Neheim. Nachdem der Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese im letzten Jahr bereits zu einem Praktikum im Klinikum war, löste er jetzt sein zweites Versprechen ein und stellte sich einer Diskussionsrunde mit Pflegekräften aus der Praxis. Die Veranstaltung mit dem Titel „Pflege geht uns alle an“ wurde von 70 Teilnehmer*innen besucht, die dem Bundestagsabgeordneten ihre Erfahrungen aus der Praxis mitteilten, während Dirk Wiese nicht nur ein offenes Ohr für die Erfahrungsberichte hatte, sondern auch Rede und Antwort stand. „Kurz zusammen gefasst bleibt festzuhalten, dass in den gut zwei Stunden deutlich wurde, woran es seit Jahren zunehmend mangelt“, so Ulrich Mönke vom Verein Pflege in Bewegung e.V..
Es fehlt an Zeit und Personal
Es fehlt in der Kinder- und Krankenpflege, aber auch im Bereich der stationären und ambulanten Altenpflege, an ausreichend Zeit und Personal für eine würdevolle, aktivierende Pflege, Betreuung und auch die Praxisanleitung vom Pflegenachwuchs kommt definitiv zu kurz. Die anwesenden Auszubildenden beklagten, dass sie in den praktischen Einsätzen unter immer größerem Leistungsdruck stehen und zunehmend überfordert mit den an sie gestellten Ansprüchen sind. Dies zeigt sich vor allem dadurch, dass sie überwiegend als Arbeitskraft eingeplant werden und ihnen auch zunehmend Tätigkeiten zugemutet werden, die weit über ihren Wissensstand hinausgehen. Viele befürchten, dass ein „Nein“ letztlich Auswirkungen auf ihre Noten hat oder anderweitig Konsequenzen nach sich ziehen, so dass sie täglich in einem enormen Spannungsfeld zwischen Anspruch, Wissen und Gewissen stehen, der ihnen die mitgebrachte Freude, Motivation und Zuversicht auf eine lange Berufsausübung schon sehr früh nimmt.
Ökonomisierung das generelle Problem
Deutlich wurde auch, dass die Ökonomisierung des Gesundheitswesens das generelle Problem ist. Auch die Tarifsteigerungen müssten sich in den Budgets der Kostenträger widerspiegeln. Die Erfahrungsberichte wurden von den anwesenden Pflegefachkräften, einem verdi-Vertreter, aber auch vom anwesenden Vizepräsidenten des Fördervereins Pflegekammer Niedersachsen, Felix Berkemeyer, bestätigt. Zum Ende der Veranstaltung sagte Dirk Wiese zu, dass er die Eindrücke dieser Veranstaltung mit nach Berlin nimmt und in absehbarer Zeit seinen Dialog zur Pflege fortsetzen werde. Beim nächsten Termin will er dann von den Ergebnissen der Koalitionsverhandlungen berichten.
Brandbrief und Strategiepapier
Zum Abschluss der Diskussionsrunde übergab Roger Konrad, der Vorsitzende vom Verein „Pflege in Bewegung e.V.“ dem Bundestagsabgeordneten noch den aktuellen Brandbrief, in dem eine sofortige Anhebung der Personalstellen um 10 Prozent und ein gesetzlicher Fachkraftmindestlohn eingefordert werden, was in zwei Jahren evaluiert und mit einer Umwandlung des bisherigen Solidaritätszuschlages in eine zeitlich befristete Demografie-Abgabe refinanziert werden soll. Darüber hinaus wurde ihm auch das Strategie-Papier für eine „Zukunftspflege“ in Deutschland ausgehändigt, das einen ganzheitlichen Ansatz für eine wirkliche und nachhaltige Pflege-Reform beinhaltet. Mehr Infos dazu gibt es im Internet unter www.pflegeinbewegung.de
Eine Antwort
Gestern Abend konnte man im WDR einen Bericht über die Pflege sehn. Wie sie sein sollte am Beispiel Norwegen. Aber so lange sich in solchen Bereichen Gewinnmaximierung erzielen lässt wird sich bei uns nichts ändern. Wenn ich hier in einem Pflegeberuf tätig wär würde ich sehr schnell in die skandinavischen Länder auswandern. Dort wird noch am Menschen zum Wohle aller gearbeitet und die Arbeitsbedingungen sind auch viel besser.