Wildewiese. Seit der offiziellen Übernahme im Jahr 1999 haben Franz-Josef und Marion Steinberg das Traditionsgasthaus Steinberg in Wildewiese Schritt um Schritt und planvoll ausgebaut. Das ist jetzt mit einer Top-Platzierung beim erstmals ausgeschriebenen Sparkassen-Tourismuspreis für Westfalen-Lippe gewürdigt worden. Für das engagierte Gastgeberehepaar Bestätigung und Ansporn zugleich.
Bester privatwirtschaftlicher Betrieb im Wettbewerb
Eigentlich war es ein Zufall, dass die Steinbergs am Wettbewerb überhaupt teilgenommen haben. „Letzten Sommer beim NRW-Tourismustag hatten wir Gäste vom Hotel- und Gaststättenverband im Haus, die haben gesehen, was wir machen, und uns dazu geraten, eine Bewerbung abzugeben,“ erinnert sich Marion Steinberg. Auf vier Punkten beruht das Konzept, das das Hotel Steinberg bei der Siegerehrung in der Zeche Consolidation in Gelsenkirchen aufs Siegertreppchen brachte:
- sichtbare Bezüge zur Geschichte des Betriebes
- vielfältige Einbindung und Reflektion der Region Sauerland
- sanfte Einbindung in die Landschaft
- umweltbewusste ökologische Substanz und Arbeitsweise
„Nur die Großen konnten uns schlagen,“ freut sich Franz-Josef Steinberg über den 3. Platz in der Kategorie „Regionale Identität“. Tatsächlich rangierten nur zwei große öffentliche Projekte im Kloster Bentlage in Rheine sowie im Naturpark Hohe Mark vor den Sundernern, die damit unter 113 Teilnehmern als bester privatwirtschaftlicher Betrieb abgeschnitten haben. Dafür haben sie in den letzten 15 Jahren neben immer wieder neuen Ideen aber auch rund 2,5 Millionen Euro investiert.
„Vor 60 Jahren, als der bis dahin rein landwirtschaftliche Betrieb seine erste Gaststättenlizenz bekam, gab es nur Flaschenbier, Bütterkes und Bockwurst,“ blickt Franz-Josef Steinberg auf seine Familiengeschichte zurück. „Was wollt ihr den da am Arsch der Welt?“ hätten viele Kollegen, mit denen er und seine Frau in großen Häusern zusammengearbeitet hatten, gefragt, als sie beide sich entschieden hatten, den einfachen Landgasthof zu übernehmen und weiterzuentwickeln. Heute, wo der Erfolg da sei, kämen die gleichen Kollegen und sagten „Bei der Lage kein Wunder!“, schmunzelt er. „Und wir haben nicht nur den Laden nach oben gebracht, sondern gleichzeitig auch noch drei Kinder groß gezogen,“ fügt Ehefrau Marion hinzu.
Im nächsten Jahr kommt Wildewieser Naturlädchen dazu
Erste Maßnahme nach der Übernahme war der Bau eines naturnahen Biergartens mit 100 Sitzplätzen, 2001 wurde das Restaurant gehbehindertengerecht umgebaut und erweitert, wobei Wert auf den Erhalt der typischen historischen Elemente der Gastwirtschaft gelegt wurde. Ein großer Schritt war 2008 die Erweiterung der Alm-Hütte zur „Steinbergs Alm“ – einem Raum mit besonderem Ambiente und 150 Plätzen für Sauerländer Gastlichkeit, für Skifahrer und Wanderer, für Feiern und Tagungen. „Das war auch wichtig, um die feiernden Gäste von den ruhebedürftigen zu trennen,“ so Marion Steinberg. Die Umgestaltung der elf Zimmer im Stammhaus nach regionalen und historischen Themen erfolgte 2010. Zwei Jahre später entstand das NaturHotel, ein Neubau mit 15 modernen Gästezimmern, zwei Tagungsräumen, Wellnessbereich und landschaftsgerechten Außenanlagen. Nach Umbau und energieeffizienter Modernisierung der Küche 2013 folgte in diesem Jahr eine teilweise Umgestaltung des Restaurants im Stile des NaturHotels inklusive neuer Speisenkarte mit noch mehr regionalen Produkten. Für 2015 ist die Einrichtung des „Wildewieser Naturlädchen“ fest eingeplant. Dort sollen regionale Produkte, aber auch selbstgemachte Marmeladen, Saucen und Liköre sowie Deko-Artikel aus Holz angeboten werden.
47 Arbeitsplätze, 5000 Gäste und 800 Übernachtungen pro Monat
Der Erfolg lässt sich auch an Zahlen festmachen. Das Hotel Steinberg beschäftigt inzwischen 47 Mitarbeiter, darunter sieben Auszubildende. Monat für Monat – geschlossen ist nur Heiligabend und am 1. Weihnachtstag – kommen im Durchschnitt 5000 Gäste in die Gastronomie. Mit durchschnittlich 800 Übernachtungsgästen ist das Haus zu 62 Prozent ausgebucht, ein Spitzenwert, das Landesdurchschnitt liegt nur bei 38 Prozent. „Nicht selten sind wir auch unter der Woche durch Geschäftsreisende komplett ausgebucht,“ berichtet Marion Steinberg. „Die großen Firmen aus Sundern, Plettenberg und Finnentrop schicken ihre Besucher gerne zu uns, denn sie wollen ihnen das richtige Sauerland zeigen.“ Englische Sprachkenntnisse beim Servieren des Frühstücks seien da unerlässlich. Die Steinbergs wollen aber auch, dass der Gast schon morgens beim Aufwachen merkt, dass er nicht in irgendeinem Hotel in Frankfurt geschlafen hat, sondern in Wildewiese. „Deshalb haben wir die Betten anders gestellt und die Gäste schauen beim Aufwachen direkt aus dem Fenster in die Natur.“ Das Thema Wildewiese prägt inzwischen auch die Speisekarte. Heimisches Wild und Kräuter (= Wiese) spielen da eine große Rolle. Die Steinbergs freuen sich auch über ihre hohe Rückkehrerquote und setzen darauf, ihre Stammgäste zufrieden zu stellen. „Ständig neue Gäste kann nicht klappen,“ weiß Marion Steinberg. Unter den Gästen sind Sunderner, Plettenberger und Finnentroper übrigens zu gleichen Teilen vertreten. „Alle drei Städte betrachten Wildewiese ja als ihren Berg,“ so Franz-Josef Steinberg.
Der Bürgermeister freut sich dreifach
Detlef Lins war am Freitag nach Wildewiese gekommen, um gleich dreifach zu der Auszeichnung zu gratulieren, als Bürgermeister sowie als Vertreter von Stadtmarketing und Sauerland Tourismus. Für Touristiker sei die Qualität der Gastgeber eine der größten Sorgen, deshalb sei er sehr froh, wenn es einen so innovativen Betrieb mit einem „Grünen Faden“ gebe, der die Zeichen der Zeit erkannt habe, sagte Lins. Das Hotel Steinberg sei bestens aufgestellt und das mache ihm große Freude. Die 47 Arbeitsplätze zeigten, dass der Tourismus als zweites wichtiges wirtschaftliches Standbein der Stadt nicht unterschätzt werden dürfe.
Auch für die Sparkasse ist Tourismus eine wichtige Branche
Auch Sparkassen-Vorstand Ernst-Michael Sittig war zum Gratulieren nach Sundern gekommen. „ Wir freuen uns gemeinsam mit dem Hotel Steinberg über den dritten Platz beim Sparkassen-Tourismuspreis und das sie sich mit ihrem tollen Konzept gegen zahlreiche Mitstreiter durchgesetzt haben,“ sagte er und verwies auch auf das Tourismusbarometer Westfalen-Lippe, mit dem die Sparkassen eine einzigartige jährliche Branchenanalyse für Regionen, Orte und Betriebe lieferten. Das Barometer gebe Aufschluss über die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus, analysiere die Tourismusentwicklung und spreche Empfehlungen für die Branche aus. „Mit der Initiierung des Tourismusbarometers leisten die Sparkassen einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung der mittelständischen Unternehmen und zur Qualitätssicherung und Steigerung der Tourismuslandschaft“, erklärte Ernst-Michael Sittig.