Sundern. Mit Regierungsbaudirektor Joachim Drüke vom Dezernat Wasserwirtschaft der Bezirksregierung Arnsberg war ein externer Fachmann für Hochwasserschutz und Flußrenaturierungen zu Gast in Sunderner Rat, wo er von den Politikern zum Thema Innenstadtentwicklung und Röhrpark kräftig gelöchert wurde und keine Antwort schuldig blieb. „Ich kann die Stadt nur auffordern zu handeln!“ war sein Fazit mit dem deutlichen Hinweis, dass erfolgreicher Hochwasserschutz Korridore brauche, also auch durch die Innenstadt – den „Flaschenhals“, wie es Bürgermeister Brodel nannte. Auch Synergieeffekte für die Innenstadtentwicklung seien machbar und gewollt, so Drüke.
Hochwasser kann morgen kommen
Die meisten Menschen in Sundern hätten hier noch kein 100-jähriges Hochwasser erlebt so wie die Arnsberger vor einigen Jahren, sogar mit einem Toten. Aber die Gefahr im Sauerland mit seinen engen und steilen Tälern sei groß, es könne schon morgen auch in Sundern soweit sein, und vielleicht in 33 Jahren gleich nochmal. Vielleicht dauere es aber auch noch 40 Jahre, so der Experte. Bei einem Jahrhunderthochwasser sei mit einem Durchfluss von 96 Kubikmeter Wasser pro Sekunde zu rechnen.
Sorpestollen hilft im Ernstfall nicht
Auf die Frage von Markus Allefeld (CDU), ob nicht der Sorpestollen des Ruhrverbands bei einem Hochwasser große Mengen vor der Innenstadt ableiten könne, warnte Drüke vor falschen Hoffnungen. Durch en Stollen könnten zwar rechnerisch bis zu 9 Kubikmeter pro Sekunde abfließen, doch es bestehe die hohe Wahrscheinlichkeit, dass das im Falle des Falles nicht funktioniere. Erfahrungen in anderen Orten zeigten, dass solche Abflüsse schnell von dem, was das Hochwasser alles mit sich führt, verlegt würden.
Retentionsflächen lösen Problem der Engpässe nicht
Niemand bezweifele, dass man in Sundern Hochwasserschutz betreiben müsse, aber könne man das nicht auf anderen Flächen außerhalb der Innenstadt, fragte Ursula Kaiser (CDU). Sie müsse sich die Wassermassen vergegenwärtigen, die über viele Stunden oder gar zwei, drei Tage durch die Stadt fließen. Es sei ernüchternd, doch alle Retentionsflächen könnten das Problem von Engpässen nicht lösen. Es helfe nicht, hier und da etwas zu machen. Man müsse die gesamte Strecke betrachten und Korridore schaffen.
Synergieeffekte auch für Innenstadtentwicklung
Auch auf den Vorwurf von Hans Klein (WiSu), das, was man als Röhrpark bezeichne, könne doch nur eine seelenlose Steinwüste werden, ging Drüke ein: „Wir legen großen Wert darauf, den Menschen Zugang zu den Gewässern zu ermöglichen. Sie sollen besser erlebbar und nutzbar sein. Wenn sie gut verknüpft werden, können sie auch ein wichtiger Aspekt der Innenstadtentwicklung sein.“ Ob Arnsberg, Soest oder Brilon, es gebe schon viele gute Beispiele für Synergieeffekte, die Hochwasserschutz mit Innenstadtentwicklung, Naherholung oder Naturschutz verbinden.
Hohe Zuschüsse aus Düsseldorf in Aussicht
Auch den zweiten Kritikpunkt von Hans Klein, die Finanzierung durch EU-Gelder sei nicht gesichert angesichts der Herausforderungen durch Flüchtlinge und Brexit, entkräftete der Experte. Die Wasserrahmenrichtlinie sei zwar aus Brüssel gekommen, doch das Geld komme nicht von der EU, sondern vom Land NRW. Mit reinen Landesmitteln könnten die naturnahe Gewässerentwicklung mit bis zu 90 Prozent und der Hochwasserschutz mit 80 Prozent gefördert werden. Er fügte hinzu, dass die Bezirksregierung diese Gelder ohne Vorliegen einer konkreten Planung zwar nicht versprechen, aber in Aussicht stellen könne, und dass die Verfahren „verzahnt und unmittelbar“, also zügig laufen.
Auch Grundstückeigentümer sollten Risiko sehen
Stefan Lange (CDU) fragte, was den passiere, wenn private Grundstückeigentümer ihre Flächen nicht zur Verfügung stellen wollen, ob dann die Bezirksregierung komme und sie enteigne. Drüke sagte, dass sei in seiner 25-jährigen Dienstzeit noch nicht vorgekommen und da hätte er auch keinen Spaß dran. Aber die Anwohner sollten genauso das Risiko sehen wie die Stadt. Die Anwohner, damit nicht eines Tages ihr Eigentum in Mitleidenschaft gezogen wird, Stadtverwaltung und Politiker, damit sie nicht eines Tages Fragen beantworten müssen. Stadtplaner Lars Ohlig berichtete, dass man mit dem Eigentümer eines Parkplatzes an der Mündung der Linnepe in die Röhr, der in der Sitzung mehrfach als Hindernis angesprochen wurde, bereits in Verhandlungen stehe.
Stechele: „Bekloppt, wenn wir das nicht machen“
SPD-Fraktionschef Michael Stechele sagte, dass man nach vielen Anläufen der Innenstadtentwicklung, die alle im Sande verlaufen seien, nun den Hauptknackpunkt, die Verbesserung der Aufenthaltsqualität, mit dem Hochwasserschutz verbinden könne. „Wir wären völlig bekloppt, wenn wir das nicht machen würden“, so Stechele. FDP-Fraktionschef Rüdiger Laufmöller fügte hinzu, bis vor zehn Jahren haben auch niemand für möglich gehalten, was ein Orkan im Sauerland anrichten könne.
2 Antworten
.……die Sintflut kommt
Die ist schon da in Wundern, nur haben Sie es noch nicht bemerkt, Herr Klein,