Tempo 30 in Sundern sorgt für Diskussionen

Auch an der Sil­me­cke in Sun­dern wird der Ver­kehr seit Anfang die­ser Woche auf 30 km/h her­un­ter­ge­bremst (Foto: Blickpunkt)

Sun­dern. Seit Wochen­be­ginn gilt auf meh­re­ren Haupt­ver­kehrs­stra­ßen in Sun­dern Tem­po 30 – mit dem Zusatz „Lärm­schutz“. Die Stadt hat damit begon­nen, die im Lärm­ak­ti­ons­plan beschlos­se­nen Maß­nah­men umzu­set­zen, die auf Grund­la­ge euro­päi­scher Vor­ga­ben zur Lärm­min­de­rung alle fünf Jah­re über­prüft und fort­ge­schrie­ben wer­den müssen.

Zu den betrof­fe­nen Berei­chen gehö­ren: B 229 Hach­e­ner Stra­ße im Orts­teil Hach­en (zwi­schen Gleis­que­rung und Kreis­ver­kehr), die L 519 Haupt­stra­ße im Orts­teil Sun­dern (vom Sun­der­land Hotel bis zum Sport­platz), L 686 Sil­me­cke im Orts­teil Sun­dern (von der Haupt­stra­ße bis zum Orts­aus­gangs­schild), L 686 Seid­fel­der Stra­ße im Orts­teil Seid­feld (zwi­schen Haus­num­mer 6 und 11A), L 519 Ste­me­l­er Stra­ße im Orts­teil Ste­mel (von Alten­berg bis Zum Brei­ten Ohl).

Damit ist die Umset­zung in der Kern­stadt und meh­re­ren Orts­tei­len gestar­tet – zunächst durch das Auf­stel­len neu­er Schil­der mit Hin­weis auf den Lärmschutz.

Kritik aus der CDU-Fraktion

Die Maß­nah­me stößt aller­dings auf erheb­li­che Kri­tik. Sie­ben CDU-Rats­mit­glie­der aus der Kern­stadt sowie die Orts­vor­ste­her Georg Te Pass (Sun­dern), Wolf­gang Buch­he­is­ter (desi­gniert für Sun­dern) und André Kracht (desi­gniert für Ober­sun­dern) haben sich in einer gemein­sa­men Stel­lung­nah­me an die Ver­wal­tung gewandt. Sie leh­nen die pau­scha­le Her­ab­set­zung der Geschwin­dig­keit auf 30 km/h auf den Haupt­ver­kehrs­ach­sen ab und for­dern eine zeit­na­he Über­prü­fung der neu­en Regelungen.

„Auf Haupt­stra­ßen muss wei­ter­hin der Grund­satz gel­ten, dass 50 km/h die Regel­ge­schwin­dig­keit ist“, heißt es in der Erklä­rung. Tem­po 30 sei dort rich­tig, wo es um Schu­len, Kitas, Senio­ren­ein­rich­tun­gen oder bekann­te Unfall­schwer­punk­te gehe – nicht jedoch flä­chen­de­ckend und unab­hän­gig von Tages­zeit und Verkehrsdichte.

Als Bei­spiel nen­nen die Unter­zeich­ner die Senio­ren­ein­rich­tung an der Sett­me­cke, wo sie seit Jah­ren eine Geschwin­dig­keits­re­du­zie­rung for­dern. Für den Bereich Sil­me­cke hat­te die CDU-Frak­ti­on bereits eine Absen­kung von 70 auf 50 km/h vor dem Orts­ein­gang ange­regt, da der Abschnitt bereits zur Wohn­be­bau­ung gehört und regel­mä­ßig von Schul­kin­dern über­quert wird. Statt­des­sen sei nun eine Tem­po-30-Rege­lung im Ort umge­setzt wor­den – „eine Maß­nah­me, die von uns nie aktiv gefor­dert wurde“.

Als Kom­pro­miss schla­gen die Rats­mit­glie­der eine zeit­lich begrenz­te Geschwin­dig­keits­re­du­zie­rung im Bereich von Grund­schu­le und Kita zu den Bring­zei­ten (7:30 bis 8:00 Uhr) vor.

Forderung nach Evaluation und Bürgerbeteiligung

Die CDU-Ver­tre­ter for­dern die Stadt­ver­wal­tung auf, die neu­en Tem­po-30-Rege­lun­gen zügig zu eva­lu­ie­ren. Bür­ge­rin­nen und Bür­ger, die mit den Maß­nah­men nicht ein­ver­stan­den sind, soll­ten dies deut­lich äußern, damit ihre Rück­mel­dun­gen in eine Neu­be­wer­tung ein­flie­ßen kön­nen. Ent­schei­dun­gen müss­ten trans­pa­rent und nach­voll­zieh­bar getrof­fen wer­den – „im Sin­ne der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger, die unmit­tel­bar betrof­fen sind“.

Kontroverse Reaktionen in den sozialen Medien

Auch in den sozia­len Netz­wer­ken wird hef­tig dis­ku­tiert. Vie­le Bür­ge­rin­nen und Bür­ger äußern Unver­ständ­nis über die Maß­nah­me, ande­re ver­tei­di­gen sie als Bei­trag zu mehr Ruhe und Sicher­heit. Wäh­rend eini­ge von län­ge­ren Fahr­zei­ten und sto­cken­dem Ver­kehr berich­ten, plä­die­ren ande­re für geziel­te­re Lösun­gen – etwa zeit­lich begrenz­te Tem­po­li­mits, Blit­zer-Ampeln oder Lärmblitzer.

Einig­keit herrscht dar­in, dass die Ver­kehrs­si­tua­ti­on in Sun­dern und den Orts­tei­len kom­plex bleibt – und die Dis­kus­si­on über Tem­po 30 die Stadt­po­li­tik wohl noch län­ger beschäf­ti­gen wird.

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4 Antworten

  1. Für die Lärm­be­läs­ti­gung ist nicht die Geschwin­dig­keit, son­dern die Dreh­zahl des Motors aus­schlag­ge­bend, das hängt von der Über­set­zung des Getrie­bes ab. Bei 30 km/h bin ich in einem klei­ne­ren Gang mit höhe­rer Dreh­zahl unter­wegs. Mein Wagen fährt also bei 50 km/h lei­ser als bei 30 km/h. Bei 30 km/h brau­che ich auch län­ger für die Stre­cke, weil ich län­ger fah­re, beläs­ti­ge also län­ger. Brau­che natür­lich auch mehr Sprit. Wuss­te nicht das die SPD und die Grü­nen so Umwelt­feind­lich sind. Die Grün­de sind wohl eher eine Autof­eind­li­che Ideologie.

  2. Lie­ber Herr Jos­wi­ak, die­se Aus­sa­ge ist schlicht­weg falsch! Nahe­zu alle Stu­di­en und Berech­nun­gen sagen näm­lich genau etwas ande­res! Zudem kann man ihre Aus­sa­ge mit der Dreh­zahl nicht pau­scha­li­sie­ren. Dies hängt defi­ni­tiv vom Auto ab, denn bei jedem Auto sind die Dreh­zahl­be­rei­che bei ver­schie­de­nen Geschwin­dig­kei­ten unter­schied­lich! Bei E‑Autos oder LKW‚s sieht es noch­mal anders aus!

    Laut Berech­nun­gen sieht es näm­lich fol­gen­der­ma­ßen aus:
    – Reduk­ti­on der Laut­stär­ke um 2–3 dB (gefühlt halb so laut).
    – Reduk­ti­on Anhal­te­weg von 27,7 auf 13,3m
    – Bes­se­rer Ver­kehrs­fluss dadurch weni­ger Bremsen/Beschleunigen
    – weni­ger töd­li­che Unfäl­le (Risi­ko­mi­ni­mie­rung um 75%)

    Ein­zi­ger Nach­teil: Man braucht nun 1–2 Minu­ten län­ger durch Sundern. 

    Ich freue mich auf jeden Fall für alle Anwoh­ner und jedes Kind was dort sei­nen Schul­weg hat und nicht vom Eltern­ta­xi vor die Schu­le gefah­ren wird und bin ger­ne dafür bereit etwas lang­sa­mer zu fahren!

    1. Die Berech­nun­gen des Herrn Nol­te könn­ten unter ande­ren Vor­zei­chen auch von der AfD kom­men, denn Sie sind doch sehr popu­lis­tisch-ver­ein­fa­chend dar­ge­stellt und in gro­ßen Tei­len falsch:

      - Eine Laut­stär­ke­re­duk­ti­on um 3 dB hal­biert die akus­ti­sche Leis­tung des Signals. Das bedeu­tet, die Schall­ener­gie wird auf die Hälf­te redu­ziert. Sub­jek­tiv wird die Laut­stär­ke dadurch jedoch nicht sofort als halb so laut emp­fun­den; eine Reduk­ti­on um 10 dB wird nor­ma­ler­wei­se als etwa halb so laut wahr­ge­nom­men, um den vol­len Effekt der Hör­wahr­neh­mung zu erzie­len. Eine Reduk­ti­on um 10 db wird jedoch durch die­se Maß­nah­me nicht erreicht.
      – Der Brems­weg bei einer Geschwin­dig­keit von 50 km/h wird wie folgt berechnet:
      Die Geschwin­dig­keit wird durch 10 geteilt und das Ergeb­nis mit sich selbst mul­ti­pli­ziert. Das ergibt einen Brems­weg von 25 m.
      Der Brems­weg bei einer Geschwin­dig­keit von 30 km/h wird mit der glei­chen For­mel berech­net, ergibt einen Brems­weg von 9 m. Der Brems­weg wür­de bei Tem­po 30 dem­nach sogar noch mehr reduziert.
      – Der Ver­kehrs­fluss in Durch­gangs­stra­ßen hängt immer von der ört­li­chen Situa­ti­on ab und wird in der Regel vom Ver­kehrs­auf­kom­men, von Ein­mün­dun­gen, Ampel­steue­run­gen, Kreis­ver­keh­ren und Zebra­strei­fen beein­flusst, nicht vor­ran­gig davon, ob 50 Km/h oder 30 Km/h gefah­ren werden.
      An Durch­gangs­stra­ßen ist die Lärm­be­las­tung wäh­ren der Zei­ten mit hohem Ver­kehrs­auf­kom­men natur­ge­mäß hoch. Da Tem­po 30 jedoch auch außer­halb der Zei­ten mit hohem Auf­kom­men gilt, ist jetzt auch zu ruhi­ge­ren Zei­ten die Lärm­be­las­tung hoch. Denn, wie Herr Nol­te rich­tig fest­stellt, ver­wei­len die Kfz ja jetzt län­ger in Sundern.
      Das eigent­li­che Pro­blem, und Herr Nol­te spricht es ja selbst an, ist der unnö­ti­ge Stra­ßen­ver­kehr durch z.B. „Eltern­ta­xis“ oder Men­schen, die 500 m zur nächs­ten Bäcke­rei mit dem Auto zurücklegen. 

      Tem­po 30 in D u r c h g a n g s s t r a ß e n ist eine kol­lek­ti­ve Maß­re­ge­lung, aber kein Lärmschutz.

  3. Und, lie­ber Herr Jos­wi­ak: Wie­so SPD und Grü­nen Bas­hing? Man kann ja zu Tem­po 30 ste­hen wie man möch­te, aber der Rat hat fast ein­stim­mig den Lärm­ak­ti­ons­plan und damit Tem­po 30 in den defi­nier­ten Bereichn beschlossen.Also auch die CDU! Wit­zig ist nur, dass die CDU davon jetzt offen­sicht­lich nichts mehr wis­sen will – man könn­te es auch unan­stän­dig nennen.

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