Meschede. Eine der beiden mächtigen Rotbuchen an der Ruhrbrücke im Herzen Meschedes leidet an der Weißfäule, die für ein allmähliches Absterben sorgt. Bevor der Baum seine Standsicherheit verliere, werde er nun gefällt, teilt die Stadtverwaltung mit.
Gefahren für Passanten und Verkehr
Dass mit einer der Buchen etwas nicht stimmt, sei für Passanten selbst zu sehen – wenn sie sich die Mühe machten, einmal die Kronen der beiden Bäume betrachten: Während die westliche der Buchen noch in vollem Grün stehe, habe die weiter östliche schon viel Laub verloren: Die Kronenenden stehen frei; an vielen Stellen habe man von unten „freien Blick“ durch das Blätterdach in den Himmel. „Das Fällen ist leider unumgänglich, um Gefahren für Passanten und Straßenverkehr auszuschließen“, betont Heinz Hiegemann, Leiter des Fachbereichs Infrastruktur der Stadt Meschede. Es sei immer bedauerlich, wenn solch ein „erhabener Baum“ mit einem Alter von 80 bis 90 Jahren weichen müsse – „allerdings können wir nicht ausschließen, dass er andernfalls mal als Ganzes umstürzt“, ergänzt Marc Böhm, Leiter des Integrierten Baubetriebshofs (IBB).
Riesenporling wächst
Verursacher dieser Entwicklung ist der Riesenporling – einer der gefährlichsten Schadpilze gerade bei älteren Buchen. „Der Pilz bildet sich in der Wurzel und steigt langsam nach oben“, erläutert Karl Friesen, beim IBB als zertifizierter Baumkontrolleur verantwortlich für die innerstädtischen Bäume. Die Folge: An dem Baum entsteht die so genannte „Weißfäule“. Dadurch wird die Wasser- und Nährstoffversorgung des Baums gestört, das Wurzelholz wird abgebaut, Stamm und Krone sterben ab – der Baum ist nicht mehr standsicher.
An der Rotbuche in der Fritz-Honsel-Straße hat sich in den vergangenen Tagen der Pilz bereits oberirdisch am Stamm zu einem großen Fruchtkörper entwickelt – Marc Böhm: „Das, was wir sehen, ist ein sehr fortgeschrittenes Stadium.“ Behandelbar ist die Weißfäule nicht, erklärt er: „Gerade für Laubbäume im innerstädtischen Bereich ist es deshalb so etwas wie ein Todesurteil.“ Denn die Sicherheit von Menschen hat oberste Priorität, ergänzt Heinz Hiegemann – im Fall der kranken Rotbuche allein schon wegen der direkten Nachbarschaft zum Gehweg an der Fritz-Honsel-Straße und zur Freitreppe an der Henne.
Fällärbeiten in Etappen
Im Winterhalbjahr wird der IBB daher die Buche mit einem Steigerwagen Stück für Stück von oben abtragen. Würde man den Baum einfach fällen, würde er aufgrund seines Wuchses in Richtung Fritz-Honsel-Straße fallen, erläutert Karl Friesen – keine Option für den IBB. Klar ist schon, dass die dann freie Fläche neu mit einem Baum bepflanzt werden soll – „mit einem Baum, nicht mit einem Bäumchen“, betont Marc Böhm. Man habe eine Grundfläche von 16 Quadratmetern zur Verfügung, ergänzt Heinz Hiegemann: „Da kann man schon etwas machen.“ Die Baumart steht noch nicht fest – wichtig sei, dass sie mit Hitze und längeren Trockenperioden besser zurechtkomme als eine Buche, so der Fachbereichsleiter: „Die letzten beiden Sommer haben möglicherweise auch etwas zum jetzigen Zustand der Rotbuche beigetragen.“
Nachbar hat sich erholt
Der gute Teil der schlechten Nachricht: Der Zustand der direkt an der Ruhrbrücke stehenden andere Rotbuche hat sich in den vergangenen Jahren gebessert. Nach der Neugestaltung der Fritz-Honsel-Straße wurde dieser Baum eigentlich kritischer betrachtet als der jetzige „kranke Nachbar“, erinnert sich Marc Böhm: „Aber er hat sich erholt – wahrscheinlich auch durch die intensive Pflege.“ Die Chancen stehen nun gut, dass er noch viele Jahre der „Nepomuk“-Statue an der Ruhrbrücke Schatten spenden kann. Karl Friesen: „Wenn der erkrankte Baum nun gefällt und der Boden ausgetauscht wird, vermeiden wir auch, dass der Riesenporling über die Wurzeln den Nachbarbaum infizieren kann.“