
Sundern. Warum schmecken eigentlich alle Äpfel im Supermarkt gleich – und warum unterscheiden sich Sorten aus alten Streuobstbeständen so deutlich im Aroma? Dieser Frage widmete sich das jüngste „Beetgeflüster“ am 1. Oktober, der Gartenstammtisch in Sunderns Wohnzimmer. Zu Gast war Pomologe Jörg Langanki, der mit Fachwissen, humorvollen Anekdoten und einer Apfelverkostung die Gäste in seinen Bann zog.
Vielfalt statt Einheitsgeschmack
Langanki machte gleich zu Beginn deutlich, dass die vermeintliche Einheit der Supermarktäpfel ein Resultat weniger hochgezüchteter Sorten ist. „Im Supermarkt landen meist nur einige wenige Äpfel, die gut zu lagern und maschinell zu verarbeiten sind. Das führt leider dazu, dass sie oft ähnlich schmecken“, erklärte der Pomologe. Dabei gebe es über 3.000 Apfelsorten allein in Deutschland – viele mit einzigartigem Aroma und Geschichte.
Allergien und geeignete Sorten
Ein Schwerpunkt des Abends waren verträgliche Sorten für Allergiker. Bekannte Handelsäpfel wie Cox Orange oder Golden Delicious gelten als stark allergen. Bessere Verträglichkeit bieten Sorten wie Wellant oder der historische Prinz Albrecht von Preußen. Auch die robuste Sorte Discovery und der regionale Klassiker Holsteiner Cox wurden besprochen. Langanki verwies zudem auf die Liste des Pomologenbundes Lemgo, die Apfelsorten nach Allergieverträglichkeit aufschlüsselt.
Tipps für den heimischen Obstbau
Neben Sortenkunde gab Langanki auch praktische Tipps für Obstbaum-Besitzer. So empfiehlt er, ab Ende Mai Wellpappe um die Stämme zu legen und alle sechs Wochen zu erneuern, um Apfelwickler ohne Chemie zu bekämpfen. Auch die Standortwahl ist entscheidend: Während Luxemburger Triumph gut im Sauerland gedeiht, bevorzugt Brettacher wärmere Lagen.
Bestimmungskunst und Verkostung
Besondere Aufmerksamkeit erhielt die Apfelbestimmung, die sich unter anderem am Kernhaus erkennen lässt. Als Langanki die Früchte aufschlitzte, herrschte fast andächtige Stille. „Jeder Apfel erzählt seine eigene Geschichte, und das sieht man schon im Kernhaus“, erklärte er. Anschließend folgte die Verkostung: Probiert wurden unter anderem Prinz Albrecht von Preußen, Finkenwerder Prinzenapfel, Luxemburger Triumph, Goldrenette von Blenheim, Harberts Renette und Grahams Jubiläum. Auch optische Besonderheiten wie der durchgängig rote Rote Mond oder Bayamaresa begeisterten die Gäste.
Aufgepasst beim Baumerwerb
Langanki wies darauf hin, dass nicht jeder Apfelbaum im Handel hält, was auf dem Etikett steht. Gerade bei alten oder seltenen Sorten sei sorgfältige Recherche wichtig. Hilfreich sei unter anderem das Internetangebot des Bergischen Streuobstvereins mit detaillierten Sortenbeschreibungen.
Fazit
Das Beetgeflüster machte deutlich: Äpfel sind weit mehr als Supermarktware. Vielfalt, Geschmack und Geschichte machen sie zu einem Erlebnis für Garten und Gaumen – und wecken Lust, auch im eigenen Garten neue Sorten zu entdecken.
(Quelle: Sunderns Wohnzimmer)









