Arnsberg. „Betörend“ will er sein, der 18. Arnsberger Kunstsommer. Ein Motto mit vielen, durchaus auch ambivalenten Bedeutungen. Und ein Motto, das auch eingelöst sein will, wie Kulturbüro-Chef Peter Kleine jetzt im Kulturausschuss betonte. Die Politiker konnte er mit seiner Vorschau offensichtlich „betören“, zumindest, wenn man von der Bedeutung „faszinieren“ ausgeht.
Aktionsgruppe junger Künstler will Altes Rathaus besetzen
Der Kunstsommer hat zumindest zwei Konstanten. Zum einen, dass er immer an zehn Tagen zum Ende der Sommerferien stattfindet, so auch in diesem Jahr vom 8. bis 17. August, zum anderen, dass immer wieder neue Partner dabei sind und von außen neue Ideen einbringen. Einer der neuen Partner ist das Arnsberger Residenz-Kino. Dessen Chef Hubert Nieuwdorp hatte die Idee zu „Bayreuth in Arnsberg“. Er wird während des Kunstsommers im großen Saal seines Kinos eine Tannhäuser-Aufführung vom Wagner-Hügel in Bayreuth live übertragen. „Eine charmante Idee“, so die neue Kulturbüro-Mitarbeiterin Kirsten Minkel, hatte auch eine Aktionsgruppe junger Künstler aus der Stadt, die ihre Kunst ausgerechnet im Alten Rathaus präsentieren will. Von Mode über bildende Kunst bis zu Lesungen reichen die Pläne der Gruppe, die allerdings noch mit dem Brandschutz abgestimmt werden müssen. Neuer Kooperationspartner des Kunstsommers ist auch der Wildwald Voßwinkel, mit dem zusammen der Kunstsommer den bekannten Naturfotografen Karl-Heinz Volkmar präsentiert. Workshopteilnehmer müssen allerdings früh aufstehen, denn die Jagd mit der Kamera beginnt schon gegen 4 Uhr morgens.
Außergewöhnliche Bilder und zwei Tanztheater-Projekte
Außergewöhnliche Fotografien werden wieder im Kloster Wedinghausen ausgestellt. Es gibt glamouröse Bilder der im KZ ermordeten jüdischen Fotografin Elsa Neuländer aus dem Berlin der 1920-er Jahre sowie sarkastische Fotos ihres Schülers Helmut Neustädter, der sich später Helmut Newton nannte, aus den 1960-er Jahren. nebenan im Klosterhof wird es auch wieder bewegte Bilder geben, welche Filme gezeigt werden, ist allerdings noch offen.Neu sind auch zwei Mitmach-Tanzprojekte, eins mit dem vom Teatron Theater bekannten Manuel Quero, eins mit der Jedermann-Regisseurin Anke Lux. „Eine schöne Bandbreite und keine Konkurrenz zur Arbeit der Tanzstudios, eher Tanztheater,“ so Kleine. Ein Highlight verspricht auch der Workshop Trickfilm mit der US-Professorin Cathy Joritz zu werden, wo die Teilnehmer in vier Gruppen einen Film mit scherenschnittartigen Schablonen schaffen werden.
Chorprojekt mit afrikanischen Rhythmen
Das „betörend“ auch „des Verstandes beraubend“ bedeuten kann, verdeutlichte Peter Kleine in seiner Präsentation mit einem Foto des Reichsparteitags aus dem Jahr 1934. Wie dieser negative Aspekt thematisiert wird steht noch nicht fest. Ein Scratchorchester und eine neue Querflöte-Dozentin sollen frischen Wind ins Musikprogramm bringen. Dazu gibt es mit der Evangelischen Akademie als Partner ein internationales Chorprojekt „Kamerun-Tansania-Deutschland“ mit 50 Teilnehmern aus allen drei Ländern und viel afrikanischem Rhythmus.
Ein „Teppich für Arnsberg“ als Mitmach-Projekt
„Ich lache über nichts mehr, Sachen, die lange tot waren, sind wieder da, und ich glaube, dies Open-Air Aktion wird ziemlichen Spaß machen,“ sagte Peter Kleine zum Mitmach-Filzen und lud auch die Politiker ein, mitzumachen, wenn die Teilnehmer einen möglichst großen und bunten „Teppich für Arnsberg“ erschaffen. Die Bildhauer-Workshops werden auf Wunsch der Teilnehmer von der Wiese an der Festhalle in den Museumshof umziehen und damit näher am Geschehen sein. In die Promenade kommt dafür das Kulturrucksack-Camp, ein Zeltlager mit Jugendlichen aus Arnsberg und Meschede, die dort verschiedene eigene Workshops, aber auch eine Chill-Wiese haben werden. Ein Gastronomieprojekt ist geplant, aber noch nicht ganz in trockenen Tüchern. Das Festival-Wochenende zum Start, die Promenadenmischung am Mittwoch und das Musikfest mit Serenade zum Abschluss gehören wieder zum Programm und am Sonntag, 17. August gibt es auch wieder den Arnsberger Holzmarkt, der im Vorjahr eine erstaunlich gelungene Premiere feiern konnte.
„Vielfalt, Offenheit, Qualität“, so fasste Peter Kleine den Anspruch des Kunstsommers zusammen. Und er ist selbst gespannt, ob der betörende 18. Kunstsommer diesen Anspruch erfüllen kann.