Sundern. „Das ist eine wichtige und zukunftsweisende Entscheidung, aber noch keine endgültige.“ So fasste der stellvertretende Bürgermeister Jürgen ter Braak als Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung, Umwelt und Infrastruktur die Abstimmung zum Thema Innenstadtentwicklung zusammen. Mit zwölf zu drei Stimmen hatte der SUI beschlossen, die städtischen Flächen des Franz-Josef-Tigges-Platzes, des VHS-Gebäudes Alte Johannesschule und von dahinter an der Röhr gelegenen Parkflächen in den Flächenpool für die Entwicklung von attraktiven und hochwertigen Einkaufsflächen einzubringen. Getragen wurde der Beschluss von CDU, SPD und FDP, während WISU und Grüne dagegen stimmten.
Zwei Meinungen in der Stadt
Bereits im Juli letzten Jahres hatte der Vorgänger-Ausschuss einstimmig beschlossen, die Einzelhandelsentwicklung am Franz-Josef-Tigges-Platz planerisch zu konkretisieren. Im Rahmen dieser Konkretisierung hatte es drei Werkstattgespräche gegeben, bei denen sich jeweils etwa 70 bis 80 Bürger an der Planung beteiligten. Diese Werkstattgespräche hatten ergeben, dass es für die Umgestaltung des innerstädtischen Röhrufers zu einem parkähnlichen „Grünen Rückgrat Röhr“, für einen Kreisverkehr anstelle der Kreuzung am Sunderland-Hotel und für eine Attraktivierung der Fußgängerzone sehr breite Mehrheiten gibt, dass es in Sachen Tigges-Platz und Alte Johannesschule aber durchaus zwei Meinungen in der Stadt gebe. Beigeordneter Meinolf Kühn und Stadtplaner Lars Ohlig sprachen in ihrer Bilanz der Werkstattgespräche von einer „leicht überwiegenden Tendenz“ derjenigen, die sich durch eine großflächige Lösung mehr Impulse versprechen. Die Erkenntnis, dass auf jeden Fall etwas passieren müsse, gebe es bei allen. Ohlig merkte auch an, dass zwei Geografiekurse des Gymnasiums, die sich mit dem Thema beschäftigt hätten, zu ähnlichen Ergebnissen gekommen seien. Die Sichtweise der jungen Generation unterscheide sich also nicht von der der überwiegend älteren Teilnehmer der Werkstattgespräche.
Schauerte: „Ein Zugpferd schaffen“
Sunderns Ortsvorsteher Hans-Jürgen Schauerte sprach von einer tollen Chance, grundsätzlich etwas zu verändern und ein Zugpferd zu schaffen, und forderte zur Zustimmung auf, die, so glaube er, in der Bevölkerung sehr positiv gesehen werde. Gestaltungsfragen – „ob eckig oder rund“ – könnten immer später noch entschieden werden. Christoph Schulte von der WISU lehnte das Projekt dagegen ab. Einkaufszentren seien in Städte unter 100.000 Enwohnern nicht mehr Stand der Dinge, die Tendenz gehe klar zu kleinen Läden. Bernd Schwens, Planungsexperte der SPD-Fraktion, forderte, keine „eingeschossige Kiste mit 180 Parkplätzen auf dem Dach“ zu bauen, denn einen Fehlversuch könne man sich nicht leisten.
Stadtplanung will additive Nutzungen
Kühn und Ohlig machten deutlich, dass es zwar einen Lebensmittel-Vollsortimenter als Ankermieter geben solle, aber auch attraktive Flächen für kleinere Geschäfte, von denen es an der Fußgängerzone wenige gebe, weil die Altbauten meist nicht den Anforderungen an moderner Geschäftsraum entsprächen. Auch sollten aus ihrer Sicht im Obergeschoss neben Parkplätzen auch additive Nutzungen untergebracht werden, beispielsweise eine innenstadtnahe Unterbringung der Volkshochschule. Und auch auf die Gestaltung werde die Politik noch Einfluss nehmen können.
Politiker mit Sorgen und Bedingungen
CDU-Fraktionschef Stefan Lange stellte klar: „Wir bauen hier überhaupt nichts, wir stellen nur zur Verfügung, vorbehaltlich konkreter Planung.“ Er sprach sich aber für ein klares Signal an die Investoren aus, auch wenn er viele Sorgen, die in der Welt seien, teile. SPD-Fraktionschef Michael Stechele sprach von einem in der Größenordnung für Sundern adäquaten Projekt und signalisierte ebenfalls Zustimmung. Er forderte allerdings auch klar formulierte Bedingungen und eine Preispolitik, die städtische Flächen nicht „für einen Appel und ein Ei“ abgebe. Für die FDP signalisierte Hanns-Jürgen Fehling ebenfalls Zustimmung, forderte aber ein vorbeugendes aktives Controlling als Teil des Pakets, um anderswo gemachte Fehler zu vermeiden. Die Grünen erläuterten ihre ablehnende Haltung nicht.
Aldi und Kaufpark verlassen Bremkes-Center
Der Beigeordnete Meinolf Kühn berichtete auch von den Entwicklungen im nahen Bremkes-Center, die zeitweise das Projekt am Tiggesplatz in Frage gestellt hätten. Denn nach der Entscheidung von Aldi, mit Ablauf des Mietvertrags das Bremkes zu verlassen und sich in Sundern auf nur eine Filiale zu konzentrieren, habe es Planungen gegeben, den Kaufpark im Bremkes auszuweiten. Ein Lebensmittelvollsortimenter dieser Größenordnung dort habe aber einen weiteren Lebensmittelvollsortimenter am Tiggesplatz ausgeschlossen. Die Pläne seien allerdings gescheitert, weil der Inhaber des Bremkes die erforderlichen Investitionen nicht habe tätigen wollen, so Kühn. Die Konsequenz sei, dass mittelfristig nach Ablauf seines Vertrages auch der Kaufpark das Bremkes verlassen werde. Für das Bremkes-Center soll es, so die Vorlage, eine Folgenutzung geben, die in Abstimmung mit dem Einzelhandels- und Zentrenkonzept, den Planungen des Investors vom Tiggesplatz und dem bestehenden Bebauungsplan vorzunehmen sei. Zwischen dem neuen zentralen Einkaufsbereich und dem Bremkes-Center soll eine fußläufige Verbindung ermöglicht werden.
Aldi will neu und größer in der Röhre bauen
In einem weiteren Beschluss hat sich der SUI einstimmig für eine Änderung des Bebauungplans „In der Silmecke VI“ ausgesprochen. Damit soll Aldi ermöglicht werden, seinen Markt in der Röhre zu vergrößern. Die bisherige Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern soll auf 1000 Quadratmeter plus 200 Quadratmeter Lager- und Erweiterungsfläche steigen. Aldi will sich nach Aufgabe der Filiale im Bremkes ganz auf diesen Standort konzentrieren. Dazu soll der alte Markt abgerissen und durch einen vergrößerten Neubau an gleicher Stelle ersetzt werden, der eine zeitgemäße Darstellung des Verkaufsraums mit größeren Gangbreiten ermöglicht. Eine Ergänzung zum Einzelhandelsgutachten hat diese Erweiterung als maßvoll und zentrenunschädlich bezeichnet und ihr als langfristige Sicherung der Nahversorgung zugestimmt. Im Bebauungsplanverfahren steht als nächstes die frühzeitige Beteiligung an, in der auch Burger Anregungen und Bedenken anmelden können.
2 Antworten
Sunderns Bevölkerung explodiert geradezu. Der Bedarf an Wohnungen kann kaum gedeckt werden. Es fehlen Plätze in Kitas. Grundschulen müssen erweitert werden. Der Internetkauf hat bei Sunderns BürgerInnen keine Chance. Lieber kaufen Sunderns BürgerInnen in Sundern ein. Das Einkaufszentrum auf dem Franz-Josef Tigges Platz macht Millionenumsätze. Die Geschäfte in Sunderns Innenstadt florieren. Kein Wunder: Sunderns BürgerInnen verfügen über ein überdurchschnnittliches Einkommem, was komplett in Sundern ausgegeben wird. Überhaupt brummt es nur so in der Innenstadt, seitdem der Ferienpark fertiggestellt wurde. Es werden erste Überlegungen angestellt Platz zu schaffen in der Fußgängerzone für 100.000 TouristInnen, die den Einheimischen den letzten Platz im Cafe streitig machen.
Das ist die knallharte Realität. Oder etwa nicht?
Der Impuls für den Einzelhandel liegt nicht darin, dass in der Innenstadt ein weiteres Lebensmittelgeschäft (Food) aufmacht. Erst recht nicht wenn auf der gegenüberliegenden Seite ein großes Gebäude gibt wo heute und auch zukünftig Lebensmittelketten angesiedelt oder angesiedelt werden können. Die Innenstädte, auch in Sundern, bestehen aus einem sehr hohen Anteil von Einzelhändlern die nicht Lebensmittel Waren (non Food) anbieten.
Meine Überzeugung ist, das die Stadt Sundern kein neues großes Gebäude benötigt was von Investoren getrieben wird. Das bedeutet, dass die Mieten steigen werden und nur noch große Einheiten sich wirtschaftlich halten können. Kleinere Einzelhändler mit individuellen Angeboten können das an so einem Standort nicht.
Wir in Sundern benötigt ein durchdachtes Konzept mit einer Vision sowie kreative und innovative Einzelhändler die individuelle Produkte und Dienstleistungen anbieten. Vollsortimente haben wir in Sundern und unsere Lebensmittel können wir schon bei diesen Anbietern kaufen.