Sundern. Der Blickpunkt Arnsberg-Sundern hat den beiden Kandidaten, die am 13. September zum Bürgermeister oder zur Bürgermeisterin von Sundern gewählt werden möchten, zum Interview gebeten. 15 der 16 Fragen sind für beide gleich, nur Frage 6 zu den politischen Mehrheiten unterscheidet sich. Hier die Antworten von Kerstin Pliquett, der parteilosen Kandidatin der CDU.
„Es geht darum, wieder mehr zuzuhören“
Warum ist es ein toller Job, gerade in Sundern Bürgermeister zu sein?
Ich habe durch meinen Mann Martin vor zehn Jahren die Stadt Sundern näher kennen gelernt. Schnell habe ich mich in dieser tollen Stadt wohl gefühlt und seitdem oft gedacht: ich wohne da, wo andere Urlaub machen. Es ist toll, unsere Tochter in dieser Gemeinschaft hier aufwachsen zu sehen und für uns ist Sundern unsere Heimat. Das ist auch ein wesentlicher Antrieb, hier Bürgermeisterin werden zu wollen. Sundern ist mir wichtig und ich möchte meine Verwaltungs- und Führungserfahrung sowie mein Engagement für diese Stadt einsetzen. Die Zukunft der Stadt liegt mir am Herzen – und ich sehe das Potential, das Sundern hat.
Was haben Sie sich für die ersten 100 Tage Ihrer Amtszeit vorgenommen?
Es gibt sicher viele Themen, die hier in Sundern wichtig sind und angepackt werden müssen. Dennoch habe ich für mich drei Prioritäten festgelegt. Hierauf werde ich neben dem üblichen Tagesgeschäft mein Handeln drauf konzentrieren:
1. Sundern zur familienfreundlichsten Stadt entwickeln
Ich möchte Sundern zur familienfreundlichsten Stadt im Sauerland entwickeln. Hierzu werden wir Eltern, Unternehmen, Vereine und Bildungseinrichtungen aktivieren, an diesem Ziel mitzuarbeiten. Sundern weiterentwickeln zu einer Stadt, in der Familien beste Voraussetzungen vorfinden, Beruf und Familie zu verbinden, in der die Kinder und Jugendlichen alle Möglichkeiten zur Entfaltung erhalten und die Familien von einem innovativen Bildungssystem profitieren können.
2. Wirtschaft
Unsere mittelständische Wirtschaft, unsere Handwerksbetrieb und Einzelhändler sind unser Kapital. Ich setze hier künftig darauf, dass wir einen festen Ansprechpartner für die Wirtschaft definieren. Es geht darum, wieder mehr zuzuhören, Bedürfnisse rechtzeitig zu erkennen und aktiv unsere Wirtschaftsunternehmen zu unterstützen und zu beraten. Beispielsweise bei Genehmigungsprozessen, baulichen Veränderungen oder Nachfolgeregelungen. Einen solchen Ansprechpartner werde ich kurzfristig festlegen und den Dialog mit der Sunderner Wirtschaft aufnehmen.
3. Flüchtlinge
Mein dritter Schwerpunkt befasst sich mit einem aktuellen Thema. Auch die Stadt Sundern steht vor der großen Herausforderung, immer mehr Flüchtlingen eine Zuflucht zu ermöglichen. In Sundern erwarten wir bis Jahresende weitere 250 Flüchtlinge. Und das ist eine große Aufgabe. Die wichtigsten Punkte sind die Unterbringung in Wohnraum, die Integration der Kinder in die örtlichen Kindergärten und Schulen, das Ermöglichen von Arbeit und Beschäftigung und nicht zuletzt die Einbindung der Menschen hier vor Ort – damit keine Ängste und Vorbehalte aufkommen.
Als neuer Bürgermeister/neue Bürgermeisterin sind Sie auch Chef der Stadtverwaltung. Was dürfen die Mitarbeiter, die gerade eine große Neuorganisation hinter sich haben, von Ihnen erwarten?
Die gerade durchgeführte Neuorganisation hat bestimmt zu vielen Veränderungen in der Verwaltung geführt. Die gewählte Fachbereichsorganisation hat sich auch in vielen anderen Verwaltungen bewährt, so dass ich hier jetzt keinen Handlungsbedarf sehe. Es kommt aus meiner Sicht auch künftig weniger auf die Organisationsform an, als vielmehr auf die Aufgaben und auf die Menschen, die diese Aufgaben wahrnehmen. Die Optimierung der Verwaltungsprozesse stehen künftig im Fokus. Die angestrebte Verwaltungsmodernisierung von Bund und Land wird dazu führen, dass Verwaltungsprozesse optimiert und dann digitalisiert werden. Die elektronische Akte hält auch Einzug in den Rathäusern. Begleitet wird dies von der gesetzlichen Forderung, dass auch Kommunalverwaltung ihre Dienstleistungen als Online-Dienste verfügbar machen soll. Hierbei werde ich die Mitarbeiter der Verwaltung begleiten, unterstützen und auch als Vorbild vorangehen. Und die Stadt Sundern hat hier einen starken IT-Dienstleister an ihrer Seite, der die Kommunen in Südwestfalen hierbei unterstützt.
Die Haushaltslage der Stadt Sundern ist prekär. Wo sehen sie noch Sparpotenzial und welche Bereiche sind für sie tabu?
Ich habe noch keine endgültige Analyse des städtischen Haushaltes vorgenommen. Wenn Kommunalverwaltung jedoch heute spart, betrifft das unmittelbar freiwillige Aufgaben oder aber Personal. Zu den freiwilligen Aufgaben gehören öffentliche Einrichtungen, Vereinsunterstützungen oder Förderung des Sports. Hier möchte ich ungern weitere Einschnitte vornehmen.
Im Bereich des Personals kann künftige Fluktuation genutzt werden. Immer, wenn ein Mitarbeiter in den Ruhestand geht, stellt sich die Frage, ob die Stelle wieder besetzt werden muss. Potenziale können hier durch effizientere Verwaltungsprozesse gehoben werden. Auch vor diesem Aspekt ist es sinnvoll, die Digitalisierung der Verwaltung schneller voranzutreiben. Ein weiterer Aspekt ist das Feld interkommunaler Zusammenarbeit mit Nachbarkommunen. Nennen möchte ich hier z.B. das Leader-Projekt mit Arnsberg, Neuenrade und Balve.
Die mittelständische Wirtschaft und der Tourismus sind zwei Standbeine der Stadt Sundern. Auf welchem dritten Bein möchten Sie stehen?
Hierzu habe ich bereits meine Ausführungen gemacht. Wichtig ist mir das Bündnis für Familien. Denn nur, wenn wir mittel- und langfristig dem demografischen Wandel begegnen können, werden wir unsere heutige Infrastruktur finanzieren und aufrechterhalten können. Arbeiten Sie daher alle mit an unserem Ziel, Sundern zur familienfreundlichsten Stadt im Sauerland zu machen.
Sie sind Kandidatin der CDU, die bei der letzten Wahl ihre absolute Mehrheit verloren hat und danach auch noch Fraktionsaustritte hinnehmen musste. Wie wollen Sie stabile Mehrheiten für ihre Politik gewinnen?
Ich bin Kandidatin der CDU, aber ich bin auch parteiunabhängig. Und im Falle meiner Wahl verstehe ich mich als Bürgermeisterin aller Bürgerinnen und Bürger. Damit bin ich Ansprechpartner für alle politischen Parteien. Es geht in der Zukunft um Entscheidungen für unsere Stadt – Parteizugehörigkeit ist für mich da nicht so wichtig. Ich werde mit allen politischen Vertretern einen offenen Dialog anstreben – ich habe sogar nach meiner Kandidatenaufstellung durch die CDU erste Kontakte zu anderen Fraktionsvorsitzenden aufgenommen. Diese Offenheit werde ich beibehalten. Denn es geht mir um die Bürgerinnen und Bürger unsere Stadt – es geht um Sundern. Und wer sollte besser einen Konsens über Parteigrenzen hinweg schaffen können, als eine parteilose Bürgermeisterin?
In einem Satz
Bitte vollenden Sie die angefangenen Sätze:
Beim Begriff „Neuanfang“ denke ich…
an ein besseres und vertrauensvolleres Miteinander zwischen Verwaltung und Politik.
Windkraftanlagen möchte ich…
in Sundern steuern können.
Die Zukunft des Stadtmarketing…
ist wichtig und die Strukturen müssen geklärt werden.
Flüchtlinge sind für mich…
eine Chance für unsere Stadt.
Auf dem Ferienparkgelände in Amecke sehe ich in fünf Jahren…
hoffentlich einen Fortschritt des privaten Infrastrukturprojektes – jedoch ohne Beteiligung der Stadt Sundern.
Motorräder auf Sunderns Straßen…
gehören dazu – jedoch müssen wir die ‚Raser‘ und ‚Krachmacher‘ stärker verfolgen.
Die Zukunft der Innenstadt…
muss noch gestaltet werden.
„Die Schule im Dorf lassen“ heißt für mich…
die Dezentralität im Bereich der Grundschulen zu stützen, ohne jedoch Regionslösungen aus dem Auge zu verlieren.
Der bisherige Wahlkampf…
war aufschlussreich, vielfältig, interessant und hat mir sehr viel Spaß gemacht.
Wenn ich am 13. September nicht zum Bürgermeister gewählt werde…
– darüber denke ich nicht nach, denn es geht um Sundern.