Hochsauerlandkreis. Erfreuliches und weniger erfreuliches präsentierten Landrat Dr. Karl Schneider, Polizeidirektor Klaus Bunse und EKHK Ulrich Steinrücke als stellvertretender Leiter der Direktion Kriminalität bei der alljährlichen Vorstellung der Kriminalstatistik für den Hochsauerlandkreis. So ist die Zahl der angezeigten Straftaten nach vier Jahren des beständigen Rückgangs 2018 erstmals wieder gestiegen. Gestiegen ist allerdings auch die Aufklärungsquote. Sie liegt wieder über 60 Prozent und damit so gut wie zuletzt vor über 15 Jahren.
Verändertes Anzeigeverhalten bei Gewalt
Die rund 360 Polizisten im Kreis hätten 2018 trotz schwieriger Personallage wieder hervorragende Arbeit geleistet, sagte der Landrat und machte das neben der hervorragenden Aufklärungsquote auch am deutlichen Erfolg bei den Wohnungseinbrüchen fest. Hier sei die Fallzahl in den letzten drei Jahren mehr als halbiert worden. Sorgen machen dem Landrat die steigenden Fallzahlen bei Gewalt, sexuellen Übergriffen und Drogenkriminalität. Die ließen sich allerdings zu großen Teilen durch ein verändertes Anzeigeverhalten, verschärfte Gesetze und mehr Kontrollen erklären. „In unserer Gesellschaft ist kein Platz mehr für Gewalt und sexuelle Übergriffe und das ist richtig so“, sagte Schneider. Deshalb werde bei häuslicher Gewalt wie auch bei Gewalt auf dem Schulhof inzwischen häufiger die Polizei geholt und Anzeige erstattet. Auch der neue Tatbestand der sexuellen Belästigung habe zu mehr Straftaten geführt. Und die gestiegene Fallzahl bei Drogendelikten sei auch eine Folge der intensiven Kontrollaktionen, die sich eigentlich gegen Einbrecher richten.
Anstieg gegen Landestrend
Im Jahr 2018 wurden im Hochsauerlandkreis 12.908 Straftaten zur Anzeige gebracht, 648 mehr als im Jahr zuvor. Nach vier Jahren des Rückgangs stieg die Zahl der Straftaten erstmals wieder, liegt aber immer noch deutlich unter den Werten der Jahre 2008 bis 2013, als es regelmäßig über 14.000 Straftaten gab und in der Spitze 2009 sogar 15.275. Den Anstieg entgegen dem Landestrend verursachten vor allem die Zuwächse bei Körperverletzung mit rund 100 Fällen, einfachem Diebstahl (+225), Sexualdelikten (+180) und Drogen (+137), so PD Bunse, der gleichwohl „sehr stolz“ ist, dass seine Behörde eine der besten Aufklärungsquoten in ganz NRW hat. Die Quote ist im dritten Jahr in Folge gestiegen von knapp 53 Prozent 2015 auf inzwischen 60,75 Prozent.
Aktuelle Einbruchsserie in Arnsberg abgerissen
Als großen Erfolg der Ermittlungskräfte bewertet Bunse den Rückgang der Wohnungseinbrüche um 55,2 Prozent seit 2015 von 489 auf 219 (davon 79 in Arnsberg, 28 in Sundern und 14 in Meschede). Letztlich erfolgreich seien die Einbrecher nur in 104 Fällen gewesen. In mehr als der Hälfte der Fälle sei es beim Versuch geblieben, wohl auch ein Erfolg der guten Präventionsarbeit. Auch die Aufklärungsquote konnte bei den Wohnungeinbrüchen auf knapp 29 Prozent gesteigert werden. Überraschend ist die Statistik bei der Nationalität der Tatverdächtigen. Drei von vier ertappten Einbrechern waren Deutsche. Meist Gelegenheitstäter oder Drogenabhängige, die ihre Sucht finanzieren, so Bunse. Im Dunkelfeld sei sicher der Anteil der überregional agierenden ausländischen Tätergruppen wesentlich höher. Eine solche Tätergruppe macht Bunse auch für die jüngste Einbruchsserie in Arnsberg verantwortlich. Hier habe es im Dezember und Januar eine Häufung von 70 Taten gegeben. Seit 14 Tagen sei die Serie aber abgerissen, eine Trendwende, die man mit intensiven Einsätzen und Kontrollen erreicht habe und jetzt stabilisieren wolle.
Schwerpunkte in Arnsberg und Winterberg
Kriminalitätsschwerpunkte im Kreisgebiet sind Arnsberg und Winterberg. Die Kriminalitätshäufigkeitszahl (KHZ), die die jährlichen Straftaten umgerechnet auf 100.000 Einwohner angibt, liegt in Arnsberg bei 6641, in Winterberg bei 6248. Damit liegen auch diese beiden Städte noch unter dem NRW-Landesschnitt von 7159. In Arnsberg sehen die Kriminalpolizisten die städtischen Strukturen, die gute Verkehrsanbindung und den höheren Ausländeranteil als Faktoren höherer Kriminalität, in Winterberg den Tourismus, der sich vor allem mit einer hohen Zahl von Fahrraddiebstählen im Sommer und Skidiebstählen im Winter bemerkbar mache. In Sundern liegt die KHZ bei 3997, in Meschede bei 5072 und im HSK-Schlusslicht Hallenberg bei nur 2029.
Jeder vierte Tatverdächtige nichtdeutsch
Von den 5603 ermittelten Tatverdächtigen waren 4333 Männer und nur 1270 Frauen. Fast jeder vierte Tatverdächtige war noch keine 21 Jahre alt. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen ist um ein Prozent auf 24,7 Prozent gewachsen. Der Anteil der Nichtdeutschen an der Wohnbevölkerung liegt bei 8,5 Prozent. Aufgeschlüsselt nach Nationalitäten stellen die Türken 11,1 Prozent der nichtdeutschen Tatverdächtigen, die Syrer 9,7 Prozent. Auf den nächsten Plätzen folgen Afghanen, Iraker, Marokkaner und Algerier.
Messer häufiger Tatmittel
Bei der Gewaltkriminalität verzeichnet die Statistik fünf Tötungsdelikte. Bei zwei Familiendramen in Arnsberg gab es Tote. Ein psychisch Kranker 38-Jähriger hat seine Mutter erstochen, ein 81-Jähriger seine pflegebedürftige 80-jährige Ehefrau erwürgt. Sein anschließender Selbstmordversuch scheiterte. In drei weiteren Fällen in Schmallenberg und Marsberg überlebten die Opfer. In allen drei Fällen handelte es sich um Schlägereien, bei denen ein Messer zum Einsatz kam. Insgesamt ist der Anstieg der Gewalt für Ulrich Steinrücke alarmierend. Meist seien Alkohol und oder Drogen im Spiel und Messer als Tatmittel könne man immer öfter beobachten. Auch gebe es derzeit so viel Drogen auf dem Markt wie noch nie.
Landrat: „Achten Sie auf Ihre Mitmenschen!“
Besonders ärgert den Landrat die nach wie vor hohe Zahl von dreisten und skrupellosen Telefonbetrügern, die versuchen, gutgläubige ältere Menschen mit dem Enkeltrick oder als falsche Polizisten um ihr Vermögen zu prellen. Immer noch würden dabei hohe fünfstellige Summen erbeutet. Deshalb sei weitere Aufklärung wichtig. Abschließend richtete Schneider einen Appell an die Hochsauerländer: Achten Sie auf Ihre Mitmenschen. Helfen Sie Sich gegenseitig. Und scheuen Sie sich nicht, die 110 anzurufen, wenn es etwas zu melden gibt.
Eine Antwort
Zitat: Aktuelle Einbruchsserie in Arnsberg abgerissen.
WP von heute:
https://www.wp.de/staedte/arnsberg/einbruch-in-holzener-wohnhaus-und-huestener-firma-id216459349.html