Während Perels Erzählung ist es ganz still im Raum und es herrscht eine ganz besondere, für die Schule ungewohnte Atmosphäre, die sich gar nicht so einfach mit Worten beschreiben lässt. Vielleicht eine Mischung aus Bedrücktheit und Bewunderung. Wie Sally Perel seine Erinnerungen mit uns teilt, emotional und ganz nachdenklich, scheint es, als würde er seine Geschichte mit uns erneut durchleben und uns wie ein offenes Buch sein Innerstes anvertrauen. In diesem Innersten herrscht eine tiefe Zerrissenheit, denn durch seine absolut einzigartige Biografie, ist Perel Opfer und Täter zugleich und beide Persönlichkeiten, so erklärt er, sind bis heute Teil seiner Identität.
Lebenslange Albträume
Getarnt in Nazi-Uniform sucht er im jüdischen Ghetto in Łódź nach seinen Eltern, kann allerdings nur aus den Fenstern der Straßenbahn nach ihnen suchen. Doch Perel würde seine Eltern nie wiedersehen und sein Leben lang von den Bildern der vielen, zum Teil aufeinander gestapelten Leichen in dem Ghetto in Albträumen geplagt werden. Trotz all dieser, kaum in Worte zu fassenden Erlebnisse, hat er die Kraft gefunden, neu anzufangen und weiterzuleben, während wir schon wegen Kleinigkeiten im Alltag- z.B. einer misslungenen Klausur – die Welt untergehen sehen. Sally Perel personifiziert mit seiner ganz besonderen Aura die Zwiespältigkeit des Lebens und die Weisheit selbst, die er uns mit kleinen Anekdoten und Anmerkungen über Freundschaft und Toleranz mit auf den Weg gibt. Beeindruckend, was wir Schüler in so kurzen zwei Stunden außerhalb des Klassenzimmers alles von Perel fürs Leben lernen konnten.
Verantwortung der jungen Generation
Man sagt immer, dass ein Mensch „zum Nachdenken“ anregt, doch Perel hat – und da spreche ich wohl für die große Mehrheit der Schüler – etwas in uns ausgelöst. Er hat mit seiner Geschichte nicht nur Schüler zu Tränen gerührt, sondern uns unbewusst dazu gebracht, dankbarer für das zu sein, was wir haben und mehr wertzuschätzen, in welcher friedlichen Zeit wir in Europa leben dürfen. Doch sei das keine Selbstverständlichkeit, betonte der für die heutige Schülergeneration wohl letzte und einzigartige Zeitzeuge des Dritten Reiches und appellierte deshalb an die Verantwortung unserer Generation, dass sich dieses dunkelste Kapitel unserer Geschichte nie wiederholen dürfe. Wir danken Sally Perel, denn er hat Geschichte für uns lebendig werden lassen.
Anton Eickel, Q1 Leistungskurs Geschichte, St.-Ursula Gymnasium











