Arnsberg. „Derzeit verändert sich das Bild jeden Tag und in zwei Wochen sieht alles ganz anders aus,“ sagt Andreas Bohland, zuständiger Bauleiter von den Stadtwerken, zu den Teilnehmern der Baustellenführung, die sich mit Warnweste ausgestattet im Slalom über den Brückenplatz führen lassen. „Hier,“ so zeigt Bohland in eine tiefe Schotterfurche, „will ich spätestens Ende nächster Woche Schwarz drin sehen.“ Sprich, dann soll die künftige Fahrbahn in Richtung Rumbecker Straße asphaltiert sein. Eine wichtige Etappe, denn in der Woche drauf könnte dann der Einbahnverkehr durch die Baustelle auf dem Brückenplatz auf die andere Seite wechseln, so dass vor Handwerkskammer und Landgericht mit dem Buddeln begonnen werden kann.
Brückenplatz wird viel urbaner
Dr. Brigitta Plass, als Stadtplanerin verantwortlich für die Umgestaltung von Brückenplatz und Ruhrstraße, präsentiert derweil eine übergroße Kopie einer Postkarte aus den 1950-er Jahren, die den Brückenplatz noch als baumbestandenen Fußgängerboulevard zeigt, bevor er in den 1970-er Jahren im Sinne des damaligen Zeitgeists autogerecht umgebaut wurde. Die Qualitäten von damals sollen zurückgewonnen werden, sagt die Planerin, und freut sich, dass immer deutlcher wird, wie das gelingt, und dass das Café bereits den ersten Tisch hinaus aufs neue Pflaster gestellt hat. „Die Straße bekommt einen ganz anderen Charakter, viel urbaner,“ beschreibt Liberto Balaguer die Veränderung, der fleißig für die Kampagne „Hier tut sich was!“ fotografiert. Tatsächlich ist der Zugewinn an Fußgängerflächen beeindruckend. Bei einer Breite von Teils über 20 Metern werden nur 8,50 Meter für die beiden verbleibenden Fahrspuren benötigt.
Deutlich auszumachen sind auch schon die Mittelinseln im Bereich der künftigen Bushaltestellen. Die früheren Busbuchten sind Vergangenheit, die Busse werden künftig auf der Straße halten und können dabei nicht überholt werden. Das könne beim Fahrgastwechsel schon mal eine Minute dauern, aber an einer Ampel stehe der Autofahrer ja auch bis zu 90 Sekunden, sagt die Planerin. Damit auch zwei Gelenkbusse hintereinander halten und ihre Fahrgäste ein- und aussteigen lassen können, muss der Haltestellenbereich über 36 Meter lang sein. Schließlich werde das eine der wichtigsten Bushaltestellen im Stadtgebiet sein, sagte Dr. Brigitta Plass.
Auch auf dem Europaplatz soll sich etwas tun
Wichtig ist auch der Bereich zwischen den beiden Bushaltestellen, wo der Brückenplatz den Europaplatz und die Jahnstraße kreuzt. Dieser Bereich wird durch eine weiße Betonfläche optisch hervorgehoben. In die Jahnstraße wird künftig die Einfahrt vom Brückenplatz wieder möglich. Und auf den Europaplatz führt die wichtige Fußgängerbeziehung zum Brückencenter. Die Planerin kündigte an, dass man sich derzeit auch Gedanken über die Gestaltung des Europaplatzes mache. Noch gebe es keine abschließenden Ergebnisse, doch Ziel sei es, die Laufverbindung in Richtung Brückencenter zu stärken, die derzeit durch Bäume und Brunnen gestört sei, und die Möglichkeiten der Außengastronomie zu verbessern. Eine klare Verbesserung ist auch die barrierefreie Gestaltung des Brückenplatzes. Dazu gehören abgesenkte Bordsteine für Rollstuhlfahrer ebenso wie taktile Streifen für Sehbehinderte, von denen allerdings einige falsch verlegt wurden und nachgebessert werden müssen. Voraussichtlich im November werden auf dem Brückenplatz auch Bäume in die vorbereiteten Pflanzbereiche gesetzt. „Ahorn, keine Spargel, sondern ordentliche Exemplare!“ antwortet die Planerin auf die Frage nach der Baumart.
Zufrieden präsentiert Andreas Bohland die neu gestaltete Bleiche. Der Fußweg am Ruhrufer musste unbedingt als Marschweg fürs Kreisschützenfest pünktlich fertig werden und der Straßenbauer bilanzierte, dass man am Ende sogar noch eine Woche Luft gehabt hätte. Der einladend breite asphaltierte Weg wird noch hinter dem letzten privaten Grundstück mit einem Poller abgetrennt, so dass Fußgänger und Radfahrer hier unter sich bleiben. Auf der anderen Seite der Brücke wird unterhalb der Handwerkskammer derzeit fleißig gebaggert. Hier soll die Situation für die Radfahrer wesentlich komfortabler werden – für den Ruhrtalradweg, der unter der Brücke hindurchführt, aber auch für den Radweg hinauf zur Straße (und in Richtung Altstadt), der seine enge Kurve verliert.
Klosterbrücke wird eine außergewöhnliche Brücke
Auf der Brücke ist die Baustelle bereits weit fortgeschritten. Derzeit wird auf der zweiten Fahrbahn die neue Kappe gebaut. „Danach kommt das Geländer, dann kommt Asphalt drauf und die Brücke ist fertig,“ sagt Bohland. Natürlich noch nicht ganz, denn die Feinheiten fehlen noch. Das Geländer bekomme noch einen Handlauf, erläutert Dr. Brigitta Plass auf der Seite, wo das Geländer bereits steht, und schwärmt von der Aussicht auf Altstadt, Museum, Fluss und Flüsterhäuschen, der künftig auch von beidseitig nutzbaren Bänken möglich sein wird. Mit den Bänken werden dann auch anstelle der Holzkästen fast fünf Meter hohe Lichtstelen montiert, die in der oberen Hälfte aus satiniertem Glas bestehen. Das werde schon eine außergewöhnliche Brücke, meinte die Planerin.
„Nicht viel mehr als Schotter„sei derzeit auf der Ruhrstraße zu sehen, meint Andreas Bohland. Hier ist der neue, ebenfalls deutlich verbreiterte Fußgängerbereich noch nicht so weit wie auf dem Brückenplatz. Das liege daran, das sich hier die Arbeiten an alten und neuen Leitungen noch stärker als auf dem Brückenplatz auf eine Straßenseite konzentrierten. Deshalb werde es hier, wenn der Autoverkehr voraussichtlich Anfang Oktober auf die andere Straßenseite wechsle, auch wesentlich schneller gehen mit der Neugestaltung der Oberfläche, weil die mühseligen Arbeiten in teils über fünf Metern Tiefe hier nicht anfallen. Mit einer kleinen Verzögerung muss der Straßenbauer derzeit in Tillmanns Gäßchen leben. Denn dort musste zunächst eine 10-KV-Station der RWE verlegt und neu angeschlossen werden. Insgesamt ist Bohland mit dem zeitlichen Ablauf der Arbeiten aber sehr zufrieden, auch wenn es im August ein wenig zu heftig geregnet habe. Wenn nicht gerade ein massiver Wintereinbruch komme, sei er nach wie vor zuversichtlich, den ersten Bauabschnitt nach Plan noch in diesem Jahr zu beenden. Im kommenden Jahr wird es dann weitergehen mit den beiden Kreiseln auf der Clemens-August-Straße. Die Aufträge seien schon vergeben, derzeit werde der Ablaufplan erarbeitet, sagte Bohland.
Nächster Baustellenspaziergang am 24. September
Wer neugierig ist und sich selbst aus erster Hand informieren möchte, was sich in Alt-Arnsberg alles tut und wie es weitergeht, kannauch in der kommenden Woche auf einem geführten Baustellenspaziergang seine Frage stellen. Die Führung ist kostenlos und finden statt am Mittwoch, 24. September um 15 Uhr. Der Treffpunkt ist im derzeitigen Baubüro Brückenplatz 19 (Ladenlokal neben der Eisdiele Venezia). Nach einer Einführung im Baubüro, werden Dr. Brigitta Plass, Fachdienstleiterin für Stadt- und Verkehrsplanung bei der Stadt Arnsberg, sowie Andreas Bohland, zuständiger Mann für Straßen- und Brückenbau bei den Stadtwerken Arnsberg, Fragen beantworten und anschließend durch die Großbaustelle führen. Anmeldungen nimmt der Verkehrsverein Arnsberg unter 02931 4055 entgegen.