durch Fakeshops, die zum Teil sogar realistische Seiten kopieren, und durch Forderungen von Vorab-Bezahlungen die Verbraucher*innen um ihr Geld betrügen. Abseits vom Online-Shopping gab es zum Thema „Einkaufen vor Ort“ viele Fragen zu Verbraucherrechten bezüglich Lockdowns und Öffnungen unter Auflagen.
Bei untergeschobenen Verträgen muss gehandelt werden
Untergeschobene Verträge in Mobilfunkshops, im Internet, am Telefon, oder sogar an der Haustür, sind immer aktuell und waren auch 2020 ein Dauerbrennthema. Besonders betroffen sind hier oft Senior*innen, Geflüchtete und Migranten*innen und junge Menschen. Wer sich nicht erfolgreich zur Wehr setzt oder professionelle Unterstützung findet, bekommt Probleme mit Inkassobüros und der Schufa, so die VZ Arnsberg.
Energierecht – Erhöhte Nebenkosten durch Corona
Coronabedingte Zahlungsschwierigkeiten kamen auch im Bereich „Energierecht“ zum Tragen. In vielen Familien sind die Energiekosten zu Hause, durch Kurzarbeit, Homeoffice, Homeschooling usw, gestiegen. Wenn alle zu Hause sind, wird vielleicht mehr gekocht, die Playstation läuft womöglich mehr, generell gibt es eine Verbrauchserhöhung, die Nachzahlungsansprüche nach sich ziehen kann, so Volker Mahlich im Gespräch. So eine Nachzahlungsforderung kann nicht immer sofort durch die*den Verbraucher*in bedient werden. Aber auch Abrechnungsprobleme, oder Probleme mit Billiganbietern, die mit hohen Boni werben, oft jedoch versteckte Kosten mit sich bringen, sind Themen, bei denen Hilfe von der Verbraucherzentrale angefragt wird.
Energieberatung seit März online
Im Bereich der Energieberatung führte die neue Heizungs-Förderung zu ungewöhnlich hoher Beratungsnachfrage. Die Bereitschaft zum Einsatz erneuerbarer Energien ist gleichermaßen deutlich gestiegen. Die sowieso geplante Einführung der Energieberatung per Video im März, hat infolge der Coronapandemie eine hohe Resonanz. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass sich so durch die ersparte Anreise, CO2 eingespart wird, so Energieberater Carsten Peters im Gespräch.
Bürgermeister Ralf Paul Bitter bedankt sich bei den Mitarbeiter*innen der Verbraucherzentrale für ihre wertvolle Arbeit
Ralf Paul Bittner, Arnsbergs Bürgermeister, bedankt sich im Gespräch bei dem Team der Verbraucherzentrale. „Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten“ so Bittner, Neuerungen und neue Umstände und Lebenssituationen führen dazu, dass auch Menschen auf den Plan kommen, die das ausnutzen. Die Verbraucherzentrale Arnsberg ist Ansprechpartner und leistet erfolgreich Hilfestellung für Menschen in Not.
Ein Dank an alle Unterstützer
Die Verbraucherzentrale Arnsberg bedankt sich für die finanzielle Unterstützung beim Land NRW, beim Hochsauerlandkreis, der Stadt Arnsberg und der Sparkasse Arnsberg-Sundern, und beim Bürgermeister Ralf Paul Bittner für die Wertschätzung ihrer Arbeit. „Das tut uns gut“, so Petra Golly abschließend.