Arnsberg/Sundern/HSK. „Die Entwicklung ist eigentlich erfreulich, es ist relativ wenig passiert,“ kommentiert Kriminaloberrat Jürgen Baum die Kriminalstatistik des Hochsauerlandkreises für 2014, die im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang der angezeigten Straftaten um 99 auf 13.212 aufweist. Der Chef von 70 Kriminalbeamten im Kreisgebiet macht aber auch keinen Hehl daraus, dass ihn insbesondere die Entwicklung bei Wohnungseinbrüchen und Raubüberfällen Sorge bereitet.
„Eine der sichersten Regionen im ganzen Land“
„Die Region, in der wir leben, ist nach wie vor mit die sicherste in Nordrhein-Westfalen,“ sagte Baum. „Und sie ist umso sicherer, je weiter entfernt man von der Autobahn oder Bundesstraße wohnt.“ Das verdeutlicht der Blick auf die Kriminalitätshäufigkeitszahl – einen statistischen Wert, der Straftaten pro 100.000 Einwohner angibt. Dieser Wert liegt im NRW-Landesdurchschnitt bei 8543, im HSK aber nur bei 5043. In Arnsberg ist der Wert unter allen HSK-Kommunen mit 6777 am höchsten, Sundern liegt mit 3547 im unteren Mittelfeld, Hallenberg ist mit 2055 Kriminalitätsschlusslicht.
Über 100 Wohnungseinbrüche mehr als 2010
„Diese Zahl gefällt mir überhaupt nicht,“ sagt Baum zu kreisweit 345 Wohnungseinbrüchen, 34 mehr als vor einem Jahr. Vergleichsweise seien das zwar wenig, denn nur zwei Kreispolizeibehörden im Land hätten weniger und Köln erreiche eine solche Zahl fast schon an einem Wochenende, doch er hätte gerne wieder den Stand von 2010, als es gut 100 Wohnungseinbrüche weniger waren. Etwa 90 Prozent dieser Taten würden entlang der Hauptverkehrsachse ausgeführt, so Baum, und überwiegend seien überörtlich organisierte Tätergruppen aktiv, auch wenn es noch einige Täter aus der Region gebe.
„Gegen die Entwicklung stemmen“
Mit einer Neuorganisation innerhalb seines Teams will sich Baum „gegen die Entwicklung stemmen“. Zum Jahresbeginn hat er eine achtköpfige „Einsatzgruppe Einbruch“ gebildet, in der Kripobeamte aus den drei Kommissariaten in Arnsberg, Brilon und Meschede zusammengefasst wurden. „Eine Mischung von alten erfahrenen und jungen hungrigen Kollegen, denen sich Freiräume öffnen und von denen wir bald gute Nachrichten hören werden,“ ist sich Baum sicher.
Metalldiebstähle fast halbiert
Neben den Wohnungseinbrüchen sind auch die Zahlen für Gaststätten‑, Büro- und Kellereinbrüche gestiegen, doch insgesamt gab es mit 948 Einbruchsdiebstählen 49 weniger als im Jahr zuvor. Ein Rückgang, der vor allem darauf zurückzuführen ist, dass sich nach einem wirkungsvollen Schlag gegen organisierte Metalldiebe die Zahl der Firmen- und Lagereinbrüche von 192 auf 101 fast halbiert hat. Baum erinnerte an die Erfolge einer überregional tätigen Einsatzgruppe, deren Ermittlungen 2013 zur zur Festnahme und auch Inhaftierung von 66 Tätern geführt hatte. So meldete das zuvor besonders betroffene Sundern 2019 nur noch neun Metalldiebstähle.
Arnsberger Supermarkträubern schon zehn Taten nachgewiesen
Gerne berichtete Baum auch von dem jüngsten Erfolg, bei dem vier junge Arnsberger als Supermarkträuber dingfest gemacht worden seien. „Zusammen mit Kollegen aus Niedersachsen, Hessen und Nordrhein-Westfalen haben wir die Ärmel aufgekrempelt und wie alten Zeiten kriminalistische Arbeit gemacht,“ sagte Baum. Das Quartett sei schließlich vor gut zwei Wochen auf dem Weg zu einem neuen Überfall auf einem Autobahnrastplatz festgenommen worden. Inzwischen seien den jungen Arnsbergern, die vorher noch nicht auffällig geworden seien, zehn Überfälle nachgewiesen, darunter auch der auf den Lidl-Markt in Oeventrop.
Handtaschenräuber wird noch gesucht
Insgesamt macht Baum die Entwicklung bei Raubdelikten Sorge, insbesondere beim Straßenraub. Die Fallzahl insgesamt stieg von 89 auf 101, beim Straßenraub von 33 auf 49. Diese Taten seien ausgesprochen schwierig aufzuklären, da es meist keine objektiven Spuren gebe und auch die Zeugenaussagen, falls es welche gibt, häufig widersprüchlich seien. Hier sei oft Glück oder Zufall nötig, um die Täter zu fassen. Gerne fassen würde Baum auch den Handtaschenräuber, der in Arnsberg schon mehrfach vom Fahrrad aus zugeschlagen hat. Aber möglicherweise habe der sich inzwischen in eine andere Gegend abgesetzt.