Hüsten. Der Bezirksausschuss Hüsten ist kurz vor der letzten Ratssitzung des Jahres noch zu einer Sondersitzung zusammen gekommen, um gemeinsam mit dem Planungsausschuss „die Erarbeitung eines integrierten Handlungskonzepts für das Stadtumbaugebiet Hüsten“ zu beschließen. Grund für die Eile war, bereits im nächsten Jahr mit kräftiger finanzieller Unterstützung aus Düsseldorf stadt- und kreiseigene Schulgebäude am Berliner Platz energetisch sanieren zu können. Doch es geht um mehr als um die Erschließung von Fördertöpfen für neue Fenster und Heizungen. In einem fünf- bis siebenjährigen Prozess bietet sich die Chance, das Gesicht von Hüsten weiter nachhaltig zu verändern. Vor allem im Bereich Bahnhof und Schulzentrum Berliner Platz ist da schon einiges vorbereitet worden, aber auch in der Hüstener City könnten weitere Entwicklungen angestoßen werden – wenn Geld da ist.
Vier Stadtumbaugebiete im Stadtgebiet
Stadtplaner Thomas Vielhaber ging in seinen Erläuterungen zunächst zurück bis in die Mitte des letzten Jahrzehnts. Damals hatte die Stadtverwaltung insgesamt rund 40 Quartiere im Stadtgebiet auf städtebauliche Defizite untersucht und am Ende vier große Stadtumbaugebiete nach Düsseldorf gemeldet. Das Ministerium hatte damals gesagt, Arnsberg solle erstmal langsam anfangen mit zwei Gebieten. Das Kaiserhaus im Gebiet Neheim-Nord und das Bürgerzentrum im Arnsberger Bahnhof sind herausragende Projekte, die in diesen Gebieten inzwischen verwirklicht worden sind. Nach der Arnsberger Altstadt mit der Museumserweiterung vor wenigen Monaten wird mit Hüsten jetzt auch das vierte Gebiet auf den Weg gebracht.
Umbau und Tunnel am Bahnhof Neheim-Hüsten erst ab 2016
In Hüsten habe sich in den letzten Jahren viel getan, so Vielhaber. Mit dem Umbau der Heinrich-Lübke-Straße und den Kreisverkehren, der Ansiedlung von Lidl und Kress, dem Solepark und der Ruhrrenaturierung sei die Situation heute eine ganz andere als noch 2007, trotz allem gebe es allerdings noch viele Aufgaben zu erledigen. Vielhaber lenkte den Blick der Politiker zunächst auf den Bereich Bahnhof und Schulzentrum Berliner Platz und hatte dabei zunächst eine wenig erfreuliche Nachricht. Der von der Deutschen Bahn mit einem Baubeginn noch im Dezember diesen Jahres angekündigte Umbau des Bahnhofs Neheim-Hüsten werde sich nach aktuellen Informationen auf 2016 verschieben. „Dafür läuft es wenigstens am Bahnhof in Alt-Arnsberg gut“, tröstete Vielhaber sich und die Politiker.
Pendlerparkplatz mit bis zu 200 Plätzen
Weil mit dem Bahnhofsumbau auch ein Fußgängertunnel gebaut werde und ein Park & Ride-Parkplatz entstehe, und weil auch Autofahrer über die Eingangssituation zum Schulzentrum klagen, bestehe hier ohnehin Handlungsbedarf, die großen Fußgängerströme neu zu ordnen. Zunächst einmal hat ein Gutachten bei einer Fahrgastbefragung den Bedarf von zusätzlich 120 zu den bereits bestehenden 60 Pendlerparkplätzen ergeben. Insgesamt, so Vielhaber, werde der Pendlerparkplatz deshalb 180 bis 200 Plätze haben. Aus dem Bahnhofstunnel und über diesen Parkplatz würden künftig busladungsweise Schüler ankommen, in Schüben von bis zu 50 Personen auf einmal. Die könne und wolle man nicht durch Zäune auffangen und die müsse man sicher über die viel befahrene Kleinbahnstraße führen. Der Gutachter schlage hier als beste Variante – bei einer insgesamt schlechten Verkehrssituation – eine Bedarfsampel vor. Als Verbesserung für die „disfunktionale Situation“ an der Einfahrt zum Berliner Platz, wo sich die Autos auf dem Weg zum Parkplatz mit den Fußgängern aus dem Tunnel an der Schranke treffen, wird eine Verlängerung des Fußgängertunnels mit einer kleinen Brücke für die Autos vorgeschlagen.
Baumbach könnte wieder quer durch Schul-Campus fließen
Neben den verkehrlichen Überlegungen hat ein Planungsbüro inzwischen auch Vorschläge gemacht, den in den 1960-er Jahren geplanten Schulcampus am Berliner Platz insgesamt zeitgemäßer zu gestalten. Die Planer seien, so Vielhaber, von der Waldlage dieses Areals begeistert gewesen und wollten diese noch mehr herausarbeiten. So würden sie gerne den Baumbach, der damals kanalisiert wurde und wie eine Grenze hinter den Gebäuden am Waldrand fließt, wieder erlebbar machen und mitten durch das Gelände führen. Die derzeitige Bachtrasse könnte als Fuß- und Radweg wichtige Verbindungsfunktionen übernehmen. das Parken sollte neu geordnet werden und dabei nicht unbedingt die wertvollsten Flächen beanspruchen, die stattdessen für Spiel,Sport und Aufenthalt genutzt werden könnten. Es gebe eine Menge gute Ideen, die mit den Schulen schon vorgedacht worden seien, so Vielhaber. Ein Problem werde letztlich die Finanzierung sein, den auch bei hoher Förderung aus Düsseldorf müsse die Stadt ihren Eigenanteil aufbringen.
Zukunft der Petri-Schule und Fassaden im KIQ-Quartier
Zum Stadtumbaugebiet Hüsten gehören aber auch die Bahnhofstraße mit den angrenzenden Gewerbeflächen und die Hüstener Innenstadt. Hier ist das Gebiet sogar noch vergrößert worden. Die komplette Fläche des KIQ-Projekts wurde ebenso aufgenommen wie die Fläche des Karolinenhospitals. Auf Nachfrage aus dem Bezirksausschuss erläuterte Vielhaber, dass auch eine Förderung des im KIQ-Projekt diskutierten Fassadenprogramms aus Städtebaumitteln möglich würde. Auch die Frage, wie man künftig mit dem Schulstandort Petri-Schule umgehe, könne im Rahmen des integrierten Handlungskonzepts erörtert werden. Da gebe es, so der Planer, viele Denkrichtungen – von weiterer schulischer Nutzung über Wohnbebauung bis zu Erweiterungsflächen für das Klinikum – und derzeit seien alle Richtungen noch offen. Vielhaber präsentierte auch eine Karte, die zeigt, wo in Hüsten in den letzten Jahren Investitionen der öffentlichen Hand auch private Investitionen gefolgt sind. Das sehe man im Ministerium gerne, denn auch da wolle niemand Geld zum Fenster raus schmeißen, erläuterte er den Politikern. Insgesamt, so Vielhaber, gebe es in den nächsten Monaten noch viel aufzuarbeiten. Er sagte zu, die Ausschüsse laufend über die Entwicklungen zu informieren.
„Aufbruch bereits vor fünf, sechs Jahren erfolgt“
Als der Ausschussvorsitzende Werner Frin (SPD) den Punkt schon abschließen wollte, „weil alle von der Fülle der Information erschlagen sind“, sorgte sein Parteifreund Bernd Wuschansky für ein lebhaftes Intermezzo. Er habe eigentlich ein wenig mehr darüber diskutieren wollen, wohin denn der Aufbruch Hüstens gehen solle, sagte der Voßwinkeler. „Sie sollten öfter mal nach Hüsten kommen, dann wüssten Sie, dass der Aufbruch Hüstens bereits vor fünf, sechs Jahren erfolgt ist,“ antwortete Dr. Gerd Webers (CDU). Beim Beschluss, das integrierte Handlungskonzept zu erarbeiten und das Gebiet zu erweitern, waren sich aber alle wieder einig.