Ausstellung im Sunderner Rathaus erinnert an Kampf um die Republik

Sun­dern. Die Wan­der­aus­stel­lung „Für eine star­ke Repu­blik! Reichs­ban­ner Schwarz-Rot-Gold 1924–1933“ erin­nert jetzt im Rat­haus Sun­dern an den Kampf um die Repu­blik. Die Aus­stel­lung macht den Auf­takt zur Ver­an­stal­tungs­rei­he „80. Jah­res­tag der Reichs­po­grom­nacht“ in Sun­dern. Im Bei­sein von zahl­rei­chen Besu­chern wur­de die Aus­stel­lung der Gedenk­stät­te Deut­scher Wider­stand, die auf Initia­ti­ve des Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Dirk Wie­se und des Sun­derner Bür­ger­meis­ters Ralph Bro­del bis zum 7. Dezem­ber zu besich­ti­gen ist, eröffnet.

Demonstrativer Schulterschluss der Demokraten

Das Reichs­ban­ner Schwarz-Rot-Gold wur­de am 22. Febru­ar 1924 in Mag­de­burg als über­par­tei­li­ches Bünd­nis von SPD, der libe­ra­len Deut­schen Demo­kra­ti­schen Par­tei und der katho­li­schen Zen­trums­par­tei gegrün­det. Mit die­sem demons­tra­ti­ven Schul­ter­schluss reagier­ten die Demo­kra­ten auf die zahl­rei­chen Mor­de sowie die links- und rechts­extre­mis­ti­schen Putsch­ver­su­che in den Anfangs­jah­ren der Wei­ma­rer Repu­blik. Die meis­ten Mit­glie­der waren und sind damals jedoch Sozi­al­de­mo­kra­ten. Schnell ent­wi­ckel­te sich das Reichs­ban­ner zu einer Mas­sen­or­ga­ni­sa­ti­on mit mehr als drei Mil­lio­nen Mit­glie­dern, die sich für einen Erhalt der Repu­blik und für die Ach­tung der Ver­fas­sung einsetzten.

Brodel sieht Parallelen von damals und heute

In sei­ner Begrü­ßung hob Bür­ger­meis­ter Ralph Bro­del den über­par­tei­li­chen Ansatz des Reichs­ban­ners her­vor. Bro­del beton­te dar­über hin­aus, dass die Geschich­te des Reichs­ban­ners für die aktu­el­le Zeit Erin­ne­rung und Mah­nung für die Zukunft sein müs­se. „Ich sehe heu­te“, so Ralph Bro­del, „ein­deu­ti­ge Par­al­le­len zu den dama­li­gen Tagen und Ereig­nis­sen mit dem geis­ter­haf­ten Auf­stieg der Rechts­po­pu­lis­ten. Damals wie heu­te sind Aus­gren­zung, Hass und die Ableh­nung der Demo­kra­tie Inhalt und Ziel der Popu­lis­ten, mit denen sie, wie Rat­ten­fän­ger, ver­füh­ren und sehen­den Auges ihre Anhän­ger in den Abgrund leiteten“.
Auch Dirk Wie­se erin­ner­te in sei­nem Gruß­wort zur Aus­stel­lungs­er­öff­nung dar­an, dass gera­de heu­te, ange­sichts von Popu­lis­mus und Demo­kra­tie­feind­lich­keit, die vie­len enga­gier­ten Demo­kra­ten des Reichs­ban­ners ein gutes Vor­bild für die Gegen­wart sind. „Auch heu­te“, so Dirk Wie­se, „brau­chen wir enga­gier­te Bür­ger, die aus Über­zeu­gung an der Demo­kra­tie fest­hal­ten und die bereit sind, auf­zu­ste­hen und kla­re Kan­te zei­gen, wenn Extre­me sich zu Wort melden“.

Reichsbanner auch im Sauerland aktiv

Der Arns­ber­ger Jens Hahn­wald, der vie­le Jah­re die Geschich­te des Reichs­ban­ners im Sau­er­land erforscht hat, erläu­ter­te in sei­nem Vor­trag die Ent­wick­lung des Reichs­ban­ners in Arns­berg, Neheim, Sun­dern und im Sau­er­land. Er erin­ner­te dar­an, dass sich bereits 1924 Orts­grup­pen des Reichs­ban­ners in Arns­berg, Neheim, Frei­en­ohl und ande­ren Orten des Sau­er­lan­des bil­de­ten. Neben sozi­al­de­mo­kra­tisch ori­en­tier­ten Ver­tre­tern orga­ni­sier­ten sich im Reichs­ban­ner auch Poli­ti­ker aus dem Zen­trum und der DDP im gemein­sa­men Kampf zur Erhal­tung von Demo­kra­tie und Repu­blik. Bereits die Grün­dungs­ver­an­stal­tung in Arns­berg, so Jens Hahn­wald, wur­de mas­siv durch Anhän­ger der Natio­nal­so­zia­lis­ten gestört. Es kam zu gewalt­tä­ti­gen Aus­ein­an­der­set­zun­gen. Ein Jahr spä­ter, 1925, kamen meh­re­re tau­send Teil­neh­mer zur Fah­nen­wei­he des Reichs­ban­ners und demons­trier­ten ein­drucks­voll für die Demo­kra­tie und die Republik.

Veranstaltung auch in Hachen

Akti­vi­tä­ten des Reichs­ban­ners auf dem Gebiet der heu­ti­gen Stadt Sun­dern sind nur ver­ein­zelt bekannt. So berich­te­te das Cen­tral­volks­blatt Ende der 1920er Jah­re von einer Reichs­ban­ner­ver­an­stal­tung zum The­ma „Kampf um den sozia­len Volks­staat“ in Hach­en. Der dama­li­ge Bericht­erstat­ter unter­stell­te die Erfolg­lo­sig­keit der Ver­samm­lung, indem er schrieb, dass über­wie­gend Aus­wär­ti­ge dar­an teil­ge­nom­men hät­ten. Das Reichs­ban­ner ent­geg­ne­te, dass es sich um eine gut besuch­te Grün­dungs­ver­samm­lung der Orts­grup­pe gehan­delt hät­te, an der neben eini­gen Reichs­ban­ner­ka­me­ra­den aus Hüs­ten und Neheim nur Hach­e­ner Bür­ger teil­ge­nom­men hät­ten. Nach der Macht­er­grei­fung der Natio­nal­so­zia­lis­ten 1933 wur­de das Reichs­ban­ner ver­bo­ten. Sei­ne Mit­glie­der wur­den ver­folgt, muss­ten ins Exil gehen oder wur­den Teil des deut­schen Widerstandes.

  • Die Aus­stel­lung ist mon­tags, diens­tags und frei­tags von 8 bis 16 Uhr, mitt­wochs von 8 bis 12.30 Uhr und don­ners­tags von 8 bis 17 Uhr im Foy­er des Rat­hau­ses zu sehen.

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