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„Hitlerjunge Salomon“ bewegt Schüler am St.-Ursula-Gymnasium

Zeit­zeu­ge Sal­ly Perel mit dem Leis­tungs­kurs Geschich­te des St.-Ursula Gym­na­si­ums und Leh­rer Fabi­an Tim­pe. (Foto: SUG)

Neheim. Sal­ly Perel, Autor des Buchs „Ich war Hit­ler­jun­ge Salo­mon“, war bereits zum zwei­ten Mal zu einem Zeit­zeu­gen­be­such zu Gast im Nehei­mer St. Ursu­la-Gym­na­si­um. Hier ein Bericht aus der Per­spek­ti­ve des 16jährigen LK-Schü­lers Anton Eickel.

Zeitzeuge sprach vor 350 Schülern

Zeit­zeu­ge Sal­ly Perel in der SUG-Aula. (Foto: SUG)

„Shalom“, mit die­sem hebräi­schen Wort für Frie­den begrüß­te uns Sal­ly Perel am Mon­tag mor­gen in der Aula unse­rer Schu­le. Unser Geschichts­leh­rer Fabi­an Tim­pe hat­te Sal­ly Perel nach 2015 bereits zum zwei­ten Mal für ein Zeit­zeu­gen­ge­spräch ans St.-Ursula Gym­na­si­um geholt. Knapp zwei Stun­den erzähl­te der 92-Jäh­ri­ge den 350 Schü­lern der Stu­fen 9 bis 12 sei­ne Lebens­ge­schich­te als Jude in der Hitlerjugend.

Leben in ständiger Angst

Nach­dem Perel Anfang des Krie­ges mit sei­nem Bru­der nach Ost­po­len flieht, geht er auf ein sozia­lis­ti­sches Inter­nat, bis ihn die Wehr­macht 1941 beim Über­fall auf die Sowjet­uni­on gefan­gen nimmt. Der heu­te in Isra­el leben­de Perel gibt sich als Volks­deut­scher aus und wird fort­an für die Wehr­macht als Dol­met­scher tätig, bis er auf ein Inter­nat der Hit­ler­ju­gend (kurz: „HJ“) nach Braun­schweig geschickt wird. Getarnt als Mit­glied der HJ muss er sei­ne jüdi­sche Iden­ti­tät ver­ber­gen, lebt in stän­di­ger Angst als Jude ent­tarnt zu wer­den und erlebt, wie er sel­ber ein Teil des NS-Regimes wird, wel­ches für den Tod von Mil­lio­nen Juden ver­ant­wort­lich ist. Die­se ein­zig­ar­ti­ge Lebens­er­fah­rung ver­fass­te Perel in sei­ner Auto­bio­gra­fie „Ich war Hit­ler­jun­ge Salo­mon“, wel­che 1990 unter dem Titel „Hit­ler­jun­ge Salo­mon“ erfolg­reich ver­filmt wor­den ist.

Bedrücktheit und Bewunderung

350 Schü­le­rin­nen und Schü­ler hör­ten zwei Stun­den gespannt zu. (Foto: SUG)

Wäh­rend Perels Erzäh­lung ist es ganz still im Raum und es herrscht eine ganz beson­de­re, für die Schu­le unge­wohn­te Atmo­sphä­re, die sich gar nicht so ein­fach mit Wor­ten beschrei­ben lässt. Viel­leicht eine Mischung aus Bedrückt­heit und Bewun­de­rung. Wie Sal­ly Perel sei­ne Erin­ne­run­gen mit uns teilt, emo­tio­nal und ganz nach­denk­lich, scheint es, als wür­de er sei­ne Geschich­te mit uns erneut durch­le­ben und uns wie ein offe­nes Buch sein Inners­tes anver­trau­en. In die­sem Inners­ten herrscht eine tie­fe Zer­ris­sen­heit, denn durch sei­ne abso­lut ein­zig­ar­ti­ge Bio­gra­fie, ist Perel Opfer und Täter zugleich und bei­de Per­sön­lich­kei­ten, so erklärt er, sind bis heu­te Teil sei­ner Identität.

Lebenslange Albträume

Getarnt in Nazi-Uni­form sucht er im jüdi­schen Ghet­to in Łódź nach sei­nen Eltern, kann aller­dings nur aus den Fens­tern der Stra­ßen­bahn nach ihnen suchen. Doch Perel wür­de sei­ne Eltern nie wie­der­se­hen und sein Leben lang von den Bil­dern der vie­len, zum Teil auf­ein­an­der gesta­pel­ten Lei­chen in dem Ghet­to in Alb­träu­men geplagt wer­den. Trotz all die­ser, kaum in Wor­te zu fas­sen­den Erleb­nis­se, hat er die Kraft gefun­den, neu anzu­fan­gen und wei­ter­zu­le­ben, wäh­rend wir schon wegen Klei­nig­kei­ten im All­tag- z.B. einer miss­lun­ge­nen Klau­sur – die Welt unter­ge­hen sehen. Sal­ly Perel per­so­ni­fi­ziert mit sei­ner ganz beson­de­ren Aura die Zwie­späl­tig­keit des Lebens und die Weis­heit selbst, die er uns mit klei­nen Anek­do­ten und Anmer­kun­gen über Freund­schaft und Tole­ranz mit auf den Weg gibt. Beein­dru­ckend, was wir Schü­ler in so kur­zen zwei Stun­den außer­halb des Klas­sen­zim­mers alles von Perel fürs Leben ler­nen konnten.

Verantwortung der jungen Generation

Man sagt immer, dass ein Mensch „zum Nach­den­ken“ anregt, doch Perel hat – und da spre­che ich wohl für die gro­ße Mehr­heit der Schü­ler – etwas in uns aus­ge­löst. Er hat mit sei­ner Geschich­te nicht nur Schü­ler zu Trä­nen gerührt, son­dern uns unbe­wusst dazu gebracht, dank­ba­rer für das zu sein, was wir haben und mehr wert­zu­schät­zen, in wel­cher fried­li­chen Zeit wir in Euro­pa leben dür­fen. Doch sei das kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit, beton­te der für die heu­ti­ge Schü­ler­ge­nera­ti­on wohl letz­te und ein­zig­ar­ti­ge Zeit­zeu­ge des Drit­ten Rei­ches und appel­lier­te des­halb an die Ver­ant­wor­tung unse­rer Gene­ra­ti­on, dass sich die­ses dun­kels­te Kapi­tel unse­rer Geschich­te nie wie­der­ho­len dür­fe. Wir dan­ken Sal­ly Perel, denn er hat Geschich­te für uns leben­dig wer­den lassen.

Anton Eickel, Q1 Leis­tungs­kurs Geschich­te, St.-Ursula Gymnasium

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