Neheim. Autofahrer, die regelmäßig die Möhnestraße zwischen den Kreisverkehren Schobbostraße und Graf-Gottfried-Straße durchfahren, werden sich umstellen müssen. Ab Dienstag, 5. Mai ist die Durchfahrt von Kreisel zu Kreisel baustellenbedingt für geschätzte zweieinhalb Jahre nicht mehr möglich. In zwei Bauabschnitten erfolgt ein Ausbau der wichtigen innerstädtischen Straße, bei dem alle Versorgungsleitungen sowie die Fahrbahnen, Bürgersteige und Stellplätze erneuert und die Alleebäume neu gepflanzt werden. Der erste Bauabschnitt zwischen Kreisverkehr Schobbostraße und Einmündung Schwester-Aicharda-Straße soll etwa Mitte nächsten Jahres fertig gestellt sein. Auf genauere Termine lassen sich die Planer nicht festlegen, denn der Baufortschritt bei dieser außerordentlich komplizierten Tiefbaumaßnahme hängt nicht nur vom Verlauf des kommenden Winters ab, sondern auch von vielen Unwägbarkeiten und möglicherweise bösen Überraschungen, die noch unter der Erde lauern.
Viele Versorger unter einem Hut
So lange er seinen Job mache, und das seien schon einige Jahrzehnte, habe er noch keine Baustelle gehabt, wo so viele Versorgungsleitungen in der Straße stecken, sagt Wolfgang Schomberg, oberster Straßenbauer bei den Stadtwerken. In der Möhnestraße verlaufen neben Strom‑, Gas- und Wasserleitungen sowie einem großen Abwasserkanal auch Kabel von der Telekom und Unitymedia sowie überregionale Ferngas- und Hochspannungsleitungen. „Schon organisationstechnisch ein ganz schweres Unterfangen, hier alle Versorger unter einen Hut zu bringen,“ sagt Schomberg, denn alles müsse erneuert werden, alle Versorgungsleitungen und Hausanschlüsse, aber auch die Gashochdruckleitung von 1930 und die komplette RWE-Umspannstation. „Wir schaffen hier Infrastruktur für die nächsten 50, 60 Jahre und danach will ich keinen Versorger mehr in der Straße sehen,“ sagt Schomberg.
Zwei Jahre Bauzeit zu kurz
Aber nicht nur die Vielzahl der Leitungen, die künftig teilweise unter der Fahrbahn liegen werden, bereitet Probleme. Probegrabungen haben ergeben, dass die alten Leitungen und die Wurzeln der Anfang des Jahres gefällten Linden ein unentwirrbares Knäuel bilden. Die Baumwurzeln können deshalb erst dann aus dem Boden entfernt werden, wenn die Leitungen tot sind. Weil aber Anwohner und Gewerbetreibende an insgesamt 120 Hausanschlüssen zu jeder Zeit und ohne Unterbrechung Strom und Wasser, Telefon und Internet nutzen möchten, kann die Baustelle immer nur in kleinen Schritten voranrücken. Die neue Leitungen müssen parallel zu den alten gelegt und dann Haus für Haus angeschlossen werden. „Eine Fuckelarbeit,“ so Bauleiter Klaus Franksmann vom Büro Hellmann. „Aber für uns gibt es keine Probleme, sondern nur Aufgaben, die erledigt werden müssen. Irgendwann wird auch diese Straße fertig sein.“ Aber nicht vor 2017. Die ursprüngliche Vorstellung, in zwei Jahren fertig zu werden, haben die Verantwortlichen längst ad acta gelegt.
Tiefbau kostet drei Millionen Euro
Über das künftige Gesicht der Möhnestraße ist in drei Werkstattgesprächen ausführlich mit den Anliegern diskutiert worden. „Wünsche wurden, wo es möglich war, berücksichtigt,“ sagt Wolfgang Schomberg. Die neue Möhnestraße wird eine 7,50 Meter breite Fahrbahn erhalten, die durch die inzwischen üblichen Angebotsstreifen auf 4,50 Meter Kernfahrbahn verengt wird. „Auch die leidigen Gehwegplatten, die im Winter immer hochstehen, werden dann Schnee von gestern sein,“ so Schomberg. Auf insgesamt 700 Meter Straßenlänge werden 5300 Quadratmeter Asphaltfläche und 5200 Quadratmeter Pflasterfläche neu geschaffen. Anstelle der rund 100 alten Linden werden 66 neue Bäume gepflanzt und Stellplätze dort geschaffen, wo es Einfahrten und Sichtdreiecke an Einmündungen zulassen. Allein für den Tiefbau, ohne die Materialkosten der neuen Leitungen, kommen rund 3 Millionen Euro Baukosten zusammen, wovon 2,5 Mio. auf die Stadtwerke Arnsberg entfallen.
Anlieger können ihre Häuser (fast) immer erreichen
Die Bauarbeiten beginnen am Dienstag mit dem Abfräsen der Asphaltdecke zwischen Schobbostraße und Einmündung Mühlengraben. An diesem ersten Tag geht auch für Anlieger gar nichts. Danach sollen alle Häuser, Geschäfte und Hinterhöfe bis auf wenige kurze Ausnahmen für Anlieger mit dem Auto erreichbar bleiben. „Wir haben die Anlieger schriftlich informiert,“ berichtet Wolfgang Schomberg, und fordert alle auch an dieser Stelle nochmals auf, keine Scheu zu haben, „die Leute in den gelben Jacken auf der Baustelle“ anzusprechen, wenn sie Fragen oder Wünsche haben. Nach Arnsberger Vorbild soll es auch ein wöchentliches Baustellengespräch geben, zu dem jeder Interessierte kommen kann. „Damit haben wir auf Ruhrstraße und Brückenplatz in Alt-Arnsberg gute Erfahrungen gemacht,“ sagt Schomberg. Als Termin ist jeweils Mittwoch um 14 Uhr vorgesehen.
Auch Buslinien werden umgeleitet
Der Verkehr auf dem zweiten Bauabschnitt der Möhnestraße zwischen Schwester-Aicharda-Straße und Kreisel Graf-Gottfried-Straße bleibt zunächst weiter in beide Richtungen möglich. Für das gesperrte Stück ist eine Umleitung eingerichtet und ausgeschildert. In den Umleitungsstraßen sind deshalb stellenweise Halteverbote eingerichtet worden. Auch der Busverkehr wird ab Dienstag umgeleitet. Die Haltestellen „Friedenstraße“ und „Ordensmeisterstraße“ können von den RLG-Linien C 2, R 54 und N 6 bis Mitte 2017 nicht mehr bedient werden. Ersatzweise wird im Bereich des Kreisverkehrs Möhnestraße/Graf-Gottfried-Straße eine Ersatzhaltestelle eingerichtet. Die Haltestelle „Johanneskirche“ wird bei allen betroffenen Fahrten regulär bedient.