Arnsberg. Die Pläne des Caritasverbands für einen Neubau an der Grafenstraße, für den im Zuge der Modernisierung des Seniorenhauses St. Joachim drei Altbauten aus der Gründerzeit abgerissen werden sollen, sind im Beirat für Stadtgestaltung durchgefallen. „Klare Botschaft: Das ist nicht überzeugend. So können wir das nicht akzeptieren!“, sagte Heiner Farwick, der Vorsitzende des Beirats, und appellierte an den Bauherren, dass es doch auch in seinem Interesse sein müsse, ein Bauwerk zu errichten, das in der Arnsberger Bevölkerung akzeptiert werde. Schließlich gehe es um eine der schönsten Arnsberger Straßen, fügte Beiratsmitglied Michael Arns hinzu.
Renommierte Städtebau-Experten
Renommierte Expertenmeinungen, denn Heiner Farwick, Architekt aus Ahaus, ist Vizepräsident des Bundes Deutscher Architekten, Michael Arens, Architekt aus Siegen, ist Vizepräsident der Architektenkammer NRW. Zusammen mit der Landschaftsplanerin Christine Wolf aus Dortmund und dem Stadtplaner Andreas Fritzen aus Köln sollen sie als externen Experten für „gute Architektur und Stadtgestaltung“ in der Stadt Arnsberg sorgen und städtebaulich bedeutsame Bauvorhaben schon möglichst früh in der Planungsphase mit Architekten und Bauherrn offen diskutieren.
Neubau für 36 Wohnungen und Café
Der Hertener Architekt Jürgen Zils stellte im Beirat seinen Entwurf für das Seniorenhaus an der Grafenstraße vor. Der Caritasverband plant hier, wie zuvor auch schon in seinen anderen vier Seniorenhäusern in Arnsberg und Sundern, eine umfassende Modernisierung, um die neuen gesetzlichen Vorschriften zu erfüllen. Dabei sollen die Altbauten zur Grafenstraße, früher drei frei stehende Häuser, von den zwei schon lange durch einen Zwischenbau verbunden sind, abgerissen und durch einen einzigen Neubau ersetzt werden. Vor allem eklatante Brandschutzmängel, aber auch die schlecht nutzbare Raumstruktur nannte der Architekt als wesentliche Gründe für einen Abriss.
60 Plätze für Betreutes Wohnen
Im hinteren modernen Trakt des früher als „Haus Sauerland“ bekannten Seniorenhauses sollen sich künftig 24 behindertengerechte Wohnungen befinden, im Neubau 36 Wohnungen, alle in Wohngruppen angeordnet, mit Gemeinschaftsräumen, mit Balkonen oder Terrasse zum Garten und barrierefrei miteinander verbunden. Im Erdgeschoss sind zudem links ein gläsernes Café und rechts eine Feuerwehrdurchfahrt geplant. Durch vor- und zurückspringende Elemente solle eine Kleinteiligkeit der Fassade erreicht werden, sagte Zils. Außerdem werde der dreigeschossige Neubau die Traufhöhe der Nachbargebäude einhalten, allerdings ein Flachdach bekommen. Für ein Dachgeschoss gebe es keine Nutzung und das Dach sehe man ohnehin nur aus größerer Entfernung.
Vertikale Gliederung und Dreiteilung
„Das macht die ganze Straße kaputt!“, kam ein erregter Zwischenruf aus dem Publikum. Auch die Experten hatten erkennbare Zweifel, dass dieser langgestreckte Baukörper eine gute Ergänzung für diese schöne Straße sein könne und forderten, den Entwurf auf jeden Fall zu überarbeiten. Sie zeigten Verständnis für die Brandschutz- und Raumstruktur-Argumente und sprachen sich trotz der ihrer Meinung nach noch guter Bausubstanz der Altbauten auch nicht grundsätzlich gegen einen Anriss aus. Dennoch müsse eine zeitgemäße Nutzung mit Seniorenwohnungen gerade an dieser Stelle mit guter Stadtgestaltung einhergehen. Dazu sollte hier die wertvolle Gebäudestruktur mit der vertikalen Gliederung und der Dreiteilung der Parzellen beachtet werden. Zudem sollte unbedingt die Baumallee ergänzt werden. Und die Situation rufe hier auch keinesfalls nach einem Flachdach.