Arnsberg. Neben einer Einschätzung zum Landesentwicklungsplan NRW und seiner Bedeutung für die Region, stand der Übergang der Arbeitsformen von der Industriearbeit zur Flexibilitäts-Welt im Mittelpunkt der diesjährigen Vortragsveranstaltung des Unternehmensverbandes Westfalen-Mitte. Unter dem Titel „Kreativer Kapitalismus – Arbeit und Bildung in der kommenden Talent-Ökonomie“ nahm der Zukunftsforscher Matthias Horx Bezug auf die aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten und entwickelte eine realistische Vision des Wandels in die Wissensgesellschaft.
Vortragsveranstaltung des Unternehmensverbandes
Zuvor stellte der Verbandsvorsitzende Egbert Neuhaus fest, dass auf der großen politischen Bühne Entscheidungen getroffen worden seien, die Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung in unserer Region haben werden. Exemplarisch nannte er die Einführung eines Mindestlohns und die Rente mit 63. Neuhaus befürchtet, dass die Bundesregierung mit einem undifferenzierten Mindestlohn die Tarifautonomie beschädigt und Chancen auf den Einstieg in Arbeit verbaut. Auch die Rückkehr zur Rente mit 63 Jahren sieht Neuhaus kritisch: „Trotz der Einschränkungen bei der Anrechnung der Zeiten in Arbeitslosigkeit wird diese Regelung in den kommenden Jahren zu deutlich mehr Frühverrentungen führen. Diese Entwicklung wird den Fachkräftemangel vor allem in den technischen und naturwissenschaftlichen Berufen zusätzlich verschärfen.“ Allerdings sieht er auch positives aus Berlin kommen und wertet die jüngste Europawahl als Beweis, dass Deutschland der Stabilitätsfaktor in Europa sei: „Darauf können wir ruhig auch ein bisschen stolz sein.“
Neuhaus hofft auf Nachbesserung beim Landesentwicklungsplan
Auf den Landesentwicklungsplan NRW, der vorsieht, dass Ortschaften mit weniger als 2000 Einwohnern nicht mehr gefördert werden, könne er allerdings nur mit Kopfschütteln reagieren. „Wenn keine neuen Wohn- und Gewerbegebiete mehr ausgewiesen werden, nimmt man kleineren Orten Möglichkeiten, sich weiter zu entwickeln. Allein im Hochsauerland sind davon 300 der insgesamt 328 Ortschaften betroffen. Und das im drittstärksten Wirtschaftsraum des Landes“, so Neuhaus. Er hoffe, dass ausgelöst durch den öffentlichen Druck durch den Protest der Landräte und einiger Kommunen in Düsseldorf ein Umdenken einsetze. Neuhaus: „Im Sinne der Region sollte hier dringend nachgebessert werden.“
Im Anschluss warf Matthias Horx die Fragen auf: Wie verändern sich Firmenstrukturen und Führungsstile in der Wissensökonomie? Welchem fundamentalen Wandel unterliegen Arbeitswelt, Bildungswesen und Management-Systeme im „Creative Age”? Horx: „Die Geschichte ist, wie Marx formuliert, eine Geschichte von Klassenkämpfen. Eine Klasse siegt über die andere, setzt dabei ihre Interessen und Werte durch und erzeugt neue, mächtige Produktionsweisen. Ist dieser Kampf heute zu einem endgültigen Ende gekommen? Oder kündigt sich eine neue Phase der sozio-ökonomischen Umwälzung an – angetrieben durch die „Kreative Klasse”, die Kern-Schicht der Wissensökonomie?“
Horx untersuchte die „kreative Drift” in Arbeitswelt, Bildungswesen, Betriebsorganisation und Management. Hierarchien würden zu Netzwerken, statt männlicher Monokultur gedeihe nun das Diversity-Prinzip. Biographien lösten sich von Arbeitsplätzen, Karrieren entkoppelten sich von „Posten” oder „Linien”. Startup-Kultur, Co-working, Open Source beeinflussten längst auch traditionelle Unternehmen.“
„Doch der kreative Mythos macht auch Angst. In der Freiheit der „Ich AG”, lauert die Gefahr der Selbstausbeutung. Im ständigen Umbau und Veränderungswahn lassen sich kaum noch langfristige, verlässliche Management-Strategien entwickeln. Um die Zukunft zu gestalten, müssen wir deshalb Kreativität neu definieren, neue „postheroische” Führungsformen entwickeln“, so Horx.
Zum Redner
- Matthias Horx gilt als einflussreichster Trend- und Zukunftsforscher im deutschsprachigen Raum. Nach einer Laufbahn als Journalist (bei der Hamburger ZEIT, MERIAN und TEMPO) gründete er zur Jahrtausendwende das „Zukunftsinstitut”, das heute zahlreiche Unternehmen und Institutionen berät. Seine Bücher wie z. B. „Anleitung zum Zukunftsoptimismus” oder „Das Buch des Wandels” wurden Bestseller. Seit 2007 lehrt er Prognostik und Früherkennung als Dozent an der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen.
- Matthias Horx‘ Ziel ist die Weiterentwicklung der „Futurologie” der 60er und 70er Jahre zu einer Consulting-Disziplin für Unternehmen, Gesellschaft und Politik. Seine methodische Arbeit kreist um die Entwicklung einer neuen Synthese-Prognostik – einer Verbindung von System- Sozial- Kognitions- und Evolutionswissenschaften
Eine Antwort
Der Weg in die Wissensgesellschaft lässt sich auch nicht mehr aufhalten. Die Unternehmen die fürhzeitig bestehende Strukturen in Frage stellen und Mut für neue Denkensweisen aber auch Umsetzungen beweisen, werden mittelfristig erfolgreich bleiben und können ihre Wettbewersbpositionen ausbauen. Das auch di Politik dies erkennen muss, um daran angepasst Rahemnbedingungen zu schaffen ist ein weiter anhaltendes Manko dieser großen Koalition.