Neheim. „Verdammte Hacke!“ Es wurde sogar laut geflucht im Neheimer Bezirksausschuss. So groß war die Verärgerung der Politiker, nicht im Bilde zu sein, wie es mit dem Stadtbüro weitergehen soll.
Man habe im Februar zwar zur Haushaltssicherung gemeinsam das neue Raumkonzept beschlossen, das auch eine Aufgabe des ehemaligen Amtsgerichts an der Schwester-Aicharda-Straße vorsieht, wo bislang das Stadtbüro Neheim untergebracht ist, aber man könne jetzt auf die vielen Fragen von Bürgern und die täglich neuen Gerüchte, was denn aus dem Stadtbüro werde, keine Antworten geben, war der Tenor der Volksvertreter. Werner Frin (SPD) forderte, keine Nebelbomben zu werfen, Ausschussvorsitzender Klaus Humpe (CDU) machte klar, dass es in einer solchen Frage, von der alle Neheimer „vehement betroffen“ seien, keine Entscheidung „ex cathedra“ geben dürfe, und CDU-Kollege Heinz Hesse kündigte unmissverständlich an, dass seine Fraktion „erheblichen Druck“ machen werde, wenn das Stadtbüro zur Langen Wende kommen solle. „Für uns wäre das nicht haltbar.“
Immerhin hat es auf eine schriftliche Anfrage der SPD vom 7. November gleich eine auf die Rückseite gedruckte Antwort der Stadtverwaltung gegeben, ein Novum, das er in 40 Jahren Politik noch nicht erlebt habe, so Werner Frin. Der „Sachstandsbericht“ gibt Erläuterungen zur schrittweisen Umsetzung des Raumkonzepts. Zunächst sei die Optimierung der Dienste des Jobcenters durch Kooperation mit der Agentur für Arbeit unter einem Dach im Gebäude Lange Wende 42 erfolgt. Als nächstes würden die Arbeitsplätze aus dem ehemaligen Amtshaus Hüsten in das Rathausgebäude verlagert. Das Amtshaus werde verkauft, um Betriebskosten zu sparen. Weiter werde ein Konzept „Stadtbüro – Bücherei“ erarbeitet. Ziel sei es, den Bürgerservice zu verbessern und die Bücherei zu stärken, insbesondere im Bereich der Digitalisierung und der Bürgerinformation nach Art der dänischen Demokratiezentren.
Die Verwaltung spricht auch eine mögliche „Zwischenlösung“ für den sogenannten Frontoffice-Bereich des Stadtbüros an, der z. B. im Gebäude Lange Wende 42 auf der Ausstellungsfläche untergebracht werden könnte. Falls dies erforderlich werde, werde der Bezirksausschuss Neheim vorher informiert.
Das alte Amtsgericht an der Schwester-Aicharda-Straße 12 will die Stadt mit Hilfe der Sparkasse Arnsberg-Sundern vermarkten, wozu derzeit die notwendigen Vorbereitungen laufen. Erklärtes Ziel ist es, einen Leerstand zu vermeiden. Wegen der Zentrumsnähe seien vielfältige Nutzungen möglich, wobei die Zukunft des Gebäudes selbst durch den Denkmalschutz gesichert ist. Die künftige Nutzung, der Denkmalschutz und die städtebauliche Situation sollen bei der Ausschreibung berücksichtigt werden. Mit einem Käufer sollen gegebenenfalls entsprechende vertragliche Regelungen vereinbart werden ebenso wie ein Vorkaufsrecht für die Stadt im Falle eines späteren Weiterverkaufs.
Für Klaus Humpe ist es schon mal bemerkenswert, dass die Stadt dieses Gebäude nicht mit einem Schlag aus der Hand geben will. Werner Frin fürchtet beim Konzept für Stadtbüro und Bücherei sichtbare Qualitätseinbußen für die Bürger. Wenn man das aus Spargründen mache, müsse man den Bügern reinen Wein einschenken. Jede Verlagerung sei eine Verschlechterung und eine Zwischenlösung mache es noch schlechter.